Im Streit um Windenergie-Messen verbucht Husum einen Punktsieg gegen Hamburg. Hannover will Partnerschaft mit Nordfriesen ausbauen.

Kiel/Hamburg. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) ist um die Zukunft der Windmesse in Husum nicht bange. Nur 24 Stunden nach Hamburgs Ankündigung, mit einer Konkurrenzmesse anzutreten, verhandelte Carstensen am Donnerstag in der Kieler Staatskanzlei mit Spitzenvertretern der Messen aus Husum und Hannover über eine gemeinsame Wind-Allianz gegen Hamburg. "Die Allianz wird kommen", sagte Carstensen selbstbewusst auch mit Blick auf das heutige Krisengespräch mit Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Hamburg werde noch merken, dass es für seine Pläne in der Windbranche nur wenig Beifall gebe.

Nur Stunden später kündigten die Deutsche Messe AG in Hannover und die Husumer Messegesellschaft gemeinsam die Gründung der Wind-Allianz an. "Unsere bestehende, erfolgreiche Partnerschaft bekommt damit eine neue Qualität für Aussteller und Besucher", erklärte der Vorstandschef der Messe AG, Wolfram von Fritsch. Beide Messen ergänzten sich in idealer Weise. "Aus diesem Grund erweitern wir unsere Kooperation und gründen Hand in Hand mit der Branche ein Netzwerk." Details, auch zu weiteren Mitgliedern der Allianz, sollen in der nächsten Woche bekannt gegeben werden.

In Kiel wurde die Entscheidung Hannovers für Husum als Vorentscheidung im Kampf gegen Hamburg bewertet. Die Niedersachsen, die im Rahmen der Hannover Messe in den ungeraden Jahren (2013, 2015, ...) die stets wachsende Leitmesse Wind anbieten, müssen in Norddeutschland keinen Konkurrenten fürchten und haben freie Partnerwahl, weil Hamburg ab 2014 wie Husum nur in den geraden Jahren Windmessen ausrichten will.

Bei der Hamburg Messe und Kongress GmbH wurde die Wind-Allianz der Flächenländer gegen die Metropole sorgsam registriert. "Wir gucken sehr genau hin, was Husum und Hannover auf die Beine stellen", sagte Messesprecher Karsten Broockmann. Hamburg setze weiter auf eine Kooperation mit Husum. "Unser Angebot steht." Dem Vernehmen nach wäre Hamburg bereit, Husum als Ausgleich für die Windmesse eine andere Messe abzutreten oder den Standort an der Küste anders zu entschädigen. Einen solchen "Kuhhandel" lehnen bisher aber sowohl die Regierung in Kiel als auch die private Messegesellschaft in Husum ab.

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"Die Husum WindEnergy 2014 findet in Husum statt", bekräftigte Messegeschäftsführer Peter Becker. "Wir haben von zahlreichen Ausstellern große Rückendeckung erhalten und können bereits heute mit über 450 Anmeldungen für 2014 aufwarten." Die Messe 2012 ist bereits so überbucht, dass einige Aussteller auf einer Warteliste stehen. Becker betonte zugleich, dass Husum den Vergleich mit Hamburg nicht zu scheuen brauche und weiter investiere, etwa in zusätzliche Parkplätze, ein Hotelbuchungssystem und den Shuttle-Service, mit dem etwa Messegäste aus Fuhlsbüttel in die nordfriesische Kreisstadt gebracht werden.

"Wir können mit Gegenwind umgehen und nehmen den Wettbewerb mit Hamburg wieder auf", sagte Becker und betonte das "wieder". Die Hansestadt hatte bereits von 2002 bis 2006 vergeblich versucht, mit einer eigenen Windmesse ins lukrative Geschäft einzusteigen. Damals wie heute halten allerdings große Windkonzerne zu Husum und seiner kultigen Windmesse, die bereits 1989 startete.

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In Schleswig-Holstein wird nun genau beobachtet, wie sich die großen Konzerne positionieren. Die beiden wichtigen Anbieter in Deutschland, Enercon und Vestas, wollen in Husum bleiben. "Das sind selbstverständlich die großen Player", räumte Hamburgs Messesprecher Broockmann ein. Er erinnerte aber auch an Nordex und Siemens, die sich für Hamburg ausgesprochen haben. In der Windbranche wird befürchtet, dass Hamburg und Husum weiter um Unterstützer kämpfen und der Standortstreit erst nach der HusumWind 2012 entschieden wird.

An einer Dauerfehde um die Windmesse ist aller allerdings weder der Regierung in Kiel noch dem Senat in Hamburg gelegen. In beiden Ländern wird deshalb mit Spannung erwartet, was Carstensen und Scholz heute bei ihrem Windgipfel in Berlin vereinbaren und wie sie den Schaden für die norddeutsche Zusammenarbeit begrenzen wollen. Carstensen verzichtete bereits gestern auf Attacken gegen den Bürgermeister, er lobte ihn sogar ausdrücklich. "Ich kann mit Olaf Scholz eigentlich sehr gut." Zudem habe der Bürgermeister versichert, dass er sich persönlich aus der Geschichte mit der Hamburger Windmesse herausgehalten habe. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident ließ zugleich keinen Zweifel daran, dass er weiter auf Hamburg setzt und gemeinsame Projekte nicht wegen des Windstreits torpediert. "Ich habe kein Interesse, auf meinen Gewinn aus der Zusammenarbeit zu verzichten, nur um Hamburg zu schaden."