Hamburg. Ein Fensterhersteller will Lüften bei gleichzeitigem Einbruchschutz garantieren. Wichtig: den Versicherungsschutz bestätigen lassen.

Werber und Marketing-Leute neigen dazu, neue Begriffe zu erfinden, wenn sie glauben, mit dem normalen Wortschatz nicht beschreiben zu können, welche besondere Eigenschaft ihr Produkt hat. Die Firma Winkhaus aus dem Münsterland probiert es nun mit „schlöffnen“. Da es hier um Fenster geht, soll der Begriff einen Zustand beschreiben, der zwischen öffnen und schließen liegt. Ein so genannter Parallelabstellbeschlag sorgt dabei für einen Lüftungsspalt, der auch bei Abwesenheit oder in der Nacht für ein gutes Raumklima durch einströmende Frischluft sorgt.

Der Einbruchschutz werde dadurch nicht gemindert, wie eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage betont. „Fenster mit unseren Beschlägen haben dieselben Eigenschaften wie geschlossene Fenster“, sagt Irena Byrdy-Furmanczyk. Trotz der „raffinierten Fensterstellung“ sei eine wirksame Einbruchhemmung bis Widerstandsklasse RC2 garantiert – einem Schutz, wie ihn die Polizei für Privathaushalte in der Regel empfiehlt.

Durch die Parallelabstellung kann Frischluft einströmen
Durch die Parallelabstellung kann Frischluft einströmen © HA | www.winkhaus.com

Rücksprache mit dem Versicherer wird empfohlen

In Zeiten, wo Häuser immer dichter werden, eine interessante Innovation, denn die Vorzüge liegen auf der Hand: Stetiger Luftaustausch, die Schimmelgefahr sinkt – und wie Irena Byrdy-Furmanczyk außerdem betont: „Insekten gelangen trotzdem nicht durch den Schlitz ins Zimmer, und der Schallschutz ist auch besser als bei einem gekippten Fenster.“

Trotzdem empfiehlt Alexander Küsel, Leiter Schadenverhütung beim Versicherungsverband GDV, den Einbau solcher Fenster vorher mit dem jeweiligen Versicherer abzuklären, „damit der Versicherungsschutz im Schadensfall auch voll greift.“

Stolz verweist man beim Verband Fenster + Fassade (VFF) in Frankfurt am Main darauf, dass Fenster und Türen technisch immer mehr beeindrucken, vielfältiger und bunter werden, mit tollen Materialkombinationen bestechen – „und auch die Sicherheit riesige Fortschritte macht“, wie VFF-Geschäftsführer Ulrich Tschorn betont.

Immer noch ist vielerorts Einfachglas verbaut

Gleichwohl muss auch er vermelden, das noch immer rund 17 Millionen Fenster in Deutschland aus völlig ineffizientem Einfachglas bestehen. Würden die gegen neue Modelle ausgetauscht, könnten jährlich rund 1,9 Millionen Tonnen schädliches Kohlendioxid eingespart werden, heißt es.

Nicola Beck, Leiterin des EnergieBauZentrums Hamburg, verbindet neue Fenster vor allem mit einem Mehr an Lebensqualität: „Ich selbst wohne jetzt in einem Gebäude mit modernen Fenstern, davor lebte ich in einem unsanierten Altbau. Da ist viel Wärme durch undichte Fenster verloren gegangen.“

Viel habe sich in den vergangenen Jahrzehnten in energetischer Hinsicht getan. „Gemäß Energieeinsparverordnung ist für das gesamte Fenster bei Sanierungen im Bestand ein Wärmedurchgangswert (U-Wert) von 1,3 W/m²K (Watt pro Quadratmeter und Kelvin) vorgeschrieben“, sagt die Diplom-Ingenieurin. Je geringer dieser Wert sei, desto besser dämme das Fenster. Um Kältebrücken zu minimieren, empfiehlt Beck, Fenster möglichst weit außenliegend und luftdicht in die Gebäudehülle einzubauen.

Maßnahme mit Dämmung der Fassade verbinden

Optimal wäre zudem, die Fenstersanierung mit einer Wanddämmung zu koppeln. „Solange Fenster die energetisch schlechtesten Bauteile sind, schlägt sich viel Feuchtigkeit dort nieder. Nach einem Austausch ohne Wanddämmung kondensiert die Nässe an den umliegenden kühlen Wänden, und Schimmel droht“, so Beck weiter. Sie rät: „Wird mehr als ein Drittel der Tür- und Fensterflächen ausgetauscht, muss man sich zusätzlich ein Lüftungskonzept überlegen.“ Denn Feuchtigkeit entstehe den ganzen Tag über – abgesehen vom Kochen, Duschen und Waschen eben auch in der Nacht beim Schlafen oder durch feuchte Wäsche im Raum.

Versicherungsexperte Alexander Küsel betont in diesem Zusammenhang: „Ist im Erdgeschoss ein Fenster gekippt oder steht eine Tür offen, gilt lediglich ein eingeschränkter Versicherungsschutz.“ Allerdings gebe es Sicherungen, die auch bei einem gekippten Fenster den Einbruchsschutz gewährleisten. Sie sollten das Siegel der VdS Schadenverhütung GmbH tragen, damit es keine Probleme mit der Versicherung gebe.

Eine gute Haustür sollte einem Einbruchsversuch widerstehen
Eine gute Haustür sollte einem Einbruchsversuch widerstehen © gms | Hörmann

Mechanische Lösungen sind elektronischen vorzuziehen

Ihm zufolge geht in punkto Einbruchsschutz nichts über mechanische Sicherungen. Die seien „erheblich wichtiger“ als Geld für Alarmanlagen oder Smart-Home Systeme auszugeben, so Küsel weiter. „Drei bis fünf Minuten sollten Fenster und Türen standhalten, damit Einbrecher aufgeben“, sagt der GDV-Experte unter Hinweis auf eine Befragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen KFN bei überführten Einbrechern. Wer in eine Alarmanlage investiert, dem empfiehlt der Experte elektromechanische Systeme. Dabei wird eine mechanische Verriegelung eingebaut, und gleichzeitig überwacht ein kleiner integrierter Sensor, ob jemand versucht, das Fenster aufzuhebeln. Solche Systeme wie etwa Secvest der Firma ABUS stoppen Einbrecher schon beim Einbruchsversuch.

Schutz und Sicherheit bieten auch Türen, bei denen die Schwelle beim Öffnen abgesenkt wird und im Rahmen verschwindet. Die Firma Alumat aus Kaufbeuren bietet beispielsweise Modelle mit Magnetdoppeldichtungen an. Bei offener Tür liegen diese Magnetprofile plan im Boden, sodass ein fließender Übergang ermöglicht wird. Zwei weitere Dichtungen sorgen dabei für einen zuverlässigen Schutz des Gebäudes, heißt es. „Die Barrierefreiheit ist außer Ästhetik, energetische Qualität und Sicherheit ein wichtiger Punkt beim Kauf einer Haustür“, sagt Carsten Kröger, Bauingenieur und technischer Berater im EnergieBauZentrum.

Er rät Bauherren und Sanierern, unbedingt das kostenlose Beratungsangebot im EnergieBauZentrum anzunehmen. Hier erfährt man auch, welche Zuschüsse von der KfW gegeben werden. Die polizeidienstliche Beratungsstellen helfen, wenn es um Sicherheit geht.

www.kfw.de; Termine für eine kostenlose Beratung durch die Kriminalpolizei in der Caffamacherreihe unter Telefon 428 67 07 77.