Pyrotechniker wie Klaus Maschmann und seine Tochter verzaubern Zuschauer. Logischerweise hat das Geschäft zum Jahresende Hochkonjunktur.

Rellingen/Hamburg. "Kleine Raketen kann ja jeder in den Himmel schießen - das ist doch nichts Besonderes", sagt Klaus Maschmann und lacht verschmitzt. Wenn der 64-jährige Pyrotechniker aus Rellingen über seinen Job spricht, dann leuchten seine Augen. "Aber die wirklich großen Sachen, bei denen einem der Mund nach der Show offen steht, das können nur wir Profis." Denn nur Profis wissen, wie man mit hochexplosivem Schwarzpulver umzugehen hat, wie groß der Sicherheitsabstand bei einem Feuerwerk sein muss und wie man es schafft, dass eine Rakete nur glitzert und funkelt, aber nicht knallt. Seit 35 Jahren ist der gelernte Kfz-Mechaniker nun schon im Geschäft und kann mit seiner feurigen Kunst Zuschauer immer wieder in Begeisterung versetzen.

Mit seinen Zylinder- und Kugelbomben, Feuertöpfen und Raketen zaubert er gemeinsam mit seinem Team bunte Bilder, Silber- und Goldregen an den Nachthimmel - je nachdem, was seine Kunden wünschen. Als Pyrotechniker hat Maschmann einen gefährlichen Job - dessen ist er sich bewusst. "Aber wenn man Respekt vor dem Sprengstoff hat - Angst muss man gar nicht haben -, kann man das Risiko minimieren", sagt der Experte. "Seit ich in diesem Job arbeite, ist weder mir noch einem meiner Kollegen etwas passiert." Gemeinsam mit seiner Tochter Eileen Maschmann leitet der Sprengfachmann eine von derzeit etwa zehn Firmen in Norddeutschland, die professionelle Pyrotechnik anbieten. Im Januar 2012 soll die 39-Jährige die Firma ihres Vaters übernehmen. Schon heute ist sie die einzige Pyrotechnikerin im Norden.

Logischerweise hat das Geschäft mit dem Feuerwerk besonders zum Jahresende hin Hochkonjunktur. Monatelang haben Pyrotechniker daran gewerkelt, die richtigen Licht- und Knalleffekte zu entwerfen. Jetzt sind die Lager prall gefüllt, ab heute ist die als Kleinfeuerwerk eingestufte Ware frei erhältlich. Die sogenannten Feuerwerksspielwaren, die auch Kinder unter 18 Jahren kaufen können, dürfen das ganze Jahr über vertrieben werden. "Genau wie im vergangenen Jahr gehen wir davon aus, dass wir in Deutschland einen Jahresumsatz von rund 130 Millionen Euro für Feuerwerk erwirtschaften werden", sagt Klaus Gotzen, Geschäftsführer des Verbandes der pyrotechnischen Industrie. "Allein 113 Millionen werden davon in der letzten Dezemberwoche umgesetzt."

Nur ausgebildeten Pyrotechnikern ist es erlaubt, an anderen Tagen als am Silvesterabend Feuerwerke abzubrennen. Aber auch sie müssen bereits Wochen vor dem anvisierten Termin ihre Veranstaltungen anmelden. Pro Jahr verbrennen sie deutschlandweit Feuerwerkskörper im Wert von acht Millionen Euro.

Einer von diesen Profis ist Peter Kohls von ProTeam aus Tonndorf, der in diesem Jahr zu Silvester mit seinem zwölfköpfigen Team drei Großfeuerwerke in Norddeutschland organisiert. "Natürlich freuen wir uns über große Nachfrage an Silvester, aber eigentlich unterscheidet sie sich nicht groß vom normalen Tagesgeschäft", erklärt der 51-jährige Pyrotechniker, der regelmäßig das Indoor-Feuerwerk bei Spielen der Hamburg Freezers betreut. Rund 30 Großfeuerwerke veranstaltet er über das Jahr verteilt, vornehmlich in Norddeutschland. Genau wie die Firma Maschmann beschäftigt er nur einen weiteren fest angestellten Mitarbeiter. Zu Veranstaltungen werden dann freiberufliche Pyrotechniker engagiert, die beim Auf- und Abbau helfen. Zudem sind viele Unternehmen wie Maschmann und ProTeam breit aufgestellt und organisieren nicht nur Höhen- und Indoor-Feuerwerke, sondern werden auch für Spezialeffekte für Filme oder im Theater engagiert.

Wenn Klaus Maschmann könnte, würde er jedoch am liebsten nur Feuerwerke planen, die synchron zur Musik abgefeuert werden. "Das ist die anspruchsvollste Arbeit eines Pyrotechnikers, denn dort ist sowohl das Handwerk gefragt als auch die Kreativität", sagt der Experte aus Rellingen, der ab 2012 trotz Abgabe des Geschäftsführerpostens weiterhin in der Firma tätig sein will. Ab 1000 Euro können Kunden ein Feuerwerk bei den Maschmanns bestellen. Nach oben gäbe es preistechnisch keine Grenzen für eine Show. "Ein teures Feuerwerk bedeutet nicht, dass es besonders lange dauert", erklärt Maschmanns Tochter Eileen. "Eher kommt es drauf an, wie viele Raketen und Bomben wir in einer fünfminütigen Show abfeuern." Denn bei einem gut gemachten Feuerwerk würde man sowieso das Zeitgefühl verlieren, verspricht Klaus Maschmann. In diesem Jahr wird der 64-Jährige in der Silvesternacht jedoch kein Feuerwerk für Kunden planen. Diesmal ist es seine Nachbarschaft in Rellingen, die sich auf ein feuriges Spektakel freuen kann.