Berlin. Haushaltsgeräte werden als weiße Ware bezeichnet. Längst entwickeln sie sich in Schwarz- und Metalloptik aber zu edlen Designobjekten.

Weiße Ware nennt man in der Fachsprache Haushaltsgeräte. Diese lösten bislang meist keine Begeisterungsstürme aus. Die Elektronikmesse IFA in Berlin zeigt jedoch: Es hat sich etwas getan; die Hersteller legen mehr Wert auf die Optik – die Geräte reihen sich stilvoll neben den Küchenmöbeln ein.

Es geht vor allem um das Gesamtbild – „die klare Linienführung“, erklärt Kirk Mangels von der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche. Dazu gehört, dass Produkte immer häufiger zu einer abgestimmten Designserie zusammengefasst werden – wie bei der Serie 8 von Robert Bosch Hausgeräte. Deren Geräte sind einheitlich erkennbar an einem auffälligen silberfarbenen Metallring in der Mitte als Bedienfeld.

Geradlinige und puristische Formensprache

Die Teile der iQ700-Serie von Siemens Hausgeräte hingegen haben aufeinanderpassende Metallblenden, die sich wie eine lange verbindende Linie über nebeneinander eingebaute Geräte zieht. Beide Marken erweitern die Serie laufend um weitere Geräte. AEG stellte auf der IFA indes eine ganz neue Serie vor, die Mastery Range, während Miele bereits im Frühling mit der neuen Küchenserie ArtLine warb: Die Formensprache ist geradlinig und puristisch. Optisch störende Griffe gibt es nicht.

Geräteserien geben einer Küche ein einheitlicheres Aussehen – und beenden das Sammelsurium unterschiedlicher Fronten von Herd, Spülmaschine, Kühlschrank und Mikrowelle. Sogar manche Einbaukaffeemaschine passt sich an. Im Rahmen dieser Designentwicklung werden auch schon länger käufliche Geräte optisch überarbeitet: Miele hat seine Waschmaschine W1 und den Trockner T1 aufeinander angepasst, so dass sie als Paar schick aussehen. Aber es kommt darauf an, wie die Geräte mit den Küchenmöbeln kombiniert werden.

Geräte stehen nicht neben- sondern übereinander

Es wird nun in der Entwicklung etwa auf das perfekt abgestimmte Spaltmaß Wert gelegt – „damit es nicht so aussieht, als wäre etwas fehlerhaft eingebaut worden“, erklärt Mangels. Wichtig ist ebenfalls, dass Geräte nicht nur nebeneinander gut aussehen, sondern auch übereinander – etwa wenn neben dem rückenfreundlich eingebauten Backofen auf Augenhöhe ein Garofen Platz finden soll. Roland Stehle vom Branchenverband gfu, dem IFA-Veranstalter, spricht hier vom Design „aus einem Guss“.

Vor allem dunkle Optiken, Metallfronten und auch hier und da ein Farbtupfer durchmischen immer stärker das Sortiment der lange komplett weißen Gerätereihen in den Fachmärkten. „Die Geräte entwickeln sich mehr zu Eye-Catchern“, sagt gfu-Sprecher Stehle. Für Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie ist das auch ein Grund, warum immer mehr Solitäre zu sehen sind wie etwa die großen frei stehenden Kühlschränke im US-Design. Sie sind ein Hingucker, der wie eine Raumdekoration wirken soll.

Lösungen für offene Grundrisse

Küchengeräte als Hingucker – diese Entwicklung wird sich nach Mangels Ansicht weiter fortsetzen – auch weil sich der offene Grundriss durchsetzt. „Die Küche hat sich bereits in vielen Gebäuden zum Wohnraum hin geöffnet“, sagt Mangels. „Es gibt keine ganz verlässlichen Zahlen, aber wir gehen davon aus, dass der Großteil der Neubauten, also weit über 50 Prozent, aktuell so gebaut wird. Und es gibt eine ganz starke Entwicklung bei den Renovierungen zu größeren Öffnungen.“

Die Küche wird also mit dem Wohnzimmer verbunden – die Möbel sollten danach aussehen. Robert Sachon etwa, Chefdesigner von Robert Bosch Hausgeräte, will der Dunstabzugshaube ihren „Werkzeugcharakter“ nehmen. Das Modell der Serie 8 hat die Optik eines Flachbildschirms, also eines Unterhaltungsgerätes im Wohnzimmer. Die ebenfalls schwarze und flache Haube der Serie iQ700 von Siemens Hausgeräte wirft sogar farbiges Hintergrundlicht und sorgt nach dem Kochen etwa für romantische Stimmung. Das kann auch der Geschirrspüler der Serie auf Wunsch: Bei geöffneter Tür lässt sich das Innenlicht einfärben.

Auch die neue Dunstabzugshaube Puzzle Skylight von AEG beleuchtet die Küche bunt. Dem Unternehmen zufolge wollen viele Menschen diese kleine Lichtquelle abends auch nach dem Kochen noch eingeschaltet lassen. Daher haben die Gerätedesigner bei diesem Abzug nun auch neben der üblichen Leuchte, die auf die Töpfe gerichtet ist, eine zusätzliche zentrale Raumbeleuchtung mit Strahlrichtung nach oben integriert. Wenn das nichts ist, um auf einer der nächsten Küchenpartys zu glänzen.