Geesthacht. CDU-Ratsherr und ehemaliger Lehrer Jochen Meder ist tot. Bei der Kommunalwahl sorgte er noch für Schlagzeilen. Ein Nachruf.

Mit seinem neuen Motorrad, einer Honda mit allerlei Schnickschnack an Extras, hatte sich Jochen Meder einen Traum zum 75. Geburtstag am 15. Januar erfüllt. „Wegen der beheizbaren Griffe am Lenker habe ich ihn noch aufgezogen“, erinnert sich Peter Groh, ein langjähriger Weggefährte in der Geesthachter CDU. Auf dem Tacho sind keine 1000 Kilometer drauf, doch mehr werden nicht hinzukommen. Der langjährige Ratsherr (ab 1990 mit Unterbrechungen), Gründungsmitglied vom Förderkreis Industriemuseum und Lehrer am Otto-Hahn-Gymnasium (1977-1999) ist am 3. Juni nach kurzer, schwerer Krankheit überraschend gestorben.

Bei der Kommunalwahl am 14. Mai hatte der in Landau an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz) aufgewachsene Lehrer für Erdkunde und Biologie noch für ein Kuriosum gesorgt. Christdemokrat Meder war genau wie Petra Burmeister von der SPD im Wahlkreis 3 (Kita Heuweg) auf 225 Stimmen gekommen. Doch als am 24. Mai per Losentscheid Meder das Direktmandat zugesprochen wurde, konnte er schon nicht mehr persönlich anwesend sein.

Zum überraschenden Tod von Jochen Meder

1977 verschlug es Jochen und Hannelore Meder (Hochzeit 1975) aus der Pfalz nach Geesthacht. Nach dem Einzug in ein altes Haus an der Lichterfelder Straße, das früher zur Düneberger Pulverfabrik gehörte, begeisterte er sich für die Idee, die geschichtlichen Hintergründe des Wirkens von Alfred Nobel in der Stadt für die Nachwelt erlebbar zu machen: Der Förderkreis Industriemuseum war geboren. „Weil Geesthacht zu stiefmütterlich mit seinem geschichtlichen Erbe umgegangen ist“, wie er dem Autor dieser Zeilen einmal verriet.

Die Rundgänge durch seinen Stadtteil Düneberg (Deutsches Pulver für die Welt) und die Besenhorster Sandberge (Pulver, Plastik und Raketen) führte Meder mit großer Leidenschaft. Eigentlich wollte der Mann mit dem Silberblick (weshalb der Autor dereinst im Erdkunde-Unterricht auch nie wusste, ob er wirklich dran war, wenn er angesprochen wurde) am Sonntag, 11. Juni, wieder durch den früheren Betriebsteil Birke im Naturschutzgebiet führen. Das übernimmt nun Ulrike Neidhöfer.

Vorzeitiger Abschied aus dem Schuldienst

Eines der letzten Fotos von Jochen Meder: Nach der Kommunalwahl posiert er mit Petra Burmeister (SPD). Auf beide entfielen jeweils 225 Stimmen im Wahlkreis 3 (Kita Heuweg).
Eines der letzten Fotos von Jochen Meder: Nach der Kommunalwahl posiert er mit Petra Burmeister (SPD). Auf beide entfielen jeweils 225 Stimmen im Wahlkreis 3 (Kita Heuweg). © Katharina Richter | Stadt Geesthacht

„Ich bin sehr traurig. Es ist schade, dass Jochen den Start unseres geplanten digitalen Museums nicht mehr miterleben kann“, sagt Neidhöfer, die dem Förderkreis vorsteht. Meder war ihr Stellvertreter. Von jedem der früheren Spaziergänge existiert ein Gruppenbild. Denn Fotografieren war neben Reisen die Leidenschaft des Lehrers, der 1999 vorzeitig aus dem Schuldienst ausgeschieden war. Meder fotografierte liebend gern Sonnenaufgänge und hielt auch wichtige Ereignisse für die Geesthachter CDU fest.

Von den vielen Wanderungen mit seiner Frau schickte er seinem früheren Lehrerkollegen Friedhelm Ringe (Nabu, Grüne) regelmäßig Bilder von Pflanzen und Insekten mit der Frage, worum es sich denn dabei handele. Hintergrund: Obwohl beide Biologie unterrichteten, ist Ringe der ausgewiesene Experte für Flora und Fauna. „Nach einer Gewöhnungszeit wegen der verschiedenen politischen Ausrichtung hatten wir ein gutes Verhältnis. Sein Tod ist ein ganz schöner Schlag“, sagt Ringe ein, der mit Meder auch gemeinsame Führungen durch die Besenhorster Sandberge machte.

Hilfsbereit, offen, ausgeglichen und ein Eis-Liebhaber

„Ich bin geschockt“, sagte Karsten Steffen (CDU). Der ehemalige Bürgermeister-Kandidat (2015) und heutige Mitarbeiter der Kreisverwaltung in Ratzeburg war vor seinem Abitur im Jahr 1981 noch selbst Schüler Meders und lernte ihn später bei der Arbeit in der Jungen Union kennen und schätzen. „Ich weiß noch, wie es Anfang der 1990er-Jahre in der Ratsversammlung heiß her ging und die CDU deutlich wertkonservativer war. Damals wurde Jochen mal als grüner Arm der CDU bezeichnet“, erinnert sich Steffen.

Themen wie Umwelt und Kultur interessierten Meder schon immer. In den Ausschüssen für Umwelt und Energie, dem er auch vorstand, sowie für Bildung und Sport engagierte er sich politisch besonders. Zuletzt agierte er in der Ratsversammlung als Schriftführer. „Ich habe vor allem seine Offenheit und ausgeglichene Art sehr geschätzt. Wir werden ihn als Politiker und als Mensch mit einer großen Hingabe für das Ehrenamt vermissen“, sagt Bürgermeister Olaf Schulze, der vor Kurzem noch selbst an einer von Meders Führungen teilnahm.

Trauerfeier am Tag der konstituierenden Ratsversammlung

„Jochen kam immer ein bisschen unpünktlich. Das hat ihn sympathisch gemacht“, blickt Karsten Steffen zurück. Eine weitere Eigenschaft haben alle Gesprächspartner in diesem Artikel genannt: Meders unglaublich große Hilfsbereitschaft. Seine Leidenschaft fürs Eis essen ist eine andere. „Überall, wo er war, hat Jochen Eis gegessen. Bei mir in Ratzeburg wollte er in diesem Jahr auch noch vorbeikommen und eines mitbringen“, sagt Karsten Steffen. Daraus wird nun nichts mehr. Dafür wird nun im Himmel das Eis knapp, vor allem seine Lieblingssorte „Malaga“.

Die Trauerfeier findet am Freitag, 23. Juni, auf dem Geesthachter Waldfriedhof statt. Dem Tag, an dem auch die neue Ratsversammlung zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammenkommt. Das der CDU durch das Los zugefallene Mandat wird nun von Jessica Woehr besetzt. Die nächste Kandidatin auf der Parteiliste rückt für Jochen Meder nach.