Seit dem 19. Jahrhundert fühlen sich neben Pflanzen auch Menschen wohl im Wintergarten. Bei der Planung gibt es einiges zu beachten.

„Deinen Briefumschlag mit den zwei gelben und roten Marken habe ich eingepflanzt in den Blumentopf“, schrieb einst der österreichische Lyriker Erich Fried in seinem melancholischen Gedicht „Wintergarten“, in der Hoffnung, es möchten daraus viele weitere Briefe entsprießen. Auch das gläserne Gebäude selbst umgibt eine solch wildromantische Aura, vor allem wenn es mit exotischen Pflanzen bestückt wird.

Geschichte

Ursprünglich war der Wintergarten eine Herberge für fremdländische Pflanzen. Schon in der Antike gab es Gebäude, die dazu dienten, aus anderen Klimazonen mitgebrachte Gewächse zu kultivieren. Als im 16. Jahrhundert Zitrusbäume auch nördlich der Alpen in Mode kamen, entstanden erste herrschaftliche Orangerien, kunstvolle Gewächshäuser mit vielen Glasflächen, um die mediterranen Mitbringsel nicht schutzlos den mitteleuropäischen Wetterbedingungen auszuliefern.

Das Viktorianische Zeitalter schließlich war eine Hochzeit der architektonischen Wunderwerke aus Stahl und Glas; erhaltene Bauten werden aufgrund ihrer Helligkeit, Großzügigkeit und Schönheit noch heute für gesellschaftliche Treffen genutzt. Bereits im 18. Jahrhundert gönnte sich in England die wohlhabende Klasse komfortable private Wintergärten als Anbau an ihre Häuser. Diese erfreuten sich in den 1880er-Jahren auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit – spätestens jetzt auch, um darin zu verweilen.

Der Glashauseffekt

Wintergärten sind lichtdurchflutete Räume oder Anbauten, die sich durch ihre großflächigen Fenster oder Glaswände auszeichnen. Doch was macht sie klimatisch so angenehm? Es ist der sogenannte Glashauseffekt. Durch die Flächen dringt Sonnenlicht ins Innere ein, das von den Wänden und dem Boden absorbiert wird. Diese nehmen eine deutlich wärmere Temperatur an als ihre Außenumgebung und leiten die Wärme an die Innenraumluft weiter. Dank der Glasflächen bleibt die warme Luft gefangen im Wintergarten, und die Pflanzen können überwintern.

Einen Wintergarten bauen

Wer heutzutage einen Wintergarten bauen möchte, muss diesen vorab bei der zuständigen Baubehörde genehmigen lassen. Dem Bundesverband Wintergarten zufolge gibt es bei der Planung und Bauausführung eines Wintergartens einige wichtige Aspekte zu beachten.

Wer einen kalten oder mittelwarmen Wintergarten einrichtet, sollte darauf achten, dass das Mobiliar robust ist und Temperaturunterschiede aushält.
Wer einen kalten oder mittelwarmen Wintergarten einrichtet, sollte darauf achten, dass das Mobiliar robust ist und Temperaturunterschiede aushält. © Getty Images | iStock/brytta

Außer der Frage, wie der Wintergarten genutzt und gestaltet werden soll, sind dabei auch Faktoren wie Standort, Konstruktion, Verglasung, Belüftung, Sonnenschutz, eine eventuelle Heizung und einiges mehr zu bedenken. Damit können auch Probleme wie Energieverlust und Feuchtigkeitsbildung vermieden werden. Hilfreiche Informationen dazu hat der Bundesverband unter http://bundesverband-wintergarten.de hinterlegt.

Kalt, mittelwarm oder warm?

Wärmetechnisch gibt es drei Arten von Wintergärten: den kalten, den mittelwarmen und den warmen Wintergarten. Ersterer ist ein Bau mit Einfachverglasung, der nicht gedämmt oder beheizt wird. In der Regel bleibt er frostfrei und ist deshalb perfekt geeignet, um viele Pflanzen zu überwintern. Nicht alle Gewächse vertragen die möglichen Temperaturschwankungen. Gut eignen sich Pflanzen wie Akazie, Granatapfel, Jasmin oder Lorbeer.

Der mittelwarme Wintergarten wird in der kalten Jahreszeit auf 12 bis 19 °C aufgeheizt. Gemäß der Energieeinsparverordnung müssen dabei schon bestimmte Maßnahmen zur Dämmung ergriffen werden. Bei diesen Temperaturen überwintern nicht nur viele Pflanzen gern. In einer kuscheligen Sitzecke lässt es sich auch einige Zeit aushalten, zum Beispiel, um den morgendlichen Kaffee zu schlürfen.

Der warme Wintergarten, der auch Wohn-Wintergarten heißt, dient das ganze Jahr über als vollwertiger Wohnraum mit gleichbleibendem Klima. Er wird auf über 19 °C erwärmt, und bei seinem Bau müssen strengere Anforderungen an die Dämmung beachtet werden.

Ein sogenannter „kalter“ Wintergarten ist ungedämmt, ermöglicht aber einen geschützten Sitzplatz.
Ein sogenannter „kalter“ Wintergarten ist ungedämmt, ermöglicht aber einen geschützten Sitzplatz. © MASTER’S Vertriebs GmbH, | MASTER’S Vertriebs GmbH,

Nicht nur ein Blumenparadies

Natürlich dient der sonnenverwöhnte, helle Raum aus Glas auch wunderbar uns Menschen – zum Beispiel als zweites Ess- oder Wohnzimmer. Hier lässt es sich bis in den späten Abend mit Blick auf Sternenhimmel speisen, gemütlich sitzen oder entspannen. Der Blick ins Internet offenbart die vielfältigen Nutzungen dieses Raumes. Wer einen kalten oder mittelwarmen Wintergarten einrichtet, sollte darauf achten, dass das Mobiliar robust ist und Temperaturunterschiede aushält.

Verglasung des Balkons

Nicht nur Besitzer eines Hauses, sondern auch die Nutzer einer Wohnung können sich eine Art Wintergarten bauen lassen – indem sie sich den Balkon verglasen lassen. Hierfür bedarf es allerdings vorab der grundsätzlichen Zustimmung aller Miteigentümer im Haus. Da sich durch die Maßnahme die Lärmbelastung an stark befahrenen Straßen nachhaltig senken lässt, fördert die IFB Hamburg www.ifbhh .de solche Arbeiten mit speziellen Zuschüssen.

Gut zu wissen

Etwa 3000 Euro pro Quadratmeter kostet der Bau eines Wintergartens, ungedämmte Kaltwintergärten kommen auf etwa die Hälfte (1500 Euro pro Quadratmeter) , sagt Peter Steiger, Geschäftsführer der Master’s Vertriebs GmbH. Die Firma plant und baut mit ihren beiden Montage-Teams etwa 40 bis 50 solcher „Manufaktur-Arbeiten“ pro Jahr in und rund um Hamburg.

Nach Beobachtung des Vertriebsexperten sind Kaltwintergärten mit anthraziter Aluminium-Rahmung derzeit sehr bei Kunden gefragt. Diese Modelle erlauben den „geschützten Aufenthalt“ außerhalb des beheizten Wohnraumes zwischen März bis Oktober.

Steiger rät, nicht am falschen Ende zu sparen. Die Erweiterung müsse nicht nur gut zur Architektur des Hauses passen. „Es sollte auch sichergestellt werden, dass es nicht zu einem Hitzestau kommt.“ Deshalb rät der Planer dazu, Fenster zum Schieben oder Klappen in der gläsernen Überdachung anzudenken, sodass Hitze entweichen kann. „Schließlich will man ja Freude an dem Winter- oder Sommergarten haben.“