Viel Zustimmung zum Angebot der Franzosen zum Bau von A20 und Elbtunnel. ADAC ist dagegen skeptisch. Die Kosten seien mit zwei Milliarden deutlich zu niedrig angesetzt, so ein Sprecher.

Kiel. Der französische Infrastrukturkonzern Vinci will bei dem von ihm geplanten Weiterbau der Autobahn 20 und dem Bau eines neuen, mautpflichtigen Elbtunnels mit der regionalen Wirtschaft kooperieren. Im Konzept des Unternehmens heißt es: „Dass im Rahmen der Durchführung der Baumaßnahmen und des späteren Betriebs (…) der Mittelstand und örtliche Unternehmen nachhaltig einzubeziehen sein werden, ist selbstverständlich.“

Vinci tritt damit Bedenken innerhalb der Politik entgegen, dass durch die Auftragsvergabe an einen französischen Konzern die von Bau und Betrieb einer neuen Autobahn erwarteten Auftrags- und Arbeitsmarkteffekte ausbleiben könnten. Entsprechende Sorgen waren schon im Jahr 2009 im Wirtschaftsausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags laut geworden, als Vinci sein Geschäftsmodell erstmals in Norddeutschland vorgestellt hatte. Die am Donnerstag vom Hamburger Abendblatt veröffentlichten konkreten Pläne zum Bau einer 150 Kilometer langen Autobahn von Bad Segeberg nach Bremerhaven innerhalb von fünf Jahren stießen bei den norddeutschen Parteien überwiegend auf Zustimmung. Insbesondere die oppositionelle CDU drängte darauf, die Vorschläge des Vinci-Konzerns zum Anlass zu nehmen, den seit Langem stockenden Weiterbau der A20 zu beschleunigen.

Torsten Albig will neue Autobahn und neuen Elbtunnel 2022 eröffen

So forderte der verkehrspolitische Sprecher der Unions-Landtagsfraktion, Hans-Jörn Arp, die Kieler Landesregierung auf, die Planfeststellung auf schleswig-holsteinischem Gebiet „mit Hochdruck“ voranzutreiben. „Ob die A20 schnell gebaut wird oder nicht, liegt an der Landesregierung“, so Arp. Diesen Schuh zog sich Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) nicht an. Er verwies auf die für die Finanzierung des Autobahnbaus zuständige Bundesregierung. Dennoch bezeichnete Meyer die Pläne der Franzosen als „guten Vorschlag“, den man in der sogenannten Bodewig-Kommission debattieren werde. Das Gremium soll bis Ende September Vorschläge zur Infrastrukturfinanzierung vorlegen.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hält die Diskussion über den Ausbau der A20 einschließlich einer neuen Elbquerung durch den französischen Konzern zurzeit zwar für unrealistisch, zeigte sich aber grundsätzlich aufgeschlossen für private Geldgeber. „Wir brauchen erkennbar andere Finanzierungslogiken für Autobahnbau.“ Bis 2017 werde aber auch von Privaten nicht mehr gebaut werden können, als schon finanziert sei, sagte Albig der dpa. Realistisch sei, bis 2017 die A20 an die A7 anzuschließen und unter der nächsten Regierung nach 2017 weiterzubauen. Diese Regierung amtiere dann bis 2022. „Wenn wir dann über die Elbe kommen, dann schneide ich 2022 am Ende der zweiten Legislatur das Band durch.“

Mit Skepsis begegnet der ADAC dem Vorstoß der Franzosen. Die Kosten seien mit zwei Milliarden deutlich zu niedrig angesetzt, so ein Sprecher.