UNO warnt Bevölkerungswachstum verschärft die Versorgungskrise. Deutsche Technologie soll helfen.

Hannover. Auf den ersten Blick ist Wasser auf der Erde überreichlich vorhanden. Es nimmt das unvorstellbare Volumen von rund 1,384 Milliarden Kubikkilometer ein. 97,35 Prozent davon füllen jedoch die Ozeane und sind wegen ihres Salzgehaltes ungenießbar. Das lebenswichtige Süßwasser macht nur 2,65 Prozent aus. Diese sind zum großen Teil im Polareis und in den Gletschern gebunden. Für Grundwasser, Bodenfeuchte, Seen, Flüsse, Landwirtschaft, Klospülung, zum Kochen und anderes mehr bleiben daher gerade 0,65 Prozent.

Um diesen winzigen Rest wird es in den nächsten Jahren noch viel Streit geben, wenn die Erdbevölkerung von jetzt rund 6,5 Milliarden auf prognostizierte 9,1 Milliarden im Jahr 2050 gewachsen sein wird. Bereits heute haben 1,3 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. 2,6 Milliarden leben ohne sanitäre Grundversorgung. "Diese stille humanitäre Krise tötet täglich 3900 Kinder", heißt es bei den Vereinten Nationen. Die haben die zehn Jahre von 2005 bis 2015 zur Dekade des Wassers erklärt, in der Zugang für möglichst alle Menschen geschaffen werden soll.

Dem Mangel muß mit großer Mühe und viel Geld begegnet werden. Die Türkei etwa tritt bereits jetzt als Süßwasserexporteur auf und versorgt Zypern mit Trinkwasser - allerdings nicht durch eine Pipeline, sondern mit riesigen Plastiksäcken, die von Schiffen übers Mittelmeer geschleppt werden. Jährlich gelangen 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser auf diese Weise zu der Insel, berichtet der Autor und Chemieprofessor Vollrath Hopp in seinem Buch "Wasser - Krise?" (Verlag Wiley-VCH).

Der Wissenschaftler weist darauf hin, daß das kostbare Gut sehr ungleichmäßig verteilt ist. Mit 15 000 Kubikmeter (15 Millionen Liter) Wasser müssen 100 Nomaden und 450 Stück Vieh drei Jahre lang auskommen - oder 100 ländliche Familien zwei Jahre lang. In einem Luxushotel mit 100 Menschen reicht diese Menge gerade einmal 65 Tage, rechnet der Chemiker vor.

Etwa 3,1 Millionen Menschen sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch Krankheiten, die auf verunreinigtes Wasser zurückgehen: Cholera, Ruhr oder Typhus. In vielen Staaten ist der Mangel eine der Ursachen dafür, daß die Menschen ihre Heimat verlassen, um sich in den Randbereichen der Städte anzusiedeln - und damit wiederum das Wasserproblem der Megastädte zu verschärfen. Weltweit werden nur zehn Prozent der Abwässer geklärt, in einigen Ländern versickern bis zu 50 Prozent des geförderten Wassers durch undichte Leitungen wieder im Erdreich.

Zu den Regionen, die sich seit jeher Sorgen um Wasser machen müssen, gehören die arabischen Länder. Diese besitzen zwar zahlreiche Anlagen zum Entsalzen von Meerwasser, diese sind aber nach Ansicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) häufig veraltet und müssen ersetzt werden. Marode Kläranlagen ließen zudem Abwasser ins Grundwasser sickern, sagt der Leiter der Auslandshandelskammer des DIHK in Saudi-Arabien, Manfred Rothgänger.

Bei der dringend notwendigen Erneuerung der Wasserversorgung in arabischen Ländern sind aus seiner Sicht Milliardengeschäfte für deutsche Unternehmen möglich. Deutsche Firmen hätten bei der Erneuerung der Anlagen enorme Chancen, weil deutsche Technologie und Know-how in der arabischen Welt einen hervorragenden Ruf hätten, so Rothgänger.

Den Rahmen für entsprechende Kontakte und mögliche Abschlüsse zwischen deutschen und arabischen Unternehmen bietet von diesem Montag an die "1. Deutsch-Arabischen Wasserkonferenz". Bis zum Dienstag werden auf dem Messegelände in Hannover mehr als 200 Teilnehmer aus Deutschland, Saudi-Arabien, Bahrain und Kuwait erwartet.