In der HafenCity realisiert die Baugemeinschaft Nidus in Eigeninitiative ein Wohnhaus in Loftarchitektur - zu einem günstigen Preis.

Hamburg. Dieses Projekt ist in vielerlei Hinsicht vorbildlich: Nicht nur handelt es sich um das erste Wohnhaus in der HafenCity, dem unter anderem wegen des nachhaltigen Umgangs mit den eingesetzten Materialien und der hohen energetischen Ausstattung der 27 Wohn- und sieben Gewerbeeinheiten das Umweltzertifikat Gold verliehen wird. Es wird zugleich realisiert von der ersten eigeninitiierten und selbst organisierten Baugemeinschaft im Quartier.

Das heißt, es ist kein Projektentwickler dazwischengeschaltet. Mithin fallen auch Kosten für den Vertrieb oder das Marketing weitgehend weg. "Diese Arbeiten müssen nur noch in beschränktem Maße beauftragt werden, weil die Mitglieder der Baugemeinschaft einen Großteil dieser Leistungen selbst erbringen", sagt Jörg Munzinger, Sprecher der Baugemeinschaft. Er selbst und sein Freund Ahmet Alkuru, Mitinitiator der Baugemeinschaft, haben sich zum Ziel gesetzt, die Wohnungen zu einem Quadratmeterpreis von weniger als 3000 Euro zu bauen. "Das sind gut 30 Prozent weniger, als derzeit in dieser Lage gefordert werden", sagt der 39-jährige Hamburger. Aufgrund der guten Selbstorganisation seien die 42 Mitglieder der Baugemeinschaft zuversichtlich, bereits im Februar 2012 ihr Wohnhaus an der Shanghaiallee beziehen zu können.

Der erste Schritt ist bereits getan: Vor gut zwei Wochen erfolgte die feierliche Grundsteinlegung für das elf Millionen Euro teure Projekt. Mit unter den Gästen: Dietrich Wersich als Zweiter Bürgermeister der Hansestadt und Jürgen Bruns-Berentelg, Vorstand der Geschäftsführung der HafenCity GmbH. Beide unterstrichen den Vorbildcharakter dieses Projekts. Dies auch, weil hier Wohnen, Arbeiten und zugleich öffentlicher Raum unter einem Dach vereint werden. So planen einige der Bewohner, unter ihnen viele Freiberufler, die geplanten Ladenwohnungen im Erdgeschoss für ein Stadtplanungsbüro mit entsprechend ausgerichtetem Buchladen, eine Kunstgalerie sowie eine Praxis für Osteopathie zu nutzen. Weitere Flächen sollen der Gastronomie vorbehalten sein.

"Wir haben uns bei der Raumstruktur an der New Yorker Loftarchitektur orientiert", sagt Munzinger. So zeichneten sich die Wohnungen durch offene Grundrisse und Räume mit einer Deckenhöhe von bis zu 5,80 Meter aus. Den Entwurf für das Gebäude liefert das Hamburger Büro spine architects. "Von außen orientiert sich der Bau an der Architektur der Speicherstadt", sagt Munzinger. Die Südwestfassade zum begrünten Innenhof hin sei vornehmlich verglast. "Hier sind dann auch die Schlaf- und Rückzugsräume der Bewohner zu finden." Im Innenhof sei zudem ein Pavillon geplant, zusätzlich zu dem Gemeinschaftsraum im Haus.

Vorbildlich ist das Projekt auch aus einem weiteren Grund: In dem Wohnhaus werden Familien aus drei Generationen, viele Freunde der beiden Initiatoren Munzinger und Alkuru, sowie Menschen verschiedener Nationalitäten wohnen. "Von den 62 Bewohnern kommen 14 aus Ländern wie der Türkei, Chile oder dem Iran. 27 Prozent der Bewohner sind unter 20 Jahre", sagt Munzinger. Er selbst ist begeistert, wie schnell sich die Menschen zu der Baugemeinschaft "Nidus" (lat. nidus, im Sinne von Nest oder Wohnsitz) zusammengefunden haben. "Als die Idee vor drei Jahren von uns entwickelt wurde, war die Resonanz in unserem Freundes- und Bekanntenkreis enorm", erinnert sich Munzinger. Auch seine Mutter sei von der Idee angetan gewesen und gehöre nun zum künftigen Kreis der Bewohner. "Anfangs galt die HafenCity für uns als unerreichbar. Jetzt haben wir das Gefühl, unsere Idee und das Quartier passen gut zusammen."