Design aus Acryl und Polycarbonat harmoniert in der Wohnung mit vielen Einrichtungsstilen. Die Möbel wirken luftig und leicht in jedem Raum.

Transparente Möbel sind seit vielen Jahren ein Dauerbrenner. Den meisten Menschen fallen bei diesem Begriff Glas- oder Acrylglasmöbel ein. Sie vermitteln Leichtigkeit, passen sich jedem Wohnstil an und sind dank ihrer optischen Zurückhaltung ideal für kleine Räume. Eine Sonderstellung nehmen dabei transparente Kunststoffmöbel ein.

Der italienische Hersteller Kartell hat sich auf die Herstellung solcher Möbel spezialisiert und macht auf internationalen Möbelmessen Furore mit außergewöhnlichen Entwürfen ( www.kartell.it ). Das Material lässt sich in besonderen Herstellungsverfahren einfärben und in jede gewünschte Form gießen. Der Hersteller setzt auf den Kunststoff Polycarbonat - eine Art von Polyester. Dieser wird unter Hitze flüssig verarbeitet, in eine vorgefer-tigte Form gegossen und erhärtet beim Erkalten.

Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass hohe Stückzahlen zu günstigen Preisen gefertigt werden können. Das Material ist unzerbrechlich und hält extreme Witterungsbedingungen aus - selbst UV-Strahlung kann ihm nichts anhaben. Entsprechend häufig werden diese Möbel auch im Außenbereich eingesetzt.

+++Möbel "to go" für ein mobiles Leben+++

Acrylmöbel dagegen sind für Laien optisch von Modellen aus Polycarbonat kaum zu unterscheiden. Dabei verfügen sie zwar über ähnliche Eigenschaften wie Witterungs- und UV-Beständigkeit, haben aber eine andere chemische Zusammensetzung und werden nicht flüssig, sondern als Platten verarbeitet. Doch selbst Freischwinger aus Acrylglas lassen sich mithilfe von Wärme in die gewünschte Form bringen. Zu Verwirrung führt oft die unterschiedliche Bezeichnung des Materials. Einige nennen es Acrylglas, andere wiederum sprechen von Plexiglas. Plexiglas ist ein europaweit geschützter Markenname des Herstellers Evonik. Materialien, die von dieser Firma vom Band gehen, dürfen als Plexiglas bezeichnet werden. Alle anderen Möbel aus Acrylglas laufen unter dem Begriff Acrylmöbel. "Fälschlicherweise bezeichnen immer wieder Leute Acrylglasmöbel, deren Material nicht von uns stammt, als Plexiglas. Auf Möbelstücke, die tatsächlich aus dem transparenten Material der Firma Evonik gefertigt worden sind, geben wir eine 30-jährige Garantie gegen Vergilbung", sagt Bernd Petri, Leiter der Kommunikation des Geschäftsgebietes Acrylic Polymers von Evonik.

Der große Boom der Acrylmöbel fand in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts statt. Dabei reichen die Anfänge von Plexiglas sogar bis ins Jahr 1901 zurück. Der Apotheker und Chemiker Otto Röhm hatte während seiner Forschungsarbeiten eine Herstellungsweise entdeckt, die es ermöglichte, Methacrylate als Platten herzustellen und sie anschließend bearbeiten zu können. Der Legende nach war der Forscher so erstaunt über seine Ergebnisse, dass er gesagt haben soll: " Jetzt bin ich aber perplex." Der Markenname "Plexiglas" war entstanden. "Der große Vorteil von Acryl- und Plexiglasmöbeln ist das im Vergleich zu Glas deutlich geringere Gewicht sowie die Möglichkeit Sonderanfertigungen unkompliziert realisieren zu können. Außerdem lassen sich sowohl sehr dünne Platten von zwei Millimeter Stärke bis zu 50 Millimeter starke Acrylglasplatten herstellen und verarbeiten", erzählt Marc-Stefan Glanz, Inhaber des Acryl-Fachgeschäftes Möbel-Glanz in Hamburg. Seit mehr als 25 Jahren ist die Firma, die sein Großvater 1924 gegründet hat, spezialisiert auf Möbel aus Acrylglas.

"Wir sind ein reines Fachgeschäft für Acrylmöbel und können deshalb neben all den großen Möbelhäusern gut existieren", sagt der Enkel des Firmengründers. Täglich erhält er Anfragen nach individuellen Lösungen - zunehmend auch übers Internet. Sehr häufig werden maßgeschneiderte Möbel insbesondere für Fernseher und Hi-Fi-Geräte bestellt. Modelle von der Stange integrieren sich meist schlecht in die bestehende Einrichtung. Ein Entwurf aus Acrylglas mit den Wunschmaßen ist dann oft die perfekte Lösung. Marc-Stefan Glanz zeichnet oder skizziert den Entwurf, sodass der Kunde bei Bedarf auch noch Änderungswünsche anbringen kann.

Früher wurden die Möbelstücke meist sichtbar verschraubt, heutzutage kann man die sie mit Klebstoffen zusammenfügen. Die Nähte werden anschließend poliert, sodass sie nahezu unsichtbar sind und das Möbelstück wie aus einem Guss erscheint. Im Gegensatz zu Glas lässt sich Acrylglas unkompliziert verarbeiten. Sägen, Drehen, Fräsen, Bohren, Warmformen und Kleben sind wesentlich einfacher als bei Glas und ermöglichen eine sehr vielseitige und flexible Fertigung.

Ebenso ist die Pflege des Materials denkbar einfach. Wasser und Spülmittel sind die empfohlenen Pflegemittel. Glasreiniger und Pflegemittel, die Alkohol enthalten, sollten dagegen auf keinen Fall verwendet werden. Sie greifen die Oberfläche chemisch an. "Plexiglas hat die höchste Oberflächenhärte im Vergleich zu anderen Kunststoffen wie beispielsweise Polycarbonat", erklärt Bernd Petri.

Dennoch sind Kratzer beispielsweise bei stark beanspruchten Flächen wie Tischplatten möglich. Leichte Kratzer können auspoliert werden, tiefere Beschädigungen - ähnlich wie bei Holz - muss man als Patina in Kauf nehmen. Marc-Stefan Glanz empfiehlt deshalb für stark beanspruchte Möbel wie zum Beispiel Esstische eine Kombination aus einer Glasplatte, die weniger anfällig gegen Kratzer ist, in Kombination mit einem Gestell aus Plexiglas. So bleibt die leichte Optik erhalten, und der Tisch ist alltagstauglich.

Telegen sind die Entwürfe des Möbeldesigners übrigens auch. Zur Bambi-Verleihung in Berlin lieferte Glanz das Rednerpult für den Ex-Außenminister Dietrich Genscher.