Wiesbaden. Die Preise für Bauarbeiten steigen im rasanten Tempo. Im Vergleich zum Vorjahr müssen Bauherren mit 17,6 Prozent Mehrkosten rechnen. Für viele könnte damit der Eigenheim-Traum platzen.

Auf den deutschen Baustellen sind die Preise so schnell geklettert wie seit mehr als 50 Jahren nicht mehr. Laut Statistischem Bundesamt lagen im Mai die Preise für Bauleistungen einschließlich Mehrwertsteuer 17,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Das war der höchste Anstieg seit Mai 1970, als sie in der Jahresfrist um 18,9 Prozent angezogen hatten, wie die Behörde berichtet. Im vorherigen Berichtsmonat Februar 2022 betrug die Steigerung 14,3 Prozent.

Gründe sind knappe und teure Materialien sowie eine hohe Nachfrage. Besonders stark war der Preisanstieg bei Metallbauarbeiten (+23,6 Prozent) und Betonarbeiten (+23 Prozent). Unterdurchschnittliche Anstiege wurden bei Erdarbeiten (+14,8 Prozent) und Mauerarbeiten (+12,8 Prozent) verzeichnet.

Angesichts stark gestiegener Baupreise sorgt sich die Branche um neue Aufträge. «Wir befürchten, dass neue Wohnungsbauprojekte aufgrund der gestiegenen Baukosten und der wieder anziehenden Zinsen erst einmal zurückgestellt werden», sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Oliver Müller. Bei privaten Bauvorhaben könnten zusätzlich die höheren Energie- und Lebenshaltungskosten das Budget vom Eigenheim-Traum in Frage stellen.

Die Steigerungen seien das Ergebnis explodierender Materialpreise, erklärte Müller. Da Lieferanten kaum noch Preiszusagen abgäben, könnten die Bauunternehmen ihre Angebote nicht verlässlich kalkulieren. Sie sollten mit den Kunden Klauseln zu gleitenden Stoffpreisen vereinbaren. Es sei zudem umso wichtiger, an anderer Stelle die Kosten zu senken, etwa über die Vereinheitlichung der Landesbauordnungen.