Geesthacht. Die Frau hörte am Telefon von einem furchtbaren Unfall. Wie die Betrüger die Mutter dazu brachten, ihnen Gold zu geben.

Was geht in einer Mutter vor, wenn sie hört, dass ihre Tochter ein Kind getötet hat? Eine Geesthachterin hat das kaum zu Ertragende jetzt durchmachen müssen. Sie wurde Opfer einer besonders miesen Trickbetrügerei, die sie nun bei der Polizei angezeigt hat. Verbrecher haben sie mit einem Schockanruf um mehr als 50.000 Euro gebracht.

Eine vermeintliche Polizeibeamtin aus Hamburg hatte die Frau angerufen und mitgeteilt, dass die Tochter der Geesthachterin bei einem Verkehrsunfall ein Kind getötet habe. Die Tochter selbst könne nicht sprechen, da sie in einer Schockstarre sei. Im Hintergrund war in der Tat eine weinende Frau zu hören.

Die geschockte Geesthachterin ging auf die Forderungen der Betrüger ein

Um eine lange Untersuchungshaft abzuwenden, müsse sofort eine Kaution hinterlegt werden, erklärte die falsche Polizistin. Die geschockte Geesthachterin sagte, dass sie Gold habe. Ihr wurde verboten, mit anderen über die Sache zu sprechen. Es gebe eine staatsanwaltliche Anordnung zur Schweigeverpflichtung, hieß es. Nach vielen Telefonaten mit angeblichen Staatsanwälten und Richtern wurde sie mit dem Auto in die Hamburger City gelotst, die Route über Handy durchgegeben.

Bei der Anzeigenaufnahme wurde später festgestellt, dass sie mehr als 14-mal mit unterdrückter Nummer angerufen wurde. Die längste Verbindung wurde fast zwei Stunden gehalten. „Die Betrüger können so sicherstellen, dass nicht zwischendurch die Polizei angerufen wird, falls das Opfer doch Verdacht schöpft“, erklärt eine Polizei-Sprecherin.

Die erste Übergabe an „Herrn Braun“ scheiterte noch

Die erste Übergabe an der Kaiser-Wilhelm-Straße scheiterte noch. Der angekündigte „Herr Braun“ passte optisch nicht zum Erscheinungsbild, das die Geesthachterin mit dem Träger so eines Namens verband. Sie ließ sich aber überreden, in der Mönckebergstraße erneut eine Übergabe vorzunehmen. Diesmal erschien am Treffpunkt eine kleine, etwa 30 bis 35-jährige Frau, die das Gold entgegennahm.

Ausweisen konnte sich niemand der falschen Justizmitarbeiter. Die Ausweise mussten zur Sicherheit an der Gerichtskasse hinterlegt werden, hieß es. Von der Last der Übergabe befreit fand die Geesthachterin während der Rückfahrt dann wohl die Muße, die Vorgänge gründlich zu überdenken. Denn nach Hause zurückgekehrt war ihr bewusst, auf Betrüger hereingefallen zu sein, und sie ging zur Polizei.

Die Polizei fragt nicht nach Wertsachen und Geld

Jüngst wurden der Polizeidirektion Ratzeburg vermehrt Betrugsversuche per Telefon gemeldet. Möglicherweise gehen die Betrüger systematisch vor und suchen eine zeitlang Gebiete mit denselben Vorwahlen heim, bevor zum nächsten Vorwahlbereich gewechselt wird.

Die Beamten appellieren, auf das Bauchgefühl zu hören. Die Täter arbeiteten oft mit Schockanrufen, um ihre Opfer zu verunsichern. „Die Polizei fragt nicht nach Wertsachen und Geld. In Deutschland gibt es keine Kaution zur Abwendung einer Haftstrafe. Und nach Verkehrsunfällen wird grundsätzlich keine sofortige Haftstrafe angeordnet“, erklärt die Polizei. Sie rufe auch niemals mit unterdrückter Nummer oder unter 110 an.

Wer einer Straftat verdächtigt werde, habe das Recht, einen Rechtsanwalt oder Vertrauenspersonen hinzuzuziehen. Eine Geheimniskrämerei mit einem Stillschweigen würde nicht verlangt werden. Die Polizei empfiehlt, bei solchen Anrufen aufzulegen und die Wache zu informieren