Köln. Ohne Vorarbeiten an der Wand kann das Tapezieren misslingen. Bei Modellen mit Muster starten Heimwerker besser von der Mitte aus.

Kleister anrühren und Bahnen kleben, fertig? Für viele ist Tapezieren damit erklärt. Doch das kann gehörig schiefgehen, wenn die Wand nicht entsprechend vorbereitet wird. Experten raten deshalb, so vorzugehen: „Alte Tapeten am besten mit einem Dampfablöser entfernen“, erklärt Karl-Heinz Neumann, Trainer an der Heimwerkerschule DIY Academy in Köln. „Wer mit Muskelkraft allein arbeiten will, sollte die Tapete zunächst mit einer Stachelwalze perforieren“, ergänzt Christian Meyer von der Zeitschrift „Selbst ist der Mann“. Danach nässt man sie mit warmem Wasser ein, damit sich der Kleister ablöst, und zieht die Tapete mithilfe eines Spachtels ab. Malervlies schützt dabei den Fußboden.

Die Wand vorher auf Tragfähigkeit überprüfen

Bei untapezierten Wänden muss zunächst die Tragfähigkeit der Farbe oder des Putzes geprüft werden. Dafür ein Klebeband gut eine Minute lang fest aufdrücken und dann ruckartig abziehen. „Ist auf der Klebeseite keine oder wenig Farbe zu sehen, gilt der Untergrund als tragfähig“, erklärt Neumann. Löst sich Farbe, streichen Heimwerker die Wand mit Tiefgrund vor.

Auf Gipsputz oder -platten ist grundsätzlich eine Grundierung nötig. Diese Materialien saugen den Kleister ansonsten zu schnell auf, und die Tapete kann nicht haften. Auch bei sehr dünnen Vliesbahnen bietet sich eine Grundierung an, damit später nichts durchschimmert. Der Untergrund sollte außerdem glatt sein. „Man sieht sonst jede Unebenheit“, warnt Karsten Brandt vom Deutschen Tapeten-Institut.

Dampfstrahlgerät besser als Abbeizmittel

Gibt es an der Wand sogar schon hohle Stellen, sollte der Anstrich komplett entfernt werden. Abbeizmittel sieht Neumann wegen der Inhaltsstoffe kritisch, er rät zum Dampfstrahlgerät und zum Nacharbeiten mit Spachtel. Anschließend kommt Tapeziergrund oder eine Untertapete auf die Wand. Wichtig: „Risse oder Löcher unbedingt glatt verspachteln und durchtrocknen lassen“, rät Brandt.

Wo die Wahl nicht auf Papiertapeten fällt, sind Vliestapeten häufig eine Alternative. Sie sind laut Brandt elastisch, dick und besonders leicht im Umgang, weil nicht die Tapete, sondern die Wand eingekleistert wird. Achten sollten Heimwerker auch auf Eigenschaften der Tapete, die auf den Verpackungen mit Symbolen angegeben werden – etwa die Waschbarkeit der Tapete in fünf Stufen. Das könne in Küche oder Kinderzimmer wichtig sein, erklärt Brandt.

Formel zum Ausrechnen der benötigten Rollen

Für Wände, die viel Tageslicht ausgesetzt sind, empfiehlt sich hohe Lichtbeständigkeit. Im Schlafzimmer rät Meyer von Vinyltapeten ab, weil diese kaum Feuchtigkeit aufnehmen. Und in Textiltapeten setzen sich Fettdünste prima fest – für die Küche sind sie damit ungeeignet.

Für die standardisierten Rollen mit 10,05 Metern Tapete lässt sich gut ausrechnen, wie viele man benötigt: „Raumumfang mal Raumhöhe nehmen und durch fünf teilen“, sagt Meyer. Der Wert wird aufgerundet. Wegen des Verschnitts kaufen Heimwerker lieber ein bis zwei Rollen mehr ein, als sie benötigen. Und bei Tapeten mit einem sogenannten Rapport sollte der Versatz von einer zur nächsten Bahn bedacht werden. Wichtig außerdem: Alle Rollen sollten die gleiche Anfertigungsnummer tragen. Der Farbton könnte sonst leicht variieren.

Senklot oder Wasserwaage als Hilfsmittel empfohlen

Vor dem Kleben der ersten Bahn besser die Abdeckungen von Schaltern und Steckdosen entfernen und diese mit Klebeband verschließen, damit kein Kleister eindringen kann.

Für die erste Bahn darf nicht der Verlauf der Wand als Orientierung genommen werden. „Die ist gerne mal etwas schief“, sagt Neumann. Mithilfe eines Senklots oder einer Wasserwaage lässt sich eine gerade Linie anzeichnen. „Farbige Mustertapeten sollte man von der Wandmitte aus tapezieren, damit sie seitlich gleich auslaufen“, rät Meyer. Bei einer weißen Tapete fängt man am Rand an und klebt die erste Bahn etwa zwei Zentimeter um die Ecke herum. Außerdem sollten oben und unten mindestens fünf Zentimeter Überstand sein, die später mit einem Cutter-Messer abgeschnitten werden. Vorsicht: Besonders Vliestapete lässt die Klinge abstumpfen.

Klauseln im Mietvertrag, die dazu verpflichten, beim Auszug alle Tapeten zu entfernen, sind unwirksam. Darauf weist der Deutsche Mieterbund Nordrhein-Westfalen hin. In einem solchen Fall kann der Mieter alle anfallenden Renovierungsarbeiten dem Vermieter überlassen. Anders ist es, wenn die Arbeiten durch Klauseln rechtlich wirksam übertragen wurden.