Ein Wettbieten um die Windmesse ist kontraproduktiv. Gute Gründe für die Hansestadt.

Die Entscheidung des Verbandes der Maschinen- und Anlagenbauer, die Messe für Windenergie ab dem Jahr 2014 nach Hamburg zu verlegen, ist nicht nur wegweisend für den Standort an Elbe und Alster. Sie kann auch ein Garant dafür werden, dass das für die Branche weltweit wichtigste Ereignis in Deutschland erhalten bleibt.

Das Land Schleswig-Holstein und die Stadt Husum, wo Deutschlands größte Schau der Branche bisher stattfindet, haben in der Vergangenheit viel für die Windfirmen getan. Schon zu Anfang, als Erzeugung von Energie aus regenerativen Quellen von den großen Stromkonzernen noch als Spielerei abgetan wurde, haben Schleswig-Holstein und insbesondere Husum Unternehmen wie Repower oder Vestas Flächen zum Bau von Fabriken und dem Test von Windrädern zur Verfügung gestellt. 1989 wurde die erste Windmesse gestartet. Während Husum schon damals auf dem richtigen Weg war, wurde die Branche von Hamburgs Wirtschaftspolitik noch kaum wahrgenommen.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Stadt am Meer auf keinen Fall ihr wichtigstes Zugpferd im Messegeschäft verlieren will. Doch die Ausstellung ist mit der Bedeutung der Branche stark gewachsen. Hersteller und Besucher aus aller Welt kommen - und finden in Husum weder einen Flughafen vor noch genügend Übernachtungskapazitäten. In Hamburg gibt es viele Hotels und auch genug kulturelle Veranstaltungen für die Zeit nach dem Messerundgang. Schon allein deshalb ist die Stadt die erste Wahl für das Großereignis. Die Wege sind kurz, zudem gibt es die S- und die U-Bahn.

Neben dem Argument der Infrastruktur kann Hamburg mit einem besonderen Pfund wuchern. In der Stadt haben sich alle großen Firmen der Branche mit ihren Hauptzentralen wie Repower und Nordex, Europazentralen wie Vestas und Siemens oder Forschungszentren wie General Electric und Suzlon angesiedelt. Auch die Abteilungen von Banken, die Windparks finanzieren, finden sich in der Hansestadt und die entsprechenden Hochschulen. In keiner anderen deutschen Metropole sitzt so viel geballte Branchenkompetenz aus dem In- und Ausland wie in Hamburg. Mehr als 4000 Arbeitnehmer rechnet die Stadt mittlerweile ihren Windfirmen zu, die zwischen vier bis fünf Milliarden Euro im Jahr umsetzen. Dennoch wird auch nach dem Votum des Verbandes für die Hansestadt weiter gepokert. Die Husumer Messe sammelt bereits Firmen um sich, um die eigene Veranstaltung zu erhalten. Im Verbund sind die Nordfriesen mit Hannover und der dortigen, alle zwei Jahre stattfindenden Industriemesse.

Doch ein Geschacher um den Standort der Schau erregt nicht nur Aufmerksamkeit, sondern ist auch gefährlich. Nicht nur weil sich der mächtige Verband der Anlagenbauer bereits entschieden hat, sondern weil die Messe überall in der Welt stattfinden könnte. Statt gegeneinander zu intrigieren, müssen Hamburg, Hannover und Husum gemeinsam um eine Lösung ringen. Hannover will wohl keiner die Windschau auf der Industriemesse absprechen. In der Hansestadt sitzt das Know-how der Branche, das sich eine Messe ohne lange Anfahrten mit dem Auto wünscht. Bleibt also Husum. Die Stadt könnte, etwa mit lokalen Sonderschauen, in die Hamburger Veranstaltung integriert werden.

Egal, wie die Lösung aussieht: Die drei norddeutschen Standorte haben es in der Hand, ob die wichtige Leistungsschau künftig in ihrem Ursprungsland bleiben wird oder abwandert. Denn um eine Ausstellung einer der weltweit innovativsten Branchen reißen sich längst auch andere Länder aus Europa und Asien. Die Gefahr, dass ein vierter Anbieter aus dem Ausland von einem anhaltenden Streit um Standorte und Aussteller in Norddeutschland profitiert, ist groß.