Sondertransporte: Fachfirmen haben sich auf die Beförderung von Klavieren, Flügeln und anderen schweren Gegenständen spezialisiert

Hamburg. Schon ein normaler Umzug erfordert einiges an Organisation - wenn allerdings zusätzlich noch besonders große, schwere oder wertvolle Objekte transportiert werden müssen oder der Umzug nach Übersee geht, sind Fachleute gefragt. Die häufigsten Sondertransporte bei Umzügen sind Klaviertransporte. Die empfindlichen Instrumente bedürfen einer besonderen Behandlung, damit das wertvolle Innenleben nicht leidet und das Instrument in der neuen Umgebung genauso gut klingt wie im alten Zuhause. Bevor also wie bei Loriot das Klavier mit dem freudigen Ausruf "Ein Klavier, ein Klavier!" begrüßt werden kann, müssen erst einmal die Profis ran.

"Ein Klavier einfach in einen Transporter zu stellen und los geht's - undenkbar!", sagt Oliver Gentz, Inhaber der Firma Pianomovers aus Eimsbüttel, die Klaviere, Konzertflügel und andere schwere Gegenstände wie beispielsweise Tresore deutschlandweit transportiert. Rund 600 Transporte führt das Unternehmen pro Monat durch. "Ein Klavier muss einerseits fachmännisch verpackt werden, andererseits ist auch der Transport aus der Wohnung bzw. in die neue Wohnung nicht zu unterschätzen." Klaviere wiegen zwischen 200 und 300 Kilo, Konzertflügel bringen sogar bis zu 600 Kilo auf die Waage. Dazu sind beide groß und sperrig - ein Problem in engen Treppenhäusern.

Die professionellen Klaviertransporteure kennen diese Widrigkeiten: Sie wissen, wie ein Klavier angehoben werden muss, dass es nicht kippt. Bei Flügeln ist es sogar möglich, es "auf Taste" zu transportieren - mit den Tasten nach unten und dem Korpus nach oben klappt dann bei entsprechender Deckenhöhe auch ein Transport durchs Treppenhaus. "Daneben können die Instrumente auch auseinandergebaut werden - bis zur kompletten Demontage und anschließendem Wiederaufbau", sagt Oliver Gentz.

Sollten alle professionellen Tragetechniken versagen und kann das Klavier auch nicht demontiert werden, bleibt noch der Transport durch das Fenster. "Hierzu werden Kräne benutzt, die das Klavier auch aus größerer Höhe sicher auf den Boden befördern", sagt Gentz. Im Lkw kommt es dann darauf an, das empfindliche Instrument so zu sichern, dass es auch bei unebener Fahrbahn und stärkeren Bremsmanövern nicht kippt oder zerkratzt. Dazu werden gepolsterte Gurte und Klavierdecken verwendet.

Klaviere und andere große Möbelstücke über den großen Teich zu transportieren, ist eine der Aufgaben von Thomas Gölzer, der bei der internationalen Spedition Griem & Weissenborn in Hamburg für Luft- und Seefracht zuständig ist. "Wer mit seinem gesamten Hausrat zum Beispiel in die USA umziehen möchte, hat bei uns generell zwei Möglichkeiten: einen Komplettservice oder ,nur' den Transport zu buchen." Der Komplettservice funktioniert quasi wie ein normaler Umzug: Die Mitarbeiter kommen ins Haus, nehmen die zu verschickenden Gegenstände auf und erstellen ein Komplettangebot, das Verpackung, Abholung, Verschiffung bzw. Lufttransport beinhaltet.

Die zweite Möglichkeit ist, dass der Hausrat selbst verpackt wird und die Spedition die Fracht übernimmt. Transportiert wird der Hausstand dann per Flugzeug oder per Schiff im Container. Hierzu können Container von 20 bzw. 40 Fuß angemietet werden. Diese Standardmaße im internationalen Seeverkehr entsprechen 33,5 bzw. 67 Kubikmetern Innenmaß. "Bei den Containern macht es preislich keinen Unterschied, ob nur einige Möbel transportiert werden sollen oder der gesamte Container befüllt wird. Die reine Passage von Hamburg nach New York kostet um die 2000 Euro", sagt Gölzers Kollege Thomas Timmermann.

Der Transport per Luftfracht ist teurer - aber auch schneller und besser geeignet für empfindliche Güter wie Antiquitäten oder auch das Klavier. Als Partner von Steinway kennen sich die Experten mit dem Transport der Instrumente besonders gut aus. "Die Klaviere werden in speziellen Kartons transportiert - diese sind gefedert und verfügen über elektrische Schockmelder - wenn irgendetwas im Inneren verrutscht, wird das sofort durch aufleuchtende Lämpchen angezeigt." Die kürzere Transportzeit - innerhalb von zwei Tagen ist das Klavier in New York - sorgt außerdem dafür, dass das Instrument weniger Umwelteinflüssen wie Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit ausgesetzt ist. "Ein Containerschiff ist nach New York zehn bis 14 Tage unterwegs - wenn alles gut geht. Die Reise bedeutet Stress für das Instrument", sagt Timmermann. Grundsätzlich können alle Möbel per Luftfracht und auf dem Seeweg transportiert werden - nur selbstentzündliche oder feuergefährliche Stoffe sind vom Transport per Flugzeug ausgeschlossen.

www.pianomovers.de
www.griwe-spedition.com