Ratzeburg. Vom 1. bis 31. Juli können Besucher einen Othello erleben, der Otto heißt, oder beim Kanu-Wander-Theater durch den Theatersaal paddeln.

Mehr als 90 Veranstaltungen an 32 Orten: Vom 1. bis 31. Juli lädt die Stiftung Herzogtum Lauenburg zum mittlerweile 18. Mal zum Kultursommer am Kanal ein. Obwohl das Kulturfestival damit nun eine „erwachsene“ Veranstaltung ist, bietet Intendant Frank Düwel in diesem Jahr auch ein vielfältiges Programm für Kinder und Jugendliche.

Ein Schwerpunkt ist das Forum Junge Kunst in Schwarzenbek: Im Amtsrichterhaus (Körnerplatz 10) zeigen junge Menschen vom 1. bis 8. Juli, was sie unter Kunst verstehen – von Malerei über Fotografie und neue Medien bis zur Musik. Nach dem Ende von „Beat’n’Dance“ – einem Musik- und Theaterprojekt, das Düwel gemeinsam mit dem damaligen Schwarzenbeker Jugendpfleger Nobert Lütjens über zehn Jahre entwickelt hatte – gibt es nun ein neues Jugendprojekt. Lütjens, mittlerweile Bürgermeister der Europastadt und Vorsitzender des Stiftungsrats, hat bereits einige Arbeiten gesehen: „Das hat mich umgehauen. Ich habe Bilder einer 13-jährigen Schülerin gesehen, die von unglaublich hoher Qualität sind.“ Doch die Jugendlichen sollen im Schwarzenbeker Kulturzentrum nicht nur einfach ihre Werke zeigen – sie werden auch bei der Präsentation mitwirken.

Das Schwarzenbeker Amtsrichterhaus ist Schauplatz eines neuen Jugendprojekts, dem Forum Junge Kunst.
Das Schwarzenbeker Amtsrichterhaus ist Schauplatz eines neuen Jugendprojekts, dem Forum Junge Kunst. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Kultursommer am Kanal mit viel Bildender Kunst

Bei der Vorstellung des Programms, zu dem Düwel gemeinsam mit Stiftungspräsident Klaus Schlie und Sponsor Dr. Stefan Kram, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse, in das Ratzeburger A. Paul Weber-Museum geladen hatte, gab der Intendant auch einen Fehler zu.

Bildende Kunst sei bisher bei Präsentation und Berichterstattung gegenüber einmaligen Events wie Konzerten oder Theateraufführungen benachteiligt worden. Doch „die Bildende Kunst spielt eine starke Rolle beim Kultursommer, die offenen Ateliers sind ein zentraler Bestandteil des Festivals“, sagt Düwel. Mit 25 Ausstellungen und dazu noch der Ausstellungsreihe „Dörfer zeigen Kunst“ sorgen Maler und Bildhauer für mehr als ein Viertel des Programms.

„Holz hat einen Aufforderungscharakter - es will berührt werden und berührt uns“, sagt Künstlerin Anja Franksen, die in der Kirche Güster ausstellt.
„Holz hat einen Aufforderungscharakter - es will berührt werden und berührt uns“, sagt Künstlerin Anja Franksen, die in der Kirche Güster ausstellt. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Holzarbeiten in der Kapelle in Güster

Einen besonderen Ausstellungsort hat Anja Franksen gewählt: Sie zeigt vom 1. bis 31. Juli in der Auferstehungskapelle in Güster Arbeiten zum Thema Wald und Holz. „Holz hat einen Aufforderungscharakter“, sagt die Künstlerin, die in Lübeck wohnt: „Es will berührt werden und es berührt uns.“

In ihrer Ausstellung „Subcutan – mehr als unter die Haut“ will sie durch Malerei, Installationen sowie Klang- und Videoperformances den Gegensatz zwischen Mensch und Natur aufheben: „Wir alle sind Teil der Natur.“ Die Gemeinde hatte Düwel die Kapelle als Ausstellungsort angeboten, nachdem das ehemalige Gotteshaus entwidmet worden war. Geöffnet ist die Kapelle (Dorfstraße 1) an den Wochenenden von 14 bis 18 Uhr.

Siebeneichen lädt wieder zum Eröffnungsfest ein

Doch auch mit dem Eröffnungsfest geht Düwel neue Wege: Wurde der Kultursommer bisher reihum in den Orten des Kreises eröffnet, ist in diesem Jahr erneut Siebeneichen Gastgeber des Festes. Düwel: „Unser Festival beginnt am Elbe-Lübeck-Kanal und wird dann im gesamten Kreis gefeiert – damit beginnt eine Tradition.“

Die Eröffnung am Sonnabend, 1., und Sonntag, 2. Juli, wird diesmal als Chorfest gefeiert: Am Sonnabend singen von 11 Uhr an auf der Bühne vor der St.-Johanniskirche Kinderchöre, der Lauenburger Shantychor Die Kielschweine und die Lübecker Baltic Jazz Singers – und animieren die Besucher zum Mitsingen. Am Sonntag geht das Fest um 10.30 Uhr mit einem musikalischem Gottesdienst weiter. Um 15 Uhr bitten dann die Jazz-Sänger zum Konzert in die Kirche (Preis: 12 Euro). Rund um die Kirche gibt es an beiden Tagen zudem einen Kunsthandwerkermarkt.

Bei „Macbeth“ ist der Theatersessel ein Kanu

Neu ist auch die Streckenführung beim Kanu-Wander-Theater, das sich diesmal auf den Schaalseekanal zwischen der Schmilauer Brücke und Salem konzentriert. Während die Akteure am Ufer des Kanals Szenen des Stückes – in diesem Jahr Shakespeares „Macbeth“ – aufführen, paddeln die Besucher in Kanus an ihnen vorbei. Bisher mussten die Zuschauer auch noch den Salemer und den Pipersee durchpaddeln, was bei Gegenwind ziemlich anstrengend war.

Die Zuschauer padeln in Kanadiern an den Akteuren vorbei, die am Ufer Shakespeares „Macbeth“ aufführen.
Die Zuschauer padeln in Kanadiern an den Akteuren vorbei, die am Ufer Shakespeares „Macbeth“ aufführen. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

In diesem Jahr konzentriert sich die Geschichte über den Aufstieg des königlichen Heerführers Macbeth zum König von Schottland und seinen Fall deshalb auf die Kanalstrecke. Und es gibt eine weitere Neuerung: Wer für den 7. Juli eine Karte des Kanu-Wander-Theaters gebucht hat, kann zuvor im Kanucenter Krebs am Schaalsee das Kanufahren ausprobieren – und erhält eine Ermäßigung von 50 Prozent bei der Kanumiete.

Othello spricht Plattdeutsch und heißt Otto

Auch Intendant Frank Düwel ist diesmal mit einer Inszenierung dabei: In Geesthacht (7. Juli) sowie in Ratzeburg (8. Juli) zeigt er seine Version von Schillers „Wallenstein“. Es sei unglaublich, welche noch heute gültigen Aussagen im ersten Teil des Stückes (Wallensteins Lager) gemacht wurden, so Düwel: „Es passt in die Zeit – wir sind wieder im Krieg.“

Einen anderen Klassiker der Weltliteratur hat Kilian Prigge inszeniert: Shakespeares Othello. Doch Prigges Othello heißt Otto und gespielt wird auf Plattdeutsch. „Fremdsein ist für mich das Thema“, sagt Prigge, doch dies habe nichts mit dem Aussehen oder der Hautfarbe zu tun, sondern viel mehr mit unserer Sozialisation, der Art und Weise wie wir sprechen und unser Leben führen. „Otto“, das Prigge für seine Zwischenprüfung an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg inszeniert hatte, wird am 9. Juli im Möllner Augustinum gespielt (Karten: 22 Euro).

Der Reisebegleiter liegt in den Filialen der Kreissparkasse aus und ist online unter www.kultursommer-am-kanal.de zu finden. Der Kartenvorverkauf für die kostenpflichtigen Veranstaltungen beginnt am 15. Mai.