Hamburg. Neue Kamin- und Kachelöfenheizen effizienter, belasten weniger das Klima und lassen sich zudem leichter bedienen. Was Experten raten.

An kalten und grauen Tagen vor einem wärmenden, knisternden Feuer zu sitzen und dem Flammenspiel zuzuschauen, hat etwas Archaisches. Und offenbar ist dies genau das, wovon viele Menschen träumen, sobald es draußen ungemütlich wird. Thomas Püstow vom OfenOutlet Kiel und Rainer Vergin vom Studio Hamburg der Firma Hark haben jedenfalls gerade „gut zu tun“, wie die beiden Vertriebsleute bestätigen.

Die meisten irren jedoch, wenn sie denken, ein Kaminofen lasse sich mal so eben kaufen und einbauen. „Die Planungs- und Lieferzeit bei einem freistehenden Kamin beträgt meist sechs bis acht Wochen, bei einer fest in den Raum eingeplanten Anlage bis zu zwölf Wochen“, sagt Vergin.

Manche Öfen können nach 48 Stunden befeuert werden

Es gibt allerdings auch Kaminbausätze, die aus Modulen bestehen. Die können binnen weniger Tage aufgestellt werden. „Allerdings ist dies mehr etwas für begabte Handwerker“, sagt Vergin. Ihr Vorteil jedoch: Bereits nach gut 48 Stunden können sie befeuert werden.

„Wer baut und eine Feuerstelle im Haus haben möchte, sollte bereits in der groben Planungsphase auf uns zukommen“, rät Thomas Püstow. Damit ließe sich viel Geld sparen, denn so könne der Kamin- oder Kachelofen optimal an die Räumlichkeiten der Immobilie angepasst werden.

Beim Kauf auf Bedienbarkeit und Nachhaltigkeit achten

Beim Kauf sollte man zudem weniger auf den Preis als auf die Verarbeitung, die Bedienbarkeit und die Nachhaltigkeit des Fabrikats achten. „Bei Baumarktmodellen kann es beispielsweise Probleme geben, wenn man Jahre später ein Ersatzteil braucht.“ Das sei bei Markenprodukten nicht so.

Thomas Püstow vom Ofen Outlet Kiel vor einem Kamin der Firma Morsø.
Thomas Püstow vom Ofen Outlet Kiel vor einem Kamin der Firma Morsø. © HA | OfenOutlet Kiel

Falsches Befeuern führt zu Geruch und Ruß

Thomas Püstow selbst vertreibt vornehmlich Kaminöfen der dänischen Marke Morsø. „Die sind praktisch unkaputtbar und stehen auch deswegen fast in jedem dänischen Ferienhaus“, schwärmt Püstow, der in seinem Haus in Hamburg natürlich auch so ein Fabrikat stehen hat.

Gab es schon Klagen seitens der Nachbarn wegen Geruchsbelästigung durch den Kaminbetrieb? „Nein, im Gegenteil: Ein Nachbar sagt immer, es rieche dann sehr gut“, sagt Püstow. Unangenehme Gerüche entstünden eigentlich immer nur, wenn ein Ofen falsch bedient werde.

Feuchtes Holz gehört nicht in den Kamin

„Der Klassiker ist, zu wenig Luft zu geben, damit das Holz ,nicht zu schnell‘ verbrennt.“ In Wirklichkeit finde dann aber eine unvollständige Verbrennung statt – es bleibe Holzkohle im Feuerraum übrig, der Ofen entwickele nicht die gewünschte Heizwirkung und die Scheiben verrußten.

„Die andere häufige Ursache ist zu feuchtes Holz, das zu wenig abgelagert ist“, so der Kaufmann weiter. Dies sei leider häufig bei Material der Fall, das in Baumärkten oder an Tankstellen angeboten werde. „Teilweise entsteht Geruch auch durch Verbrennen von Briketts.“

Bei guter Planung gleich das ganze Haus beheizen

Hark-Experte Vergin betont, dass es auch auf die Anheizphase ankomme. Es sei wichtig, eine Feuerstelle immer zuerst auf Betriebstemperatur zu bringen. „Das braucht bis zu einer Dreiviertelstunde.“ Er selbst hat einen Kachelofen in seinem Haus. Vorteil dieser Feuerstelle: Sie strahlt sehr angenehm Wärme ab, ist deshalb oft mit Sitzbank ausgestattet.

„Kachelöfen sind sehr im Kommen“, erzählt Vergin. Zumal sie individuell gestaltet werden können – beispielsweise mit handbemalten Ofenkacheln. Im Idealfall lässt sich mit solchen Feuerstellen gleich das ganze Haus beheizen. Vergin: „Wasserführende Feuerstätten können mit Solarkollektoren kombiniert werden, sodass sich ein Haus fast autark beheizen lässt.“

Eine Aufrüstung alter Öfen lohnt nicht wirklich

Tröstlich für all jene, die bis zum Ende dieses Jahres ihre Kamin- oder Kachelöfen wegen gesetzlicher Vorgaben stilllegen oder nachrüsten müssen: Neue Fabrikate haben einen extrem hohen Wirkungsgrad und stoßen bis zu 80 Prozent weniger Feinstaub aus als Vorgängerfabrikate aus den 1980er- und 1990er-Jahren.

Fragt man Vergin, macht die Nachrüstung alter Feuerstellen deswegen nicht wirklich Sinn. „Sie kann bei elektrostatischen Filtern bis zu 2000 Euro kosten.“ Außerdem verbrauchten neue Modelle weit weniger Holz. „Da muss man nur noch alle ein- bis anderthalb Stunden ein Holzscheit nachlegen“, sagt der Vertriebsexperte. Auch schon deswegen lohne sich ein Neukauf.

Ein Vorteil von Gaskaminen: das Feuer lässt sich per Knopfdruck steuern.
Ein Vorteil von Gaskaminen: das Feuer lässt sich per Knopfdruck steuern. © Vereinigte Ofen und Kaminwerkstätten HH | Vereinigte Ofen und Kaminwerkstätten HH

Öfen nicht überheizen

Da viele Häuser meist gut gedämmt seien, würden mittlerweile viele Fabrikate mit eher niedriger Nennwärmeleistung angeboten werden, sagt Püstow. Grundsätzlich rät er Betreibern, darauf zu achten, den Kaminofen weder deutlich, noch dauerhaft zu überlasten. „Das kann zu Schäden führen.“ Gute Öfen ließen sich aber in ihrer Heizleistung variabel über die Holzmenge steuern.

Ein schlechtes Gewissen muss man übrigens laut Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) und der Europäischen Feuerstätten Arbeitsgemeinschaft (EFA) nicht haben, wenn man sich für Holz als Brennstoff entscheidet. In einer gemeinsamen Mitteilung wird betont, Holz sei ein nachwachsender Rohstoff.

Ein Festmeter Brennholz ersetzt 240 Liter Heizöl

Überdies verfüge Deutschland über den größten Waldbestand Europas. Dabei sei der Holzvorrat in den letzten zehn Jahren „sogar um sieben Prozent angestiegen und hat ein Rekordniveau – wie vor der Industrialisierung im 18. Jahrhundert – erreicht.“ Jeder Festmeter Brennholz ersetze gut 240 Liter Heizöl, heißt es weiter.

Trotzdem – es gibt Alternativen. Für Menschen in der Stadt beispielsweise Feuerstellen, die mit Gas betrieben werden. Voraussetzung ist hier jedoch ein Anschluss an das öffentliche Netz. Clou dieser Geräte: Reinigungsarbeiten entfallen, man braucht keinen Schornstein, kein Holz lagern, das Feuer lässt sich via Knopfdruck starten und Gas gilt als „sauberster“ fossiler Energieträger.