Geesthacht. Poltrige Stimme, weiches Herz: Der Mann, in dessen Haus fast drei Jahrzehnte die Geesthachter feierten, starb im Alter von 70 Jahren.

Den meisten Geesthachtern ist Horst Funke als Kneipier bekannt. Fast 30 Jahre lang, bis zur Schließung 2012, führte er das „Vanilla“ an der Geesthachter Straße. Er nannte die Gaststätte so wegen der Farbe der 1905 gebauten Villa, in der Generationen von Bewohnern von Geesthacht ab Oktober 1983 ausgelassen feiern oder ein Feierabendbier genießen konnten.

Legendär waren seine selbst gemachten Frikadellen und das Knoblauchbrot. Beides kredenzte der Wirt gern zu später Stunde. Nicht selten wurde im „Vanilla“ bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Als er das Lokal schloss, erinnerte er sich an tolle Zeiten zurück. Etwa als es nach einer Feier bis in den frühen Morgen anschließend samt Wirt mit 20 Leuten auf dem Hamburger Fischmarkt weiterging.

Geesthacht: Der frühere „Vanilla“-Wirt Horst Funke ist tot

Bekannt war Horst Funke auch für seine Sprüche. „Hier ist keine Wärmehalle“, sagte er etwa mal zu einem jungen Mann, der mit vier Freunden bei ihm Fußball gucken wollte, aber selbst nichts bestellen mochte.

Horst Funke war Wahl-Geesthachter und Frohnatur, stammte ursprünglich aus dem Pott, genauer gesagt aus Dortmund-Mengede. Für den BVB schlug sein Herz, was unweigerlich an der Fahrradklingel mit dem Vereinswappen an seinem alten blauen Herrenrad erkennbar war, mit dem er häufig unterwegs war. In den 1980er-Jahren kam der gelernte Betonbauermeister an die Elbe, war zunächst am Bau des Kernkraftwerks Krümmel beteiligt und kickte in der Freizeit einige Jahre bei den Fußballern des SV Hamwarde.

Bei Horst Funke traf sich an Heiligabend halb Geesthacht

Später gelangte das „Vanilla“ Bekanntheit über die Stadtgrenzen hinaus. Hier gab es regelmäßig Livemusik, gefühlt traf sich halb Geesthacht an Heiligabend im „Vanilla“. In seiner Kneipe lernte er auch seine spätere Frau Margitta Braun kennen. Die Floristin feierte damals ihren 50. Geburtstag. Am nächsten Werktag kaufte Horst Funke in ihrem Blumenladen einen riesigen Blumenstrauß, nur um ihr diesen im nächsten Augenblick zu schenken.

Seit elfeinhalb Jahren waren sie zusammen, haben vor eineinhalb Jahren geheiratet. Ganz ungewöhnlich für den Mann mit dem großen Schnurrbart, der am liebsten T-Shirt, Jeans und Weste trug: Zur Hochzeit fuhr Horst Funke im schmucken, grauen Jackett in seinem geliebten roten Cabrio vor.

Horst Funke im Jahr 2010 vor dem „Vanilla“.
Horst Funke im Jahr 2010 vor dem „Vanilla“. © Kim Nadine Meyer | BGZ

Hüne mit poltriger Stimme und butterweichem Herz

Man kann unendlich viel über Horst Funke erzählen. Etwa, dass er zwei Jahre lang in der Vorweihnachtszeit einen Stand auf einem deutschen Weihnachtsmarkt in London hatte. Aber in erster Linie war er einfach ein wirklich lieber, geselliger und herzensguter Mensch. Er war immer zur Stelle, wenn jemand Hilfe brauchte. Einmal flog er zu Freunden nach Mallorca, um ihnen handwerklich in der Ferienwohnung unter die Arme zu greifen. Beim Sommergenuss der Stadtwerke half er spontan einer Bierwagencrew, wenn das Bierfass mal nicht so wollte. Regelmäßig unterstützte er als Fleurop-Bote auch seine Margitta, der das Blumengeschäft „Blumenträume“ an der Geesthachter Straße 9 gehört.

Seit 2016 werkelte der Geesthachter als Bühnenbauer an den Kulissen der Niederdeutschen Volksbühne Geesthacht, eine Saison stand er bei deren Sketchreihe „Schummerstünn“ sogar auf der Bühne. Der umtriebige Geesthachter war „EL Presidente“ im Spar Club Aufschwung 2009. Die rote „Blechkasse“ des Clubs, der sein Domizil seit der „Vanilla“-Schließung im Gasthaus Düneberg hat, ist ein Überbleibsel aus der Kultkneipe.

Trauerfeier soll in der Kapelle auf dem Waldfriedhof Geesthacht sein

Im Juni wäre er an seinem 71. Geburtstag wahrscheinlich wieder in seinem Garten an der Fährstraße einige Tage von Feiernden belagert worden. Horst Funke hatte so viele Freunde, dass meist in Etappen drei Tage lang gefeiert wurde.

Doch in diesem Jahr fällt die Feier aus: Der Hüne mit der poltrigen Stimme und dem butterweichen Herzen ist am 26. März gestorben. Er erlag nach kurzer schwerer Krankheit. Neben seiner Margitta hinterlässt er vier Enkelkinder und einen Sohn aus einer früheren Beziehung. Die Trauerfeier wird in der Kapelle auf dem Waldfriedhof Geesthacht sein. Der Termin steht noch nicht fest.