161.000 Fahrgäste wurden im Jahr 2012 ohne Ticket erwischt. „Einstieg vorn“ in Bussen ein Erfolg. Der HVV sieht dringenden Handlungsbedarf, um die Schwarzfahrten zu bekämpfen.

Hamburg. In den Bussen und Bahnen der Hansestadt wurden im vergangenen Jahr mehr als 161.000 Schwarzfahrer erwischt, darunter allein 93.704 in der S-Bahn. Damit wurden bei der Deutsche-Bahn-Tochter fast 18.200 Schwarzfahrer mehr erwischt als noch im Jahr 2011 – das entspricht einer Zunahme um fast ein Viertel.

Bei der Hamburger Hochbahn sind die Zahlen dagegen rückläufig. Die Zahl der „Verstöße gegen die Fahrausweispflicht“ ging um 25.900 auf 67.485 zurück, was in erster Linie mit dem neuen „Einstieg vorn“ in Bussen zusammenhängt. Auf fast allen Buslinien müssen die Kunden inzwischen beim Busfahrer die Fahrkarte vorzeigen.

Diese Zahlen gehen aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrsexperten Klaus-Peter Hesse hervor und beinhalten auch Fahrgäste, die während der Sperrzeit mit CC-Karten angetroffen wurden.

Der HVV sieht dringenden Handlungsbedarf, um die Schwarzfahrten zu bekämpfen: „Die Kontrollen der Verkehrsunternehmen sollen künftig nach einem einheitlichen Konzept erfolgen, das zurzeit ausgearbeitet wird“, sagte Sprecher Rainer Vohl dem Abendblatt. Die Hochbahn und die S-Bahn arbeiten jeweils mit eigenen Prüfdiensten. Lediglich bei groß angelegten Schwerpunktkontrollen, kommt es zu einer Zusammenarbeit.

Ein Inkassounternehmen treibt offene Forderungen der Hochbahn ein

Eine weitere Maßnahme zur Abschreckung soll die Anhebung der Strafe von 40 auf 60 Euro sein. Die Verkehrsministerkonferenz der Länder hatte sich dafür im April 2013 ausgesprochen. Bislang wurde diese Maßnahme aber nicht umgesetzt: „Eine höhere Strafe hätte eine abschreckende Wirkung. Deshalb unterstützen wir die Erhöhung auf 60 Euro“, sagte Vohl.

Dem schließt sich auch CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse an: „Schwarzfahren ist und bleibt eine Erschleichung von Leistungen. In der Gesamtrechnung müssen alle anderen Kunden dafür aufkommen.“ Nach HVV-Schätzung entstehen den Verkehrsunternehmen durch Schwarzfahrer etwa 20Millionen Euro Schaden pro Jahr.

Zugleich bleiben die Verkehrsunternehmen auf Millionenforderungen gegen Schwarzfahrer sitzen, Tendenz steigend. Allein im vergangenen Jahr sind bei Hochbahn und S-Bahn insgesamt rund 2,299 Millionen Euro an „nicht eingebrachten Forderungen“ aufgelaufen. Das sind rund 300.000 Euro mehr als noch im Vorjahr. Aber es gibt auch „ehrliche Schwarzfahrer": So wurden 2012 rund 2,8 Millionen Euro Strafe an Hochbahn bezahlt.

Im Zusammenhang mit den offenen Forderungen kritisiert CDU-Politiker Hesse: „Es ist erschreckend, wie viele Forderungen aus Verstößen gegen das Schwarzfahren nicht eingebracht werden können. Hier muss analysiert werden, woran das liegt. Ansonsten wird der HVV ein zahnloser Tiger.“

Dazu HVV-Sprecher Rainer Vohl: „Wir haben es hier häufig mit Menschen zu tun, die einfach nicht zahlen können.“ Die Hochbahn gibt ihre Forderungen, sofern die Kunden nicht freiwillig bezahlen, an das Inkassounternehmen arvato infoscore ab. Aber die Forderungen werden nicht an das Unternehmen verkauft, sondern zur weiteren Bearbeitung abgegeben, sagte Hochbahn-Sprecherin Maja Weihgold.

Wer häufiger schwarz fährt, der kann sich auf Ärger mit der Justiz einstellen: Die Verkehrsunternehmen zeigen Schwarzfahrer in der Regel wegen „Erschleichen von Leistungen“ an, wenn diese innerhalb eines Jahres drei Mal ohne Fahrkarte erwischt werden.