Lüneburg/Hamburg. Wer noch ein Telefonbuch von 1989 hat, soll die Ermittler kontaktieren. Sie erhoffen sich eine neue Spur im Cold Case Göhrde-Morde.

Die Polizei in Lüneburg sucht nach Telefonbüchern aus dem Jahr 1989, um einer Spur im Fall der Göhrde-Morde nachgehen zu können. Die Beamten stellten bei einer Durchsuchung des Wohnhauses des mutmaßlichen Serienmörders in Lüneburg vor fünf Jahren mehr als 400 Beweisstücke sicher.

Darunter befand sich auch ein kleiner, handgeschriebener Zettel, der nach Hamburg führt. Nur wohin genau, ist bis heute unklar. Auf dem Stück Papier ist eine Hamburger Telefonnummer notiert worden.

Göhrde-Morde: Führt ein Hamburger Telefonbuch auf eine neue Spur?

Beim Anruf der Nummer erklingt nur die Bandansage: „Die gewählte Rufnummer ist zurzeit leider nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.“ Die Ermittler überprüften die noch erhaltenen Telefonbücher aus dem Jahr im Stadt- und Bundesarchiv. „Die Bände sind aber so umfangreich, dass wir nur als letzte Möglichkeit alle Seiten händisch durchschauen”, sagte Polizeisprecherin Julia Grote. Die Polizisten der zuständigen Cold-Case-Einheit wollen die Seiten digitalisieren und damit am Computer auswertbar machen.

Vor fünf Jahren bei einer Suchaktion gefunden: eine Waffe.
Vor fünf Jahren bei einer Suchaktion gefunden: eine Waffe. © Polizei Lüneburg

Weil die Telefonbuchseiten zu dünn sind, müsste zum Einscannen der Buchrücken abgetrennt werden. Die archivierten Ausgaben dürfen aber nicht beschädigt werden. „Wir hoffen, dass noch jemand so ein altes Telefonbuch hat”, sagte Grote.

Ermittler bitten um Hilfe: Hamburger Telefonbuch von 1989 dringend gesucht!

Wer eine Ausgabe von 1989 mit dem Bereich Hamburg hat, soll sich an die Polizeidirektion Lüneburg wenden. Die E-Mail-Adresse lautet: cold-case@pd-lg.polizei.niedersachsen.de. Helfen würde den Ermittlern auch die CD-Ausgabe des Telefonbuchs von 1990. Dieses digitale Verzeichnis wurde in dem Jahr zum ersten Mal herausgeben. Vor allem an Gewerbetreibende, die damals noch etwa 3000 Mark dafür zahlen mussten.

Auch wenn die Göhrde-Morde bereits mehr als 30 Jahre zurückliegen, laufen die Ermittlungen in dem Fall noch. Sechs Polizisten aus der Cold-Case-Einheit ermitteln in diesem und einem weiteren ungeklärten Mordfall.

Göhrde-Morde: Friedhofsgärtner gilt als Mörder

Der Friedhofsgärtner Kurt-Werner Wichmann hatte im Sommer 1989 zwei Paare in der Gemeinde Göhrde ermordet, ist sich die Polizei seit 2017 nach einem DNA-Abgleich sicher. Auf Eigeninitiative des ehemaligen Chefs des Landeskriminalamtes Hamburg durchsuchte er mit weiteren Experten das damalige Wohnhaus von Wichmann.

Viele der veröffentlichten Bilder zeigen Kleidungsstücke
Viele der veröffentlichten Bilder zeigen Kleidungsstücke © Polizei Lüneburg

In der Garage fanden sie 2018 Knochen einer seit Jahrzehnten verschwundenen Frau. Nach einer DNA-Analyse und einer großen Durchsuchung durch eine neu gegründete Sonderkommission der Polizei wurde die Frau als Schwester des LKA-Chefs identifiziert.

Göhrde-Morde: Polizei prüft Hinweise auf mutmaßlichen Mittäter

Gegen Wichmann wird nicht mehr ermittelt, da er 1993 Selbstmord beging. Die Beamten prüfen aber weiter Hinweise auf einen mutmaßlichen Mittäter. Der Mann schweigt jedoch gegenüber der Polizei.

Auf der Internetseite der Polizeidirektion Lüneburg gibt es Dutzende Fotos von Objekten, die bei der Hausdurchsuchung sichergestellt wurden. Darunter Kleidungstücke von Frauen, Waffen, Messer, Nummernschilder von Fahrzeugen. Die Polizei hofft weiter auf Hinweise zu den Sachen.