Hamburg. Je weniger Niederschlag über die Kanalisation abfließt, umso besser. Wie Eigentümer Kosten sparen und was von Kommunen gefördert wird.

Für den Regen zahlen? Viele Immobilienbesitzer tun das mit ihren Niederschlagswassergebühren, weil von ihren versiegelten Flächen das Wasser ins öffentliche Abwassersystem geleitet wird. Und das lassen sich die Kommunen bezahlen. Doch mit kluger Planung können diese Kosten verringert oder sogar ganz eingespart werden.

Wovon hängt die Gebühr ab?

Je mehr versiegelte Flächen auf dem Grundstück vorhanden sind, desto höher fällt die Gebühr aus. Sie ist ein Teil der gesplitteten Abwassergebühr, erklärt Dietmar Sperfeld von der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung in Darmstadt.

Wie wird die versiegelte Fläche auf dem Grundstück ermittelt?

Versiegelte Flächen sind zunächst einmal alle Dachflächen. Auch Terrassen, gepflasterte Wege, der befestigte Pkw-Stellplatz oder die Garagenzufahrt gehören dazu. Viele Gemeinden, so auch Hamburg, ermitteln mit Luftbildern den Anteil der versiegelten Flächen auf Grundstücken, stimmen diesen mit den betroffenen Bürgern ab und kalkulieren danach die Gebühren.

Wie hoch sind die Gebühren?

Sie differieren in den Kommunen. In der Regel werden zwischen 0,70 und 1,90 Euro pro Quadratmeter und Jahr erhoben. In Hamburg sind es 0,73 Euro je Quadratmeter. „Vor einigen Jahren haben wir auf die Rabattierung bei der Gebühr umgestellt“, sagt Ole Braukmann, Sprecher bei Hamburg Wasser, auf Nachfrage. Maßgeblich sei nicht mehr die Frischwasserzufuhr eines Haushalts, sondern der Grad der Versiegelung des Grundstücks.

Lassen sich die Gebühren senken oder sogar vollständig vermeiden?

„Ja, wenn das Niederschlagswasser unmittelbar auf dem Grundstück verbleibt, gelangt es nicht in die Kanalisation. Dann muss man dafür auch keine Niederschlagswassergebühr zahlen“, sagt Michael Henze, Umweltreferent des Bundesverbands Garten- und Landschaftsbau (BGL).

Zum einen geht das über gezielte Regenwasserversickerung: Dabei wird das Wasser abgefangen, wenn es etwa vom Hausdach abfließt, und in Gräben und Mulden geleitet. „Diese kleine hügelige Landschaft muss nicht komisch aussehen, sondern kann sogar die Gestaltung des Gartens aufwerten“, sagt Henze. Wo sich das Regenwasser sammele, gedeihten feuchteliebende Pflanzen wie Lilien, Pfeifengras, Aster und Storchschnabel.

Welche Möglichkeiten gibt es noch?

„Eine Regenwassernutzungsanlage mit unterirdischen Zisternen ist vor allem dort angebracht, wo es häufig regnet, aber auch trockene Perioden vorkommen“, findet Sperfeld. Anders als in einer normalen Regentonne könne in unterirdischen Zisternen das Niederschlagswasser das ganze Jahr über gesammelt werden.

Normalerweise ließen sich so trockene Phasen 18 bis 25 Tage lang überbrücken. „Mit dem gesammelten Wasser kann nicht nur der Garten gewässert, sondern auch die Toilettenspülung und die Waschmaschine betrieben werden“, empfiehlt Sperfeld. Das spare nicht nur Gebühren, sondern auch Wasserkosten.

Gibt es Pflasterungen, durch die Regenwasser versickert?

„Es gibt heute viele Materialien zur Befestigung von Wegen und Flächen, die das Wasser durchsickern lassen“, sagt Henze. Gängig seien Schotterrasen, Kies-Splitt-Decken, Holzroste und -pflaster, Rasengittersteine, Rasenfugenpflaster, Porenpflaster und Splittfugenpflaster. Allerdings: „Nicht jeder Untergrund eignet sich für die Versickerung und Reinigung des Wassers“, betont Henze.

Lehmige, dicht gelagerte Böden könnten es zum Beispiel nicht schnell genug ableiten. Sandige, kiesige Böden hingegen nähmen den Niederschlag zwar schnell auf, filterten ihn aber kaum. Ole Braukmann rät Eigentümern in jedem Fall, bei einer Überplanung des Grundstücks solche Maßnahmen anzudenken – ebenso wie die Begrünung des Daches. „Denn die Stadt fördert das Anlegen eines Gründaches über die IfB Hamburg.“ Über solche Maßnahmen sollten Eigentümer und Sanierer nach der Umsetzung Hamburg Wasser informieren.

Warum wird das Gründach gefördert?

Es speichert je nach Aufbaudicke und Substrat 50 bis 90 Prozent der jährlichen Niederschlagsmenge. Deswegen wirkt es sich in den meisten Kommungen gebührenmindernd aus – in der Hansestadt sogar mit einem Rabatt von 50 Prozent. „Manche Kommunen geben aber auch überhaupt keinen Bonus“, sagt Wolfgang Ansel, Geschäftsführer des Deutschen Dachgärtnerverbands. Hausbesitzer sollten sich deshalb beim jeweiligen Entwässerungsbetrieb erkundigen, wie dies konkret gehandhabt wird. (be)