Der 13-Jährige überzeugte die Jury beim “Jugend forscht“ -Wettbewerb. Der Tangstedter erhielt auch Sonderpreis für erneuerbare Energien.

Norderstedt. Mit vor Stolz geschwellter Brust steht Marcel Gumz im Chemie-Labor des Gymnasiums Harksheide. Anionen, Kationen, Wasserstoff produzierende Mikroorganismen - das ist sein Metier. "In zehn Jahren werden die letzten Reaktoren in Deutschland abgeschaltet. Da müssen wir die erneuerbaren Energien schon langsam zukunftstauglich machen", sagt er mit seinen erst 13 Jahren und beginnt zu erläutern, wie er aus Grünalgen und Biomüll Strom erzeugt hat.

Dabei macht der Tangstedter nicht den Eindruck, als müsse er sich noch Sorgen um Hausaufgaben oder Klassenarbeiten machen. Vielmehr erklärt der Jungforscher den Versuchsaufbau mit erstaunlicher Reife und Gelassenheit: "Ich musste von der Universität Duisburg gentechnisch veränderte Grünalgen benutzen. Die wurden dann in einem schwefelhaltigen Medium drei bis vier Tage gelagert und haben dadurch Wasserstoff erzeugt." Und tatsächlich: Mit einer Spritze kann Marcel den gasförmigen Wasserstoff abziehen und damit problemlos einen kleinen Motor betrieben, der wiederum einen Holzkreisel dreht.

Der Tangstedter erhielt auch den Sonderpreis für erneuerbare Energien

Noch bessere Ergebnisse erzielte der Tennisfan mit Biomüll. Dazu erhitzt er zunächst Komposterde, sodass die Methan produzierenden Mikroorganismen abgetötet werden, reduziert den pH-Wert mit Kalk und lässt die Lösung zwei Wochen lang stehen. Die entstehenden 250 Milliliter Wasserstoff sind umso erstaunlicher, da für die Erzeugung kaum Energie aufgewandt werden muss.

Durch sein Forschungsprojekt hat der Schüler nicht nur seine Lehrer beeindruckt, auch die Juroren des Landeswettbewerbs "Jugend forscht" waren begeistert und honorierten seine Leistung mit dem zweiten Preis. Marcel aber hatte noch nicht genug und sahnte auch noch den Sonderpreis für erneuerbare Energien ab.

Interessiert hat er sich für das Thema der umweltfreundlichen Energieerzeugung seit dem Reaktorunfall in Fukushima und den grausigen Folgen. Die Eltern, die ob des Fortschrittsdenkens ihres Sohnes auch die wochenlange Belagerung der heimischen Fensterbänke mit Grünalgen und diversen Chemikalien verziehen, unterstützen ihn nach Kräften.

Zum perfekten Glück fehlt nur eines: Eine Teilnahme beim Bundeswettbewerb. Die bleibt ihm jedoch verwehrt. Da der erste Preis nicht vergeben wurde, wird im Bereich Chemie kein Schüler aus Schleswig Holstein vertreten sein. Hochzufrieden ist er trotzdem: "Ich habe ja noch gar kein Chemie in der Schule und musste mir alles selbst anlesen. Wenn ein Juror mir nicht Fragen gestellt hätte, die mit meinem Projekt gar nichts zu tun haben, hätte ich auch eine Chance auf den ersten Preis gehabt."

Verdient hätte der Siebtklässler ihn allemal. Das zeigt auch die Tatsache, dass er mit seinen 13 Jahren genau genommen noch zu jung für den Wettbewerb ist, aufgrund seiner Leistung und dem ersten Preis beim Regionalwettbewerb Süd von "Schüler experimentieren" in Geesthacht aber letztendlich doch mitmachen durfte.

Katharina nutzt Buchweizen, um verdrecktes Wasser zu reinigen

Ein Experiment, das vor allem in armen Gegenden vielen Menschen helfen könnte, genügend Trinkwasser zu gewinnen, führte Katharina Twesten durch. Genau wie Marcel Gumz, forscht die 13-Jährige unter der Leitung von Dr. Ute Evers in der Forscher-AG des Gymnasiums Harksheide. Nur mit Buchweizen und somit ohne chemische Hilfsmittel reinigte sie verdrecktes Wasser. "Ich habe im Supermarkt nach geeigneten Mitteln gesucht und es mit dem Buchweizen einfach einmal probiert", so die Norderstedterin.

Nach dem souveränen Sieg in Geesthacht gewann sie damit den 3. Preis beim Landeswettbewerb "Schüler experimentieren". Von der Jury gab es trotz des Erfolgs noch einen Tipp mit auf den Weg: Noch nachhaltiger wäre das Experiment, wenn statt wertvollen Lebensmitteln etwas anderes zum Filtern benutzt würde. So heißt es für Katharina also, weiter forschen und neue Ideen entwickeln. Der Plan, Taue statt Buchweizen zu verwenden, klingt schon einmal vielversprechend.

Auch ihr Mitstreiter aus der Forscher-AG geizt nicht mit Ambitionen. "Ich habe die Vision, den Kompost durch Klärschlamm zu ersetzen", sagt er. Dieser könne dann anschließend wieder kompostiert werden. So wäre das Projekt noch nachhaltiger. Die besten Bedingungen stehen dazu im Gymnasium Harksheide bereit. Durch das Engagement der Joachim-Hertz-Stiftung ist das Engagement der Wissenschaftlerin Dr. Evers und damit auch die Forscher-AG für weitere zwei Jahre gesichert.