Der Vater eines Opfers sagt im “Maskenmann“-Prozess aus. Der 40-jährige Angeklagte blickte während der Zeugenaussage regungslos nach unten.

Stade. Der Vater eines der Opfer des mutmaßlichen Kindermörders Martin N. hat die Zeit seit Verschwinden seines Sohnes bis zum Auffinden der Leiche als "nahezu unerträglichen Zustand" empfunden. Die fast fünf Wochen der Ungewissheit seien die schlimmste Zeit seines Lebens gewesen, sagte der Vater des 1992 getöteten 13-jährigen Stefan J. gestern vor dem Landgericht Stade. Der 40-jährige Angeklagte blickte während der Zeugenaussage regungslos nach unten.

Seine Frau und er hätten im Gegensatz zur Polizei nie geglaubt, dass Stefan nachts aus seinem Internat in Scheeßel (Landkreis Rotenburg/Wümme) weggelaufen sei, sagte der 68-Jährige vor Gericht. Als der Leichnam gefunden wurde, sei dies für ihn "niederschmetternd" gewesen. Allerdings habe er auch eine gewisse Erleichterung gespürt, weil die Ungewissheit vorbei gewesen sei. Er habe unbedingt wissen wollen, was geschehen war, und deshalb jahrelang Nachforschungen betrieben.

Stefan J. ist wohl das erste Mordopfer des Angeklagten, der seit dem 10. Oktober vor Gericht steht. Der gebürtige Bremer, der auch als "Maskenmann" in der Öffentlichkeit bekannt wurde, hat gestanden, zwischen 1992 und 2001 drei Jungen im Alter von 8 bis 13 Jahren getötet zu haben. Zudem werden ihm 20 Missbrauchstaten vorgeworfen. Im April war der ehemalige Jugendbetreuer in Hamburg gefasst worden.

Die Mutter von Stefan sagte, sie habe die Tat anderes verarbeitet als ihr Mann. Sie habe sich damals um ihren fünfjährigen Sohn kümmern müssen. "Mein oberstes Ziel war es, das alles von ihm fernzuhalten", sagte die 61-Jährige. "Ich musste mich zusammenreißen." Sie hätte sich damit abfinden können, wenn der Fall nie aufgeklärt worden wäre. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.