Buchholz. Am Trelder Berg in Buchholz sollen Gewerbeflächen für klimafreundliche Jobs entstehen. Ausgerechnet eine Öko-Initiative ist dagegen.

  • In Buchholz ist ein neues Gewerbegebiet geplant
  • Es liegt am Trelder Berg: Dort gegenüber gibt es bereits große Logistikflächen
  • Im Stadtentwicklungsaussuchss gab es darüber Streit – das Abendblatt war dabei

Der Bedarf ist da, die Fläche ist verfügbar und günstig gelegen, es gibt Interessenten und einen Entwickler. Für Bürgermeister Hendrik Röhse und die Mehrheit der Mitglieder im Buchholzer Stadtentwicklungsausschuss stand fest: Das neue Gewerbegebiet am Trelder Berg, nördlich der B75 und östlich der B3, soll verwirklicht werden.

Einer entsprechenden Änderung des Flächennutzungsplans sowie der Aufstellung eines Bebauungsplans stimmte der Ausschuss am Mittwoch zu. Buchholz wäre aber nicht Buchholz, wenn das unwidersprochen geschehen wäre. Vor allem die Buchholzer Liste sperrt sich gegen die Umwandlung einer brach liegenden Baumschulfläche in ein anderes Gewerbe.

Gewerbegebiet am Trelder Berg: Neue Heimat für Firmen, die sonst abwandern würden

Bodenversiegelung, Eingriff in den Landschaftsschutz, mögliche Bedrohung oder zumindest Beeinträchtigung von nicht näher definierten Tierarten, unzureichende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, sind die Argumente, die Grit Weiland und Herbert Maliers von der Buchholzer Liste gegen das „Gewerbegebiet IV Trelder Berg Nord“ auffuhren.

Erhalt von wohnortnahen, und damit klimafreundlichen Arbeitsplätzen sowie von Gewerbesteuereinnahmen, die der Stadt die Finanzierung sozialer und klimafreundlicher Projekte ermöglichen: Das waren die Argumente, die Röhse und sein Stadtbaurat Stefan Niemöller dem entgegensetzten.

Die herrliche Umgebung von Buchholz sollte als eigenständiger Standortfaktor erkannt werden!
Christoph Selke - Kofraktionsvorsitzender der Buchholzer Liste

50 Jahre lang befand sich auf dem knapp 13 Hektar großen Flurstück die Plantage der Baumschule Pengel. 2019 schlossen Gerd und Ruth Pengel den Betrieb. Sie hatten für ihr Leben dort genug gearbeitet, und ihre Kinder wollten gar nicht erst damit anfangen. Was verwertbar war, wurde abgeerntet, der Rest belassen.

Stadtentwicklungsausschuss Buchholz: Nötig war diese Debatte keineswegs

Die ehemalige Baumschule liegt an – aber nicht in – einem Landschaftsschutzgebiet. Im Flächennutzungsplan ist das Areal als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen. Deshalb muss die Stadt den Flächennutzungsplan ändern, wenn sie hier ein Gewerbegebiet einrichten möchte.

Das, so Stadtbaurat Niemöller, sei aber unproblematisch, da die Baumschule bereits ein Gewerbebetrieb gewesen sei und keine Landwirtschaft. Sein Kriterium: Hier wurden keine Lebensmittel produziert. Herbert Maliers wollte das nicht gelten lassen: Wer in der Feldmark Pflanzen pflanzte und hegte, sei jawohl mindestens ein Gärtner, wenn nicht gar ein Landwirt.

Nötig war diese Debatte keineswegs, denn dadurch, dass der Ausschuss die Änderung des Flächennutzungsplans beschloss und der Rat der Stadt diesen Beschluss nur noch nachvollziehen muss, ist die Fläche nun für Gewerbe geeignet.

Interessenten für Grundstücke in dem Gebiet gibt es bereits

Derzeit gebe es konkrete Interessenten für Grundstücke in dem Gebiet. Wer genau, sagte Röhse nicht, weil er das auch gar nicht darf. So viel wurde allerdings bekannt: Die Betriebe wirtschaften bereits in Buchholz und müssen sich vergrößern, können das auf ihren derzeitigen Flächen aber nicht.

Ein Betrieb ist im Handel mit und der Veredelung von Lebensmitteln tätig. „Diese Betriebe würden sonst abwandern“, sagt Röhse. „Buchholzer, die dort ihren Arbeitsplatz behalten wollen, müssten weit pendeln. Das wäre schlecht für das Klima und ein Verlust von Lebensqualität für Buchholzer Bürger.“

Diese Betriebe würden sonst abwandern. Buchholzer, die dort ihren Arbeitsplatz behalten wollen, müssten weit pendeln. Das wäre schlecht für das Klima.
Jan-Hendrik Röhse - Bürgermeister (CDU) von Buchholz

Überhaupt sei das neue Gewerbegebiet mit einer hohen Photovoltaik-Quote und ansonsten Gründächern, einer eigenen Oberflächenentwässerung mit Schadstoffabscheidung und Rückhaltebecken sehr umweltfreundlich geplant.

Dem Plan der Verwaltung fehle es an Nachhaltigkeit, sagt die Buchholzer Liste

Lediglich den Mindestabstand zu den nächsten Waldflächen, den die niedersächsische Waldschutzverordnung mit 35 Metern vorschreibt, wolle man per Ausnahmegenehmigung unterschreiten, sagte Baurat Niemöller. In der Novelle der Verordnung sei ohnehin ein Aufweichen der Abstandsregelung vorgesehen. Man wolle aber nicht so lange abwarten.

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Die Buchholzer Liste bleibt bei ihrer Kritik: „Tatsache ist, dass die Buchholzer Stadtverwaltung auf ein kurzsichtiges Geschäftsmodell setzt, wenn sie zwar Platz für Gewerbe und Arbeit schafft, aber gleichzeitig Landschaft und Lebensräume zerstört. Längst ist es Zeit, nach einem Ausweg aus diesem Dilemma zu suchen, damit Einnahmen von Flächenversiegelung entkoppelt werden“, fordert sie in einer Presseerklärung. „Die Beachtung der herrlichen Umgebung von Buchholz sollte als eigenständiger Standortfaktor erkannt werden.“