Hamburg. Barbara Kunst ist Mitglied im „Club der Optimisten“. Ihre Wohnung ist eine weihnachtliche Kulisse für gesellige Stunden mit Freunden.

Der Adventskranz auf dem Wohnzimmertisch von Barbara Kunst hat einen stattlichen Durchmesser von 70 Zentimetern. Bei Farbspiel und Dekoration – Tannen, Moos, goldene und silberfarbene Weihnachtskugeln – bleibt sie ihrem Stil treu.

Und wie in jedem Jahr verbreiten die beleuchteten japanischen Mädchenkiefern auf der Dachterrasse sowie der große, von Lichterketten umwickelte Weihnachtsstern im Fenster die Aura von Festlichkeit in ihrer Penthouse-Wohnung in Pöseldorf.

Die Adventszeit ist für die ehemalige Chefin der Werbeagentur Kunst und Partner und leidenschaftliche Netzwerkerin im „Club der Optimisten“ die ideale Zeit, um ihren großen Freundeskreis zu pflegen.

An vielen Abenden, nicht nur im Dezember, herrscht bei der 64-Jährigen ein zwangloses Kommen und Gehen. „Ich bringe gern Menschen zusammen, die sich noch nicht kennen, sich aber gegenseitig inspirieren könnten“, beschreibt sie ihre Mission. Dafür schaffe sie den passenden Rahmen.

Eigene Erwartungshaltung hinterfragen

Sie selbst strahlt auf den ersten Blick die Grandezza einer routinierten Gastgeberin aus: Gestylt in ihrem roten Kleid wirkt sie wie aus einem französischen Film entsprungen. Ihre Augen ruhen konzentriert auf ihrem Gegenüber.

Sie nimmt sich Zeit für Antworten. In diesem Fall auf die Frage, was sie unter Optimismus versteht: „Er ist erlernbar und bedeutet, die schönen Dinge des Lebens bewusst wahrzunehmen und auch Freude an kleinen Dingen zu entwickeln.“

Voraussetzung dafür sei eine Art „Management der Erwartungshaltung“: „Jeder sollte Erwartungen an sich und seine Umwelt nur so hochlegen, dass er die damit verbundenen Ziele gerade noch erreicht.“

Die Dachterrasse mit den japanischen Kiefern – abends erstrahlen sie im Glanz von Lichterketten.
Die Dachterrasse mit den japanischen Kiefern – abends erstrahlen sie im Glanz von Lichterketten. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Ihren „Adlerhorst“ hat sie zusammen mit ihrem verstorbenen Mann bewusst zu einem Ort der Kommunikation gemacht. Den Gast empfängt ein Loft mit umlaufender Dachveranda.

Von der offenen Küche mit Blick auf den Mittelweg reicht die Sichtachse über den großzügigen Wohnbereich hinweg bis zum Schlaftrakt mit Blick auf die hohen Bäume im Hinterhof.

Am Tisch konferieren auch Clubmitglieder

Tageslicht in allen Räumen hatte für die Kaufentscheidung des Paares höchste Priorität: „Wir konnten vor dem Einzug noch Einfluss auf den Grundriss nehmen und haben darauf gedrungen, dass auch im Bad noch ein zusätzliches Fenster eingebaut wird“, erzählt Barbara Kunst.

Zur offenen Atmosphäre des Appartements passt perfekt die Wohnküche mit Geräten von Gaggenau. Hier sitzen die Gäste schon während des Kochens am massiven Holztisch mit schwarzen Lederstühlen von Cassina, der acht Personen Platz bietet; oder sie stehen am Kochtresen. „Viele Abende beginnen und enden hier“, sagt die Gastgeberin.

Auch viele Arbeitsgespräche und die Vorstandssitzungen des Clubs der Optimisten finden in diesem Rahmen statt.

Warum nicht tanzend wie diese Kühe durch das Leben gehen?
Warum nicht tanzend wie diese Kühe durch das Leben gehen? © MICHAEL RAUHE | MICHAEL RAUHE

Geselligkeit und angeregten Austausch ermöglicht auch der angrenzende Wohnbereich. Um eine optische wie emotionale Raumteilung zu schaffen, hatte das Paar ein Podest aus weiß gebeizten Eichendielen zimmern lassen, das farblich mit den Sandsteinfliesen im Küchenbereich harmoniert. „Das Holz stammt von einem Schlossdielenanbieter in Niebüll, der großflächige Unikatböden auf Maß fertigt und vor Ort verlegt“, erzählt Barbara Kunst.

Ein Mix aus Erbstücken und Modernem

Vom großen Sofa kann sie an Winterabenden vom Kaminfeuer durch die raumhohen Fensterscheiben hinweg über die Dachterrasse und die beleuchteten Mädchenkiefern direkt in den Himmel über Hamburg schauen.

Bei der Einrichtung hat das Paar liebevoll restaurierte Erbstücke der Familie mit modernen Klassikern gemischt. Ins Auge fallen sofort der dunkel gebeizte Biedermeier-Schrank zwischen Küchen- und Wohnbereich sowie zwei filigrane Nussbaum-Armlehnstühle aus der gleichen Epoche.

Die verspielten Details und die verschnörkelte Linienführung bilden einen spannungsreichen Kontrast zu dem Glasschrank, um den die Hausherrin die Sitzmöbel arrangiert hat, sowie zu den benachbarten, mit schwarzem Stoff bezogenen Eames-Liegesesseln auf der Wohnbühne.

Bilder spiegeln ihre Freude an Klarheit

Bildende Kunst spielt eine besondere Rolle im Leben der Hausherrin. Die studierte Grafikdesignerin liebt vor allem Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Zu ihren Lieblingswerken zählt die Grafitzeichnung eines Berliner Künstlers mit einem schwer definierbaren Motiv aus der Botanik.

„Beim Anblick dieses Werkes reizt es mich jedes Mal, auch wieder künstlerisch tätig zu werden.“ Dass dies auf die Vorliebe für Klarheit und feste Strukturen hinweist, gibt sie freimütig zu. „Ich mag kein Wischiwaschi.“

Den Bereich rund um den Kamin hat Barbara Kunst liebevoll dekoriert.
Den Bereich rund um den Kamin hat Barbara Kunst liebevoll dekoriert. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Auch die beiden großformatigen Kreidezeichnungen über dem Sofa zählen zu ihren Favoriten. „Die habe ich vor einigen Jahren einem Künstler auf dem Land abgekauft. Seinen Namen habe ich allerdings vergessen.“

Einen besonderen Stellenwert haben die beiden Aquarelle des Malers Arthur Meyer zu Küingdorf, die ihr Mann in die Ehe mitgebracht hatte. „Er war mit den Kindern des Künstlers zur Schule gegangen.“

Schwere Prüfungen im Leben überstanden

Wie Familie und Freunde haben auch die Toten nicht nur einen festen Platz in ihren Gedanken, sondern auch in ihrer Wohnung. Sie grüßen sie täglich von liebevoll gerahmten Fotos aus dem Bücherregal.

Ins Auge fällt vor allem eines, das sie zusammen mit ihrem Mann zeigt. „Die verbliebene Zeit bis zu seinem Tod im Jahr 2011 haben wir intensiv genutzt“, erzählt die Hamburgerin. „Wir sind anfangs noch viel gereist.“

Für sie steht fest: Ihr Optimismus und eine gewisse natürliche Resilienz hätten sie durch diese schwere Zeit und andere Prüfungen im Leben getragen.

Doch was war der Impuls für die Gründung des Clubs der Optimisten gemeinsam mit dem Werber und Freund Klaus Utermöhle im Jahr 2005?

Neu ist der monatliche Stammtisch

„Es war ein Aufbegehren gegen die vorherrschende Mutlosigkeit und Verzagtheit der Wirtschaft und Gesellschaft“, erinnert sie sich. „Die Börse brach ein, Arbeitsplätze gingen verloren und Deutschland war Schlusslicht in der EU.“ Die Werbung hätte diese Depression besonders zu spüren bekommen.

Aktuell plant Barbara Kunst die kommende Frühjahrsveranstaltung, wo wieder ein „Optimist des Jahres“ gekürt werden soll. Zu den Preisträgern zählen bereits der Pianist Lang Lang, Corny Littmann, Peter Maffay und John Neumeier.

Wie wichtig Freunde und Netzwerke sind, zeigt aktuell die große Resonanz auf ihren neuen, monatlichen ­Optimisten-Stammtisch – den „Optimistenschnack“ im Hotel Tortue (Stadthausbrücke 10).