Wohltorf. Der Landespetitionsausschuss unterstützt die Online-Petition der Wohltorferin Kerstin Hölter. Warum nicht alle ein Ticket bekommen.

Der Landespetitionsausschuss Schleswig-Holstein hat dazu aufgefordert, die Petition von Kerstin Hölter für ein faires Deutschlandticket für Kinder und Jugendliche zu unterzeichnen – sehr zur Überraschung der Initiatorin. „Eigentlich hat das Land bereits zum 1. April 2024 das sogenannte Schülerticket angekündigt“, sagt die Wohltorferin. Das Ticket soll die Familien nicht mehr als 29 Euro kosten.

Die Mutter von drei Kindern hatte gedacht, dass sich ihre Petition damit erledigt habe. „Dass die Petition nun dennoch vom Land veröffentlicht worden ist, zeigt, wie wichtig es ist, dass möglichst viele Eltern ihre Stimme erheben und die Notwendigkeit eines solchen Schülertickets für alle bestätigen“, so Hölter. Je mehr sich beteiligen, desto stärker sei das Signal an die Politik.

Online-Petition: Nächster Schritt auf dem Weg zum Kinder- und Jugendticket

Die Kinder der 48-Jährigen sind im Alter von neun bis 17 Jahren. Während in Hamburg alle Schülerinnen und Schüler das Deutschlandticket für 19 Euro erhalten, ist die Lage in Schleswig-Holstein unübersichtlich. Seit diesem Schuljahr zahlen die Kreise Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen eins bis zehn, die ihren Unterricht nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können, das Deutschlandticket.

Doch wer zu nah an der Schule wohnt, geht leer aus. Denn die Kreise sind zuständig für die Schülerbeförderung und gehen davon aus, dass Kinder und Jugendliche in dem Fall zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad kommen. Gemeinsam nutzen die vier Kreise das System OLAV (Online-Antragsverfahren für Schülerfahrkarten).

Grundschüler bekommen das Ticket daher nur, wenn der Weg zur Schule mindestens zwei Kilometer beträgt, in der Mittelstufe (Klasse 5 bis 10) sind es mindestens vier Kilometer. Laut Torsten Frohnert, Sprecher des Kreises Herzogtum Lauenburg, haben im Lauenburgischen etwa 6200 Schülerinnen und Schüler das Schüler-Deutschlandticket beantragt. Die Kosten für den Kreis liegen bei etwa 3,7 Millionen Euro im Jahr.

Mobilität – eine Frage von Einkommen im Elternhaus

In Stormarn erhalten etwa 6800 Schülerinnen und Schüler das D-Ticket ohne Zuschuss der Eltern, wie Björn Schönefeld vom Fachdienst Planung und Verkehr des Kreises berichtet. Die jährlichen Kosten dafür beliefen sich auf etwa vier Millionen Euro pro Jahr. Für die älteren Schülerinnen und Schüler sowie für die an beruflichen Schulen gebe es das SchulSpezial-Ticket. Etwa 5400 junge Menschen haben diese Fahrkarte mit einem Eigenanteil von 29 Euro pro Monat beantragt.

Die Kinder von Kerstin Hölter bekommen kein kostenloses Deutschlandticket. „Je nach benötigten Schulmitteln oder Witterung ist aber auch bei kürzeren Schulwegen eine Bus- oder Zugfahrt sinnvoll“, sagt die Wohltorferin. Die Jüngsten seien abhängig davon, dass die Eltern die Kosten übernehmen können. „Ich habe das Glück, meinen drei Kindern das Deutschlandticket kaufen zu können“, sagt sie. Die Ersparnis von je fünf Euro sei zwar gering, aber immerhin könnten ihre Kinder nun auf das lästige Nachlösen verzichten, wenn sie nach Reinbek zu den Großeltern, zur Kieferorthopädie oder zu Freunden fahren. „Aber viele Familien können das heute nicht mehr bezahlen“, erklärt die 48-Jährige.

Das Ziel: 2000 Unterstützerinnen und Unterstützer

Angesichts der notwendigen Verkehrswende sei es jedoch immens wichtig, dass die junge Generation mit öffentlichen Verkehrsmitteln aufwachse, sagt Kerstin Hölter – besonders in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein mit ländlichen Regionen. Sie fragt: „Wenn die Politiker die Mobilitätswende fordern, müssen sie der jungen Generation dann nicht einen Anschub geben? Ist der gleiche Preis wie der für erwachsene Fahrgäste nicht ungerecht? Im Verhältnis zu den Erwachsenen haben Kinder und Jugendliche einen kleineren Radius. Während den Erwachsenen das Deutschlandticket bezuschusst wird, wurden die Kinder einfach vergessen.“ Ein spezielles Kinder-Deutschlandticket würde Kinder selbstständiger und flexibler machen, und das Familienbudget gerade bei mehreren Kindern deutlich entlasten. „Hat man da nicht eine Chance verpasst?“, fragt die Wohltorferin.

In Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern gibt es bereits ein günstigeres Deutschlandticket für alle Schülerinnen und Schüler. Es kostet bis zu 39 Euro. Kerstin Hölters Online-Petition hat das erste Quorum bereits erreicht, der Petitionsausschuss hat ihr Anliegen geprüft. Schon jetzt steht fest, dass der Ausschuss sich mit dem Thema befassen wird. Die Frist, um sich der Petition anzuschließen, endet am Sonnabend, 18. November. Am Dienstag, 17. Oktober, hatten bereits 705 Menschen die Petition unterstützt.

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Wenn sich 2000 Menschen oder mehr anschließen, darf ich das Anliegen vor dem Ausschuss erläutern“, sagt Kerstin Hölter. Gerade angesichts der aktuellen Entwicklung, dass die künftige Finanzierung der Mehrkosten des Deutschlandtickets ab Anfang 2024 nicht geklärt ist, hofft sie auf eine Kieler Lösung für die junge Generation.

Kann sich Schleswig-Holstein ein Schülerticket ohne Finanzierung des Bundes leisten?

Lukas Kilian, Generalsekretär und verkehrspolitischer Sprecher der CDU Schleswig-Holstein, steht mit Kerstin Hölter in Kontakt. „Eine weitere Vergünstigung für Kinder und Jugendliche wäre zwar erstrebenswert, aber darunter dürfte auf keinen Fall das Angebot des ÖPNV leiden“, sagte der Wentorfer mit Hinweis auf den immensen Zuschussbedarf für das Angebot in Schleswig-Holstein im Juni, als die Wohltorferin ihre Petition startete.

Lukas Kilian lobt den Vorschlag eines Schülertickets für Schleswig-Holstein, ein Gemeinschaftsprojekt der Kommunen und des Landes, das im April 2025 starten soll. Dann soll jede Schülerin und jeder Schüler ein Deutschlandticket erhalten – für maximal 29 Euro im Monat. Voraussetzung dafür sei aber, dass der Bund sich weiter am Ticket und vor allem an dessen Mehrkosten beteilige. Auch nach der Ministerkonferenz kann sich der CDU-Generalsekretär nicht vorstellen, dass sich die Bundesregierung aus der Finanzierung des D-Tickets zurückzieht. Obschon der Bund genau dies angekündigt hat.

Bislang haben der Bund und die Länder jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zur Finanzierung beigesteuert. „Alle Fraktionen haben dem Antrag der CDU und der Grünen, den Bund aufzufordern, das Deutschlandticket weiter zu finanzieren, zugestimmt“, sagt Lukas Kilian. Kerstin Hölter unterstreicht: „Gerade in dieser Situation ist es wichtig, dass wir Eltern ein starkes Signal an die Politik senden. Deshalb bitte ich um Unterstützung der Petition.“