Die S-Bahn-Linie 4 soll 630 Millionen Euro kosten und Pendlern im Nordosten Hamburgs Pünktlichkeit und Komfort bieten. Für Stormarn gibt es zwei Optionen für neue Stationen.

Ahrensburg/Hamburg. Im Berufsverkehr ist für die Strecke zwischen Hamburg und Ahrensburg-Gartenholz ein Zehn-Minuten-Takt geplant und zwischen Ahrensburg und Bargteheide ein 20-Minuten-Takt – momentan fährt die Regionalbahn alle 30 Minuten. Wenn alles glatt läuft, könnte die erste S4 im Jahr 2024 zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und Bad Oldesloe pendeln. Jetzt gibt es erstmals eine realistische Kostenschätzung für die neue S-Bahn-Linie4. Der Bau der Strecke vom Hamburger Hauptbahnhof über Wandsbek und Rahlstedt bis nach Ahrensburg, Bargteheide und Bad Oldesloe wird rund 630 Millionen Euro kosten. Diese Zahl nannten der Hamburger Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) und sein schleswig-holsteinischer Kollege, Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD), jetzt im Ahrensburger Rathaus. Beide betonten, dass das Projekt „trotz der hohen Summe“ für die Länderregierungen höchste Priorität habe.

„Wir wollen frühzeitig offen über vernünftige Zahlen sprechen“, sagte Reinhard Meyer, der in Hamburg wohnt und am Morgen selbst mit S- und Regionalbahn nach Ahrensburg gekommen war. „Dabei berücksichtigen wir das Hamburger Konzept zum kostenstabilen Bauen“, ergänzte Frank Horch. Man wolle auf keinen Fall ein K.-o.-Kriterium entstehen lassen. Tatsächlich standen bisher 350 Millionen Euro im Raum – genannt in einer Machbarkeitsstudie der Deutschen Bahn aus dem Jahr 2002. „Das war eine total vage Schätzung, außerdem entspricht die Planung nicht dem heutigen Standard“, sagte Meyer.

Auf die 630 Millionen Euro sind die von Hamburg und Schleswig-Holstein beauftragten Planer gekommen, die die Vorentwurfsplanung erarbeitet haben. Ein „relevanter Teil der Kosten“ entfalle auf den Fern- und Güterverkehr, der auf der Vogelfluglinie spätestens mit der Fertigstellung des Fehmarnbelt-Tunnels (voraussichtlich 2022) noch einmal deutlich zunehmen wird. Das komplette Konzept wird zurzeit von beiden Ländern geprüft und soll im Oktober veröffentlicht werden. Es ist auch Thema bei einer gemeinsamen Kabinettssitzung am 10. September.

Nächster großer Schritt ist die Nutzen-Kosten-Analyse. Sie entscheidet, ob das Großprojekt tatsächlich realisiert wird. Der Bund wird sein Okay nur geben, wenn in dieser komplizierten Bewertung herauskommt, dass der Nutzen größer ist als die Kosten.

Für Senator und Minister ist das so gut wie sicher. Frank Horch sagte: „Wir sind optimistisch, dass die S4 kommt.“ Und Reinhard Meyer bekräftigte: „Beide Länder wollen sie, und wir werden alle möglichen Schritte dafür unternehmen.“ Bei einem Ja aus Berlin solle der Bund 60Prozent der Kosten übernehmen. Die restlichen 40 Prozent würden sich die beiden Nordländer teilen. Da es einen Zehnjahresplan gibt, verteilt sich die Gesamtsumme über diesen Zeitraum. Sie steigt von 15 Millionen Euro (gemeinsam für beide Länder) in den Jahren 2014 und 2015 über 20 Millionen in den Jahren 2016 und 2017 auf 30 Millionen in der Bauphase, die von 2018 bis 2023 dauern soll.

„Der Bau ist so zeitaufwendig, weil der Verkehr ja auch während der Arbeiten weiterlaufen muss“, sagte Meyer, „wir können die Strecke nicht komplett sperren.“

„Allein im vergangenen Jahrzehnt ist die Passagierzahl auf der Strecke um 50 Prozent gestiegen“, sagte Frank Horch, „und dieser Trend hält weiter an.“ Auch deshalb sei der Hamburger Hautbahnhof der am stärksten frequentierte Bahnhof in Deutschland – und an seiner Leistungsgrenze angekommen. Auch hier werde die S4 Abhilfe schaffen. Zwischen Hamburg-Hasselbrook und Ahrensburg sind zwei zusätzliche Gleise geplant, von Ahrensburg bis Bargteheide eins.

So wäre die die S-Bahn, die über den Hauptbahnhof weiter bis zum Jungfernstieg und Altona führen wird, unabhängig vom Fern- und Güterverkehr, was mehr Pünktlichkeit und Komfort bedeute. Momentan klagen die Kunden der R10 fast täglich über Verspätungen und immer wieder auch über Ausfälle.

In den Hauptverkehrszeiten werden 2400 Sitzplätze pro Stunde und Richtung angeboten, die Regionalbahn kommt derzeit auf 1900 Plätze. Auf Hamburger Gebiet stehen die vier neuen Haltepunkte Claudiusstraße, Bovestraße (ersetzt die bestehende Station Wandsbek), Holstenhofweg und Pulverhof fest.

Für Stormarn gibt es zwei Optionen für neue Stationen: in Delingsdorf und in Ahrensburg-West mit Übergang zum dortigen U-Bahnhof.

Senator Horch ging auch auf die Sorgen von Anwohnern vor übermäßiger Lärmbelastung ein. „Es sollte jedem bewusst sein, dass es im Vergleich zur Ist-Situation aufgrund neuer Vorschriften einen weit stärkeren Lärmschutz geben wird. Wenn nichts geschehen würde, wäre der Lärm größer.“ Auf jeden Fall sollen die Bürger wie bisher am weiteren Verfahren beteiligt werden. Denn eins weiß der frühere Ingenieur und Manager Horch genau: „Wie bekannt, sind Kostenschätzungen mit einigen Unbekannten versehen.“

Alle Details zur Planung auf www.nah.sh/s4