Helmholtz-Zentrum: Forschungsreaktoren sollen bis 2030 verschwunden sein - Abbau im Dialog

Wo noch vor drei Jahren konzentriert an neuartigen Werkstoffen geforscht wurde, herrscht seit Oktober gespenstische Leere. Die komplexen Apparaturen und Messgeräte in der Experimentierhalle sind verschwunden. Sie stehen heute in Forschungszentren in Delft und St. Petersburg - 1060 Tonnen an Inventar wurden auf die Reise geschickt. Die leere Halle ist das wohl deutlichste Zeichen, dass der Rückbau der beiden Forschungsreaktoren auf dem Gelände des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG) voranschreitet.

"Im März haben wir den Stilllegungsantrag für die Anlage eingereicht. Seitdem geht alles seinen Weg", sagt Dr. Peter Schreiner, Leiter des Forschungsreaktors. "Wir warten jetzt auf die Abbaugenehmigung." Vorher dürften die strahlenden Teile der Reaktoren nicht abgebaut werden. "Ich hoffe, dass bis Dezember ein Gutachter benannt wurde, der unser Abbaukonzept prüft", sagt Schreiner. Der eigentliche Rückbau der Reaktoranlage könnte dann in zwei bis drei Jahren beginnen. Mit einem Abschluss der Arbeiten rechnet das HZG etwa 2030.

Viel Arbeit liegt damit noch vor den Ingenieuren und der Atomaufsicht - aber auch vor einer zehnköpfige Gruppe mit Menschen aus der Region. Sie begleitet das letzte Kapitel der Atom-Ära am HZG seit einem Jahr konstruktiv wie kritisch. Knackpunkt in allen Bereichen des Rückbaus ist aber weiterhin die ungeklärte Endlager-Frage. So sollen die ausschließlich schwach- und mittelradioaktiven Altlasten gut verpackt im Schacht Konrad bei Salzgitter abgestellt werden. "Vor 2021 wird Schacht Konrad aber kaum annahmebereit sein. Und es kann auch noch dauern, weil Atomanlagen aus ganz Deutschland ihren Müll dort anliefern wollen", gibt Begleitgruppen-Sprecher Dirk Seifert von der Umweltschutzorganisation Robin Wood zu bedenken. Hier soll als Zwischenlösung wieder die leere Halle ins Gespräch kommen: "Wir wollen sie vom Abbaubereich trennen und als Lager nutzen", sagt Schreiner. Hier könnten die fertig konditionierten Fässer und Container auf einen Abtransport zum Schacht Konrad warten.

Ein Projektschritt, der ebenfalls mit der Begleitgruppe abgesprochen wurde. Die Gruppe wurde vor einem Jahr gegründet, bringt sich seitdem aktiv in die Rückbauplanungen ein - und will jetzt auch die Geschichte der Atomforschung des GKSS-Forschungszentrums aufarbeiten.

HZG-Geschäftsführer Prof. Wolfgang Kaysser lobte den Dialog als ein gelungenes Experiment - eine Einschätzung, die von der Gruppe geteilt wird: "Als erstes Resümee kann man sagen, dass dieser Dialog funktioniert", betont Gruppensprecher Jörg Kunert. Mittlerweile interessierten sich auch vergleichbare Einrichtungen für diese bisher beispiellose Form der Transparenz. Beim benachbarten Atomkraftwerk Krümmel hüllt man sich dagegen beim Thema Rückbau in Schweigen. "Ich denke aber, bei Vattenfall hat man gesehen, dass es andere Möglichkeiten gibt, in den Dialog einzutreten. Wir wissen aber nicht, welche Schlüsse man aus unserem Beispiel zieht", so Kaysser.

Alle Unterlagen, die im Dialog gemeinsam erarbeitet wurden, können im Internet unter www.hzg.de/dialog eingesehen werden. Interessierte können sich hier auch zu Führungen durch das Reaktor-Gebäude anmelden.