Auf der Kölner Messe wurden Regale und Küchen im Stecksystem sowie faltbare Stühle vorgestellt.

Heute gibt es alles "to go": Man kann den Cappuccino mitnehmen, den Hamburger gibt es auf die Hand, und statt des eigenen Autos hat man eine "Car-to-go-Flatrate". Eine Gesellschaft "to go" ist immer auf dem Sprung - heute hier, morgen da. Das spiegelt sich auch im Zuhause wider. Die Einrichtung muss nicht nur viele Umzüge mitmachen, sondern gerade in Großstädten sollte alles am besten auf einer kleinen Wohnfläche unterkommen. Viele flexible Möbel "to go" gab es jetzt auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne in Köln zu sehen.

"Weil sich die Funktionsbereiche in der Wohnung auflösen, braucht man Möbel, die man mitnehmen kann, wo sie gerade gebraucht werden", sagt Ursula Geismann, Trendanalystin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie. Das könne eine Küche sein, die minutenschnell auf- und wieder abgebaut werde, Regale, die wie ein Kartenhaus in die Höhe gestapelt werden, oder ein Stuhl, den man wie eine Umzugskiste zusammenlege. Manchmal gleicht das Möbelstück auch einem Koffer.

Hersteller Kare etwa hat einen Kleiderschrank in Kofferform entwickelt, ein anderer dient als Stauraum für alles Mögliche. "Die riesigen, antik wirkenden Reisetruhen passen gut in kleine Wohnungen, wo das Möbelstück bewegt werden kann, wenn es im Weg ist", sagt Unternehmenssprecherin Susanne Knacke. Darüber hinaus spreche ein Koffer die mobile Gesellschaft auch psychologisch an: "Die Menschen haben ein Bedürfnis, auf Reisen zu gehen."

Auch Ligne Roset hat einen Schrank in die kofferartige Kommode der Serie Dino gepackt. Und eine Bar, für die nicht jeder Platz im Wohnzimmer oder im Partykeller hat, findet bei vm möbel-design in dem Koffer Samira Platz - mit ausklappbarem Tresen.

Mobil und jederzeit veränderbar, das waren Regale immer schon. Besonders gefragt scheinen nun jedoch Lösungen zu sein, die das schnell und einfach bieten. Lukas Hechinger, Geschäftsführer von Steckwerk, kann seine Idee auf der Messe mit ein paar Bierdeckeln vormachen: Um diese nicht mit zitternden Fingerspitzen zu einem Haus stapeln zu müssen, schlitzt er die Plättchen an der Seite ein, wodurch sie stabil zusammengesteckt werden. Im Originalformat braucht das Regal aus MDF-Holzelementen mit der zum Patent angemeldeten Steckverbindung keine einzige Schraube.

Ein anderer Denker hatte nur einen Prototyp für mobiles Wohnen dabei: Designer Kilian Schindlers puristische Concept Kitchen für Hersteller Naber kann in wenigen Minuten zusammengesteckt werden. Somit sind die Module auch jederzeit einer veränderten Lebenssituation und einer neuen Wohnung anpassbar. Produktionsbeginn soll 2013 sein, aber bereits jetzt wurde die Küche mit dem Interior Innovation Award der Messe ausgezeichnet.

"Hinter der Idee steckt auch, dass die Halbwertszeit von Möbeln immer kürzer wird", sagt Schindler. Die Branche biete ständig neue Produkte an, und die Menschen wollten als Folge schneller ihre Möbel austauschen. Seine Küche müsse man auch gar nicht als Ganzes kaufen, sagt der Designer. Man könne ebenso Einzelteile kombinieren.

Das beweglichste Teil in einer Wohnung ist aber immer noch der Hocker. In der Branche spricht man auch vom "Pouf". Gemeint ist ein Hocker ohne Füße. "Man stellt den Pouf dahin, wo man ihn gerade braucht: in die Küche, damit der Besuch dort sitzen kann. In den Flur, damit man sich dort die Schuhe anziehen kann oder ins Wohnzimmer, um dort mit dem Laptop zu arbeiten", sagt Geismann.

Und wenn niemand zum Sitzen da ist? Dann steht der Hocker im Weg. Die Designer des niederländischen Unternehmens Flux haben daher einen faltbaren Stuhl kreiert aus recycelbarem Polypropylen (PP). Er ist so flach, dass man ihn an einem Haken an der Wand aufhängen kann.