Hersteller des Magnetschwebezugs haben noch zehn Monate Zeit, einen Käufer für die Technik zu finden. Interesse aus dem Ausland soll groß sein. Leise Hoffnung in Lathen.

Lathen. Totgesagte leben offensichtlich wirklich länger. Noch im vergangenen Dezember sah es danach aus, als ob spätestens Ende Juni die Lichter an der Transrapid-Versuchsanlage im Emsland endgültig ausgingen. Jetzt gibt es doch noch eine Gnadenfrist von zehn Monaten. Bis April nächsten Jahres haben die Hersteller des Magnetschwebezuges nun Zeit, Käufer für die Technik zu finden. Kurz vor Toresschluss war das Interesse aus dem Ausland an dem Zug wieder deutlich gestiegen. Zahlreiche Delegationen - etwa aus den USA, aus der Schweiz, aus Brasilien, aus den Niederlanden oder aus Großbritannien - waren entweder bereits auf der Teststrecke oder wollen noch kommen. Ende Mai erst hatte das Land wieder die Erlaubnis erteilt, dass potenzielle Investoren auf dem Superzug mitfahren dürfen.

Daraus speist sich im Emsland die leise Hoffnung, dass der Transrapid doch nicht aufs Abstellgleis schwebt, sondern dass es neben Shanghai irgendwo auf der Welt doch noch eine zweite Anwenderstrecke geben wird.

"Das ist für uns im Ort die Chance, dass die Anlage nicht nur eine weitere zehnmonatige Frist bekommt, sondern für den dauerhaften Entwicklungsbetrieb notwendig bleibt", sagte der Samtgemeindebürgermeister von Lathen, Karl-Heinz Weber (CDU). Immerhin arbeiten derzeit rund 60 Mitarbeiter auf der Versuchsstrecke. Ob es bei dieser Zahl bleibt, war unklar. Vom Testanlagenbetreiber IABG gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Der Testbetrieb soll auf jeden Fall reduziert werden, was laut Wirtschaftsministerium unter anderem weniger Fahrten bedeutet. Für den Fremdenverkehr in der Region spielt die Strecke seit der verheerenden Katastrophe mit 23 Toten im September 2006 keine Rolle mehr. Touristische Fahrten mit dem Superzug bleiben verboten. Klar ist aber allen Beteiligten auch, dass dieser Aufschub die allerletzte Chance für den Transrapid ist. "In diesen zehn Monaten müssen die vielen Interessenbekundungen auf ihre Belastbarkeit hin überprüft werden, dass der Transrapid tatsächlich international vermarktbar ist", sagte der Landrat des Emslandes, Hermann Bröring (CDU). Er stellte auch klar, dass es sich bei dem jetzt zur Verfügung gestellten Geld um eine Einmalhilfe handelt. Sollte es danach weitergehen, müsste die Industrie die Kosten übernehmen. 5,4 Millionen Euro kostet der Weiterbetrieb in den nächsten zehn Monaten.

2,1 Millionen Euro stammen vom Bund, 750 000 Euro von ThyssenKrupp, 650 000 Euro vom bayerischen Bauunternehmen Max Bögl, 450 000 Euro von der IABG, 300 000 Euro von Siemens und 1,15 Millionen Euro vom Land Niedersachsen und dem Landkreis. Bis Ende April 2010 müsse ein Käufer für den Transrapid gefunden werden, betonte der niedersächsische Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). "Ansonsten wäre Schluss", sagte er. Dass es zunächst weitergeht in Lathen, ist vor allem seinem Engagement zu verdanken. Er hatte im Mai alle Beteiligten nochmals an einen Tisch gebracht. Nach Auffassung der Hersteller des Schwebezuges, ThyssenKrupp und Siemens, war das Fahrzeug zu Ende entwickelt, damit hatte sich der Testbetrieb aus Sicht der beiden Firmen erübrigt. Allerdings hatte das Bauunternehmen Bögl großes Interesse an einem Fortbestand der Testanlage. Bögl stellt die Betonteile für den Fahrweg her. Zusammen mit der IABG arbeitete Bögl dann auch ein neues Konzept aus, das den Weiterbetrieb zu geringeren Kosten als bisher ermöglichen soll.