Kiels Bürgermeister erhält beim Auftakt der Kür in Pinneberg 30 Stimmen mehr als SPD-Chef Stegner. Fronzek wird Dritte, Stein fällt durch.

Pinneberg. Für Schleswig-Holsteins SPD-Chef Ralf Stegner hat der Wettbewerb um die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl mit einer bitteren Niederlage begonnen. Bei der ersten Abstimmung am Sonntag in Pinneberg holte Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig die meisten Stimmen . Dicht hinter Stegner folgte Elmshorns Bürgermeisterin Brigitte Fronzek auf Platz drei. Mathias Stein aus Kiel fiel durch.

"Das war nur ein regionales Stimmungsbild, dem viele andere folgen werden", sagte Stegner mit Blick auf 15 weitere Vorstellungsrunden im gesamten Land. Brigitte Fronzek habe ihren Heimvorteil im Kreis Pinneberg genutzt. Zu dem Sieg Albigs war Stegner kein Kommentar zu entlocken. Kiels OB machte nach der Veranstaltung im Pinneberger Rathaus aus seiner Freude keinen Hehl. "Das Ergebnis macht Mut und zeigt mir, dass ich mit meiner Bewerbung nicht ganz falsch liege."

+++ Das sind die vier Kandidaten +++

Bei der Kandidaten-Kür machten 332 Genossen und Gäste ihr Kreuz. Albig erhielt 134 Stimmen, Stegner 104, Fronzek 90 und Stein vier. Auch beim reinen SPD-Votum, bei dem nur Genossen aus dem Kreis abstimmten, landete Albig (91 Stimmen) vor Stegner (79), Fronzek (70) und Stein (1). Mit so einem Ergebnis hatte in der SPD kaum jemand gerechnet. Der Kreis Pinneberg galt als Stegner-Hochburg, zumal sein Vorsitzender Hannes Birke zu den engsten Mitstreitern des Partei- und Fraktionschefs zählt.

Vor der Kür hatten sich alle vier Kandidaten in einem bunten Talk persönlich und politisch vorgestellt. Stegner, als Raubein bekannt, schaltete mehrere Gänge zurück, gestand seine Liebe zum HSV und räumte ein, dass die SPD mit ihm als Spitzenkandidaten bei der Wahl 2009 "kräftig eins auf die Mütze bekommen" habe. Der umstrittene Parteichef betonte, dass er die Lektion verstanden habe. "Manchmal lernt man aus Niederlagen mehr als aus Siegen." Politisch warb Stegner moderat und routiniert für seinen Linkskurs, forderte eine kostenfreie Bildung von Kita bis Hochschule. "Bei mir steht nicht nur SPD drauf, da ist auch SPD drin."

Solche Spitzen gegen Albig, dessen Herz nicht ganz so links schlägt, blieben die Ausnahme. Kiels OB kabbelte nicht zurück, stellte sich mit der Geschichte eines Kieler Hauptschülers vor, der dank des Einsatzes der Stadt eine Lehrstelle bekam. "Wir haben damit gezeigt, wie man im Alltag etwas verändern kann." Landespolitisch blieb Albig blass und bot Stegner so kaum Angriffsfläche. Bei den gut 400 Zuhörern kam der Pragmatismus made in Kiel gut an.

+++ Wahl des SPD-Spitzenkandidaten: So geht es weiter +++

Fronzek, als Außenseiterin gestartet, konnte bei ihrem Heimspiel als bürgernahe Politikerin punkten. "Ich habe unsere Stadt durch einige Stürme und so manche Flaute geführt." Sie versprach eine ehrliche Politik ohne große Versprechen und legte dann doch eine teure Wunschliste vor, auf der Bildung und Schulen ganz oben stehen. Sparen will sie im Gegenzug bei großen Verkehrsprojekten. Offen blieb, wie Bundesbaumittel für Autobahnen in die Schultitel von Land und Kommunen gelangen sollen. Mitbewerber Stein setzte wenige Akzente. Umso energischer warnte der Personalrat davor, vor allem in der Verwaltung zu sparen.

Vor der Tür redeten Genossen offen darüber, wen sie sich als Spitzenkandidaten für die Neuwahl 2012 wünschen. "Albig kommt einfach besser an", sagte Helge Neumann aus Hemdingen. "Alle Kandidaten sind gut, am besten gefällt mir aber Steiner, weil er die meisten Erfahrungen hat", widersprach Astrid Huemke aus Quickborn. Ein Gast aus Pinneberg, kein SPD-Mitglied, schüttelte den Kopf. Alle vier Kandidaten hätten konkrete Aussagen vermissen lassen und den "Leuten nur das erzählt, was sie hören wollten".