Sonderermittler suchen nach der Identität des Brandstifters. Ein Psychologe erklärt, warum Menschen Feuer legen - und wann sie aufhören.

Sylt. Die Spürhunde haben ihre anstrengende Arbeit ergebnislos abgebrochen: An den insgesamt 14 Brandorten auf Sylt ist offensichtlich kein Brandbeschleuniger verwendet worden. Die Kripo geht trotzdem weiterhin von Brandstiftung aus. Und davon, dass man es mit einem Serientäter zu tun hat. Parallel zu den Ermittlern vor Ort versuchen Experten im LKA aus der Art und Weise, in der der Unbekannte seine Taten beging, Rückschlüsse auf seine Identität zu ziehen.

Mehr als 60 Hinweise sind bereits bei der polizeilichen Sonderkommission eingegangen, doch weiterhin ist völlig unklar, welche Motive der oder die Brandstifter haben könnten. Zündeln sie aus Lustbefriedigung oder nehmen sie Rache? Geht die zweite Feuernacht auf Trittbrettfahrer zurück? All diese Fragen müssen die Brandermittler der Kripo nun klären. Wie, das erklärt Professor Dr. Reimer Eggers, Psychologe und Vizepräsident der Hochschule der Polizei in Hamburg.

"Es wird bei Brandstiftern grundsätzlich in vier Kategorien unterteilt", sagt Eggers. So gibt es Täter, die aus rationalen Gründen Feuer legen, etwa um einen Versicherungsbetrug zu begehen. Andere Taten sind begründet in einem Beziehungskonflikt. So rächen sich Brandstifter, indem sie etwa ein Auto oder das Haus einer ganz bestimmten Person anzünden. In die gleiche Kategorie passen auch politisch motivierte Anschläge.

Zu den sogenannten expressiven Tätern gehören Menschen, die sich selbst anzünden, um sich umzubringen. Oder es handelt sich um Pyromanen. "Die wollen es brennen sehen", erklärt Eggers. "Sie empfinden vor der Tat ein Spannungsgefühl. Und wenn es brennt, kommt es zu einer Entspannung, einem Vergnügen." Oft schauen Pyromanen der Feuerwehr zu, wenn sie die Flammen löscht.

"Pyromanen leiden unter einer Persönlichkeitsstörung", erklärt Eggers. "Sie können ihre Impulse nicht kontrollieren." Pyromanen wollen zudem immer weitermachen. Sie werden lediglich gestoppt, wenn sich ihre persönliche Situation verbessert oder der Fahndungsdruck der Polizei zu hoch wird. "Entscheidend ist auch nicht, was brennt, sondern, wie groß das Feuer ist." Bei dem oder den Tätern von Sylt kann es sich um einen Pyromanen handeln. Möglich ist aber auch, dass sich jemand rächen wollte und dann, um es zu vertuschen, einfach weitere Feuer gelegt hat. Möglich ist auch, dass die erste Brandnacht der Auslöser für die Tat eines Trittbrettfahrers war.