Lauenburg/Geesthacht/Schwarzenbek. Schwarzenbek muss sich im Kampf um ein Schwimmbad voraussichtlich gegen Geesthacht bewähren. Lauenburgs Politik will kein Hallenbad.

Mit Schwarzenbek und Geesthacht konkurrieren voraussichtlich bald zwei Städte darum, Standort für ein neues Hallenbad im Südkreis zu werden. Die Entscheidung der Geesthachter Politik, das Thema nicht als Dringlichkeitsantrag zu behandeln, bedeute nicht, dass man Abstand von einer Bewerbung nehme, sagt SPD-Fraktionschefin Petra Burmeister.

In Lauenburg dagegen wurde ein erst am Vortrag eingebrachter SPD-Dringlichkeitsantrag im Hauptausschuss diskutiert – dann aber mit breiter Mehrheit abgelehnt. Tenor: Die 12.000-Einwohner-Stadt stehe vor neuen finanziellen Herausforderungen und müsse schon jährlich für das beliebte Freibad rund 500.000 Euro Zuschussbedarf aufbringen.

Hallenbad Herzogtum Lauenburg: Standortfrage wird zum Zweikampf

Mit dieser Entscheidung sei die Sache für ihn erledigt, sagt Lauenburgs CDU-Fraktionschef Christoph Haase mit Blick auf die Frage, ob das Thema noch in der nächsten Stadtvertretung auf die Tagesordnung kommt. „Wir können doch nicht sagen, für ein solches Vorhaben schieben wir notwendigen Schulbau oder das neue Rettungszentrum.“

Während die schwarz-grüne Koalition im Kreis und weitere Unterstützer für ein neues Hallenbad im Südkreis werben, möchte die Mehrheit um CDU und Grüne in der Schifferstadt wie auch Lauenburgs Bürgermeister die Hallenbadfrage möglichst schnell abhaken: „Die Verwaltung hat der Politik empfohlen, dass Lauenburg kein Interesse bekundet“, bestätigt Bürgermeister Thorben Brackmann mit Blick auf den abgewiesenen SPD-Vorstoß.

Aufgeschoben: In Geesthacht entscheidet die Ratsversammlung

In Schwarzenbek wird aktuell daran gefeilt, das zuletzt erarbeitete Konzept auf die Forderungen des Kreises abzustimmen. In Geesthacht soll die Standortfrage in der nächsten Ratsversammlung Mitte November behandelt werden.

Die Eilbedürftigkeit habe man gemeinsam mit CDU und Grünen verneint, sagt Petra Burmeister. „Wir wollten angesichts der Bedenken der Grünen nicht Gefahr laufen, dass das eigentliche Thema aus dem Blick gerät. Wir wollen keine Auseinandersetzung über Verfahrensfragen, wir wollen über ein Hallenbad für den Südkreis diskutieren.“

Petra Burmeister (SPD-Fraktionsvorsitzende Geesthacht):  „Wir wollen nicht über Verfahrensfragen sondern über ein Hallenbad für den Südkreis diskutieren.“
Petra Burmeister (SPD-Fraktionsvorsitzende Geesthacht): „Wir wollen nicht über Verfahrensfragen sondern über ein Hallenbad für den Südkreis diskutieren.“ © BGZ | Kai Treffan

Doch Geesthachts Grüne sehen nicht nur keine Eilbedürftigkeit. Fraktionschef Ali Demirhan mahnt, nicht in allgemeinen Jubel auszubrechen angesichts der Frage, wer denn ein neues Hallenbad für den Südkreis errichten möchte.

Grüne: Das Träumen überlassen wir anderen

So sehr der Vorstoß des Kreises nachvollziehbar sei, nach bald 20 Jahren Diskussionen voranzukommen, so sicher sei aber auch, dass Geesthachts Grüne das Träumen anderen überlasse, so Demirhan.

Aus Sicht des Grünen sind Augenmaß und Zweckmäßigkeit gefordert: „Was wir sicherlich nicht mittragen, wäre ein Millionengrab nach dem Vorbild des Salü in Lüneburg.“ In Lauenburg hatten die örtlichen Fraktionen von CDU und Grünen den SPD-Vorstoß, Interesse zu bekunden, gemeinsam zurückgewiesen. Mithin genau die Parteien, die im Kreistag gemeinsam für ein neues Hallenbad für den Südkreis eintreten.

Droht mit einem Bad neues Millionengrab?

Aus Sicht der Geesthachter Grünen-Fraktion müsse es darum gehen zu klären, was sinnvoll und nötig sei. Es gehe vordringlich darum, auch im Südkreis Kapazitäten für Schwimmenlernen und Schulschwimmen bieten zu können, für das Training von Sportlern und von Rettungskräften. „Für uns gehört zur Gesamtbetrachtung zudem das Babyschwimmen ebenso dazu wie Angebote im Reha-Sport. Was der VfL Geesthacht dort plant, muss ebenfalls berücksichtigt werden“, fordert Demirhan.

Diejenigen, für die außer Frage stehe, dass ein neues Hallenbad auf jeden Fall in die eigene Stadt gehöre, litten offenbar an Vergesslichkeit, mahnt der Grüne. „2005 wurde in Schwarzenbek das damalige Hallenbad geschlossen, weil es sich immer mehr Richtung Millionengrab entwickelte. Das haben heute viele Kreistagsabgeordnete offenbar vergessen.“

Bis zur Schließung 2005 nutzte die DLRG regelmäßig das Schwarzenbeker Hallenbad für Schwimmausbildung, Rettungsschwimmer-Training und auch Wettkämpfe.
Bis zur Schließung 2005 nutzte die DLRG regelmäßig das Schwarzenbeker Hallenbad für Schwimmausbildung, Rettungsschwimmer-Training und auch Wettkämpfe. © fotovzgbzgh

1,6 Millionen Euro für Planung, aber kein Zuschuss für Betrieb?

Tatsächlich hat der Kreistag über die verschiedenen Anforderungen an ein Hallenbad im Südkreis entschieden, zudem über die Bereitstellung von bis zu 1,6 Millionen Euro Planungskosten. Nicht aber über eine finanzielle Beteiligung des Herzogtums an laufenden Betriebskosten.

Demirhan: „Es reicht nicht, wenn der Kreis sagt, er würde sich gegebenenfalls daran beteiligen, in dem Punkt ist eine konkrete Zusage notwendig“. Geesthacht schieße schon jährliche Zuschüssen in den Betrieb des Freizeitbades wie auch des kommunalen Kinos jeweils in weit sechsstelliger Höhe. Daneben könne die Stadt unmöglich noch Millionen-Defizite eines teuren Spaßbades tragen.

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Zweckverband könnte Kosten auf mehr Schultern verteilen

Lauenburgs SPD-Fraktionschef weiß um den absehbaren Zuschussbedarf eines neuen Hallenbades. Immo Braune setzt darauf, die Investitionskosten gering zu halten, plädiert dafür, wenn möglich ein vorhandenes Becken in Lauenburg zu überbauen. Das Problem seien die Betriebskosten. „Auf Kreisebene wurde über die Möglichkeit gesprochen, einen Zweckverband zu gründen“, so Immo Braune.

Auf Fragen, ob nicht die Kooperation mehrerer Kommunen oder eine gemeinsame Betriebsgesellschaft der Weg sein könnte, einem neuen Hallenbad den Weg zu ebnen, zeigen sich bisher viele Kommualpolitiker im Südkreis eher zurückhaltend. Auf Nachfrage äußerte Kreissprecher Tobias Frohnert, dass Kooperationen nicht ausgeschlossen seien, zunächst aber müsse das Interessenbekundungsverfahren ausgewertet werden.

Vorteil für Geesthacht und auch Lauenburg

Nach Kooperationsmöglichkeiten der Kommunen Ausschau zu halten, sei Aufgabe des Kreises, „sobald die Ergebnisse auf dem Tisch liegen“, fordert Demirhan. „Wir Geesthachter Grünen haben aber nichts dagegen, sollte der Kreis am Ende des Verfahrens sagen, Schwarzenbek oder auch Lauenburg sind der am besten geeignete Standort für ein Hallenbad im Südkreis.“

Wobei die Forderung nach Nutzung von Synergieen eher den beiden Elbestädten in die Karten spielt. „Schwarzenbek hat kein eigenes Freibad und kein Hallenbad mehr. Eine gemeinsame Wärmeproduktion oder Nutzung moderner Filteranlagen könnten Geesthacht oder Lauenburg bieten“, weiß Demirhan.