Hamburg. Zeitgeist spiegelt sich auch in Pflanzen- und Blumenarrangements. Style-Experten geben Anregungen zum Nachmachen in den vier Wänden.

Wundern Sie sich nicht, wenn Sie demnächst einen Bonsai sehen, der mit einem roten Faden umwickelt ist. Das ist ein Pflanzenarrangement im Stil von „Punk rebooted“. Mit dem roten Faden soll zum Ausdruck gebracht werden, dass der Bonsai bewusst klein gehalten wird. „Dagegen wird aufbegehrt“, erläutert Floristin Jil Berner von kopflegenden.de, die diese Komposition zusammen mit Interieur-Stylistin Lea Kaufmann von Fantastic Frank auf einem Workshop vorstellte.

Dort zeigten die Expertinnen auf Initiative von Blumenbüro Holland und pflanzenfreude.de, wie Trends und Zeitgeist Blumen- und Pflanzen-Arrangements beeinflussen können. Die Stilrichtung Punk rebooted ist danach eine Antwort auf eine Zeit, wo vieles in Bewegung geraten ist und nicht mehr klar ist, wer mehr Macht hat: Online-Plattformen und soziale Medien oder Regierungen und die althergebrachten Medien?„Das lässt uns zu Rebellen werden, denn einerseits müssen wir unser Leben nach Regeln aufstellen, andererseits ist nicht mehr klar, wer diese aufstellt“, so die Style-Expertinnen.

Schwarz und Rot sind die Trendfarben bei Punk rebooted

Interieur und Garten spiegeln diese Unsicherheit wider – mit zerkratzten Oberflächen, robusten, ungeschliffenen Materialien und scharfen, spitzen Formen. „Schwarz und Rot – die Lieblingsfarben von Punks – spielen in diesem Umfeld eine große Rolle“, erläutern die Expertinnen. Eine Komposition, die dies auf pflanzlicher Ebene gut darstellt: ein Kaktus neben einer rot blühenden Anthurie in einem mit schwarzer Folie umwickelten Topf.

Im Garten kann man diesen Stil mit Gräsern, Keulenlilie, der schwarz blühenden Calla und der Gladiole darstellen. Bei Letzterer stammt der Name vom lateinischen Begriff „gladius“ (römisches Kurzschwert) ab.

Patchwork und Upcycling sind angesagt

Die Stilrichtung „Re-Assemble“ ermuntert hingegen dazu, die aktuelle Ordnung auf den Kopf zu stellen und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Nach dem Motto „Weg frei für kreativen Aktivismus“ dürfen Dinge nach Lust und Laune zusammengestellt werden.

Beispiel für Re-Assemble: Eine mobile Kleiderstange wird durch Bänder kurzerhand zum Raumtrenner.
Beispiel für Re-Assemble: Eine mobile Kleiderstange wird durch Bänder kurzerhand zum Raumtrenner. © HA | Carina Wendland

So wird beispielsweise aus einer simplen Garderobenstange in Null-Komma-Nix ein bunter Raumtrenner, indem man oben und unten Bänder befestigt und an diese alles hängt, was einem so in die Hände fällt: angefangen von bunten Schwämmen über bunte Ballons bis hin zu Pinseln oder Plastikfiguren. Das alles kombiniert mit Tulpen, Ranunkeln oder anderen Blühern in kleinen, mit Wasser gefüllten Glasvasen oder pflegeleichten Sukkulenten oder Tillandsien.

Aus Konservendosen werden witzige Hängeampeln

Upcycling ist bei allem ein wichtiges Stilmittel. Das zeigt auch dieses Arrangement der Style-Expertinnen, bei denen aus Konservendosen bunte Hängeampeln werden. Dafür diese von ihren Banderolen befreien, anschließend mit Farbe besprühen – wer Lust hat, kann auch noch bunte Gummibänder über die Dosen stülpen – und dann mittels kleiner Löcher im Boden und einem bunten Nylonseil (gibt es im Bau- oder Heimwerkermarkt) die Töpfe miteinander verbinden. Fertig ist die Do-it-yourself-Ampel, die sich mit Zebrakraut, Efeu oder den erwähnten pflegeleichten Sukkulenten oder Tillandsien sehr gut in jedem Fenster macht.

Arrangement im Stil von Romantik 3.0: Blühendes wird kombiniert mit edlen Materialien.
Arrangement im Stil von Romantik 3.0: Blühendes wird kombiniert mit edlen Materialien. © HA | Carina Wendland

Die folgende Idee könnte insbesondere Menschen gefallen, die Freude am sogenannten Urban Gardening haben, dem Verschönern von öffentlichen Flächen: Primeln, Begonien und anderes Grün einfach in ein bunt besprühtes Teilstück eines Abflussrohres pflanzen, und schon hat man einen Hingucker im Beet. „Vorher sollte man diese Teilstücke gut mit Blumenerde und Substrat füllen, so halten die Pflanzen lange“, rät Jil Berner.

Fehlt noch was? Ja, vielen von uns geht es gut, deshalb darf auch Romantik und Luxus ausgedrückt werden – mit edlen Materialien wie Samt, Kupfer oder Marmor und opulenten Arrangements mit Schneeball, Hortensie, Tulpen und Lilien. Rosen dürfen natürlich auch nicht fehlen – gerade mit Blick auf den Valentinstag am 14. Februar.