Hamburg. Am Montag beginnt in Köln die internationale Einrichtungsmesse imm cologne. Dort präsentieren sich auch Nachwuchs-Designer aus Hamburg.

Das neue Jahr überrascht mit vielen neuen Design- und Einrichtungsideen. Nahezu alle werden auf der internationalen Einrichtungsmesse in Köln zu sehen sein, die unter dem Namen imm cologne vom 14. bis 20. Januar stattfindet.

Vieles davon wird wenig später im Handel zu entdecken sein – manches vielleicht aber auch nicht. Denn ein Pavillon auf der Messe wird ausschließlich ausgewählte Entwürfe von 27 Nachwuchstalenten aus dem In- und Ausland vorstellen.

Und hier wird sich erst noch entscheiden müssen, ob Hersteller sich von den Ideen begeistern lassen und das Risiko der Produktion wagen. Alle hätten es verdient, zumal sich die auserkorenen Kreativen im Rahmen des diesjährigen Pure Talents Contest gegen eine große Schar von Mitbewerbern haben durchsetzen können.

Vitrine in Rosa für Sammlerstücke

„Es ist ein Wettbewerb exklusiv für Designer, die noch im Studium sind oder gerade erst die Universität verlassen haben“, bestätigt Messesprecher Markus Majerus. Er ist ebenso wie die Jury begeistert vom Einfallsreichtum des Nachwuchses.

Und der kommt in diesem Fall gleich zweifach auch aus Hamburg. So überrascht die 25-jährige Aylene Ruschke mit einer Art Ausstellungsmöbel, das einem rosa Aquarium ähnelt. „Floating Boxes“ nennt die junge Produktdesignerin ihr außergewöhnliches Objekt, in dem zwei gläserne Boxen zu schweben scheinen.

Warum in dieser Farbe, wie kam es zu dieser Idee? „Ich möchte mit diesem Möbel dazu ermuntern, Dinge mit ein wenig mehr Humor zu betrachten“, sagt die junge Frau, die derzeit in der Hansestadt für einen Anbieter modularer Möbelsysteme arbeitet.

Ein „rosa Aquarium“ für Lieblingsstücke entwarf Aylene Ruschke aus Hamburg.
Ein „rosa Aquarium“ für Lieblingsstücke entwarf Aylene Ruschke aus Hamburg. © 2911 | Koelnmesse GmbH

Drei Leuchtkörper ohne Steckdose

Allein die Vorstellung, dass in der Vitrine so skurrile Sammlerobjekte wie Frösche aus Keramik oder ausgediente Baseballbälle ausgestellt werden könnten, findet sie witzig. Sie hofft, dass namhafte Hersteller von Ausstellungsmöbeln dies ähnlich sehen.

Ähnliche Hoffnungen hegt Ilja Huber. Der 1983 in Russland geborene Produktdesigner lebt seit mittlerweile acht Jahren in Hamburg. „Ich habe mich recht spät, erst nach meiner Ausbildung zum Werkzeugmacher bei Volkswagen, für ein Studium an der Hochschule für bildende Künste hier in Hamburg entschieden“, erzählt der 35-Jährige.

Er überzeugte die Jury mit der Leuchte „Baschnja“ – sie lässt sich dreiteilen! „Man kann alle drei Leuchtkörper getrennt voneinander frei im Raum positionieren und auch unabhängig voneinander ein- und ausschalten“, erläutert der Jungdesigner.

Aufeinandergestapelt werden die zwei akkubetriebenen Elemente über die Basisleuchte aufgeladen und können anschließend getrennt voneinander aufgestellt werden.
Aufeinandergestapelt werden die zwei akkubetriebenen Elemente über die Basisleuchte aufgeladen und können anschließend getrennt voneinander aufgestellt werden. © 2911 | Koelnmesse GmbH

Schalldämmender Keramikschaum

Clou dabei: Alles funktioniert unabhängig von irgendeiner Steckdose, denn zusammengebaut werden die zwei akkubetriebenen Elemente über die Basisleuchte wieder aufgeladen. Eine Kreation, die also Licht an jedem gewünschten Ort ermöglicht und die hoffentlich von Herstellern aufgegriffen wird.

Verwundert es, dass bei vielen Entwürfen auch das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt? Die Italienerin Alice Guidi experimentierte beispielsweise so lange mit gebrauchtem Papier, bis sie eine Möglichkeit fand, es mit Porzellan zu verbinden.

Resultat ist Keramikschaum, mit dem sich schalldämmende Wandfliesen herstellen lassen. Die Designerin kann sich gut vorstellen, dass das Material vor allem in Cafés, Restaurants oder Büros für ein besseres akustisches Klima sorgt.

Ernsthaftigkeit beeindruckt die Jury

Schallabsorbierend ist auch ein anderes Material, das in die engere Auswahl fand: In diesem Fall wurde ein Vliesstoff aus Schafswolle im Verbund mit Trägerstoffen wie Jute verarbeitet. Der Hamburger Designjournalist Johannes Hünig, Mitglied der international besetzten Jury, zeigt sich auf Nachfrage beeindruckt, „wie ernsthaft und ausgereift viele Beiträge sind“.

Besonders überrascht hätten ihn die Beiträge zum Thema Nachhaltigkeit und im Bereich Küche. „Hier hat man gesehen, wie die junge Designgeneration neue Lebensgewohnheiten in Konzepte übersetzt, sich von Konventionen löst und Möbel viel flexibler als bisher denkt“, so Hünig.

Bei dieser mobilen Küche kann der komplette Kochprozess, angefangen von Waschen und Schneiden der Zutaten bis hin zum Anrichten des Essens, unter freiem Himmel zelebriert werden
Bei dieser mobilen Küche kann der komplette Kochprozess, angefangen von Waschen und Schneiden der Zutaten bis hin zum Anrichten des Essens, unter freiem Himmel zelebriert werden © 2911 | Koelnmesse GmbH

Auch Jury-Mitglied Wilfried Lembert, Unternehmer aus Berlin, unterstreicht: „Junges Design hat heute eine Wertigkeit, der man anmerkt, dass es eben nicht darum geht, etwas zu entwerfen, das superneu und besonders ist, sondern einfach nur gut gemacht und gut im Gebrauch, damit es lange hält. Der Trend geht weg vom Verbrauch hin zum Gebrauch. Und das, was verbraucht wird, sollte aus ökologischen oder wiederverwertbaren Materialien hergestellt sein.“

Geruchspartikel werden umgewandelt

Dem niederländisch-brasilianischen Designer Joca van der Horst gelang dieser geniale Coup: Der 23-Jährige entwarf ein luftreinigendes und dabei gleichzeitig dekoratives Textil namens „Onda“. Das Gewebe besteht aus einer dünnen Beschichtung von Titandioxid mit aufgepulvertem Kupfer und nutzt Tageslicht so, dass Ruß- und Geruchspartikel miteinander reagieren und in harmlose Wassermoleküle umgewandelt werden.

Clou dabei: Der Benutzer kann die Luftqualität durch leichtes Drücken des Stoffes einschätzen. Bei sauberer Luft ist ein ruhiges, gleichmäßiges Licht zu sehen, das schnell und hektisch zu flimmern beginnt, wenn Verschmutzungen wahrgenommen werden.

Keine Sorge: Die luftreinigende Wirkung kann kurzzeitig verstärkt werden, indem man das Objekt drückt und damit ultraviolettes Licht über den Rahmen aussendet – die effizienteste Methode zur schnellen Luftreinigung, wie es heißt.