Warum lieben wir Kaugummi? Die Wissenschaft hat's erforscht

Hamburg. Wer Kaugummi kaut, kommt schnell zur Sache - schon beim Kauf. "Impulsartikel" nennen das Wirtschaftsexperten. Das heißt: Der Kunde greift zu, fix und flexibel, auch wenn das Teil nicht auf dem Einkaufszettel steht. Deshalb gibt's Kaugummi direkt neben der Kasse, im Supermarkt, an der Tankstelle oder im Baumarkt. Ruckzuck ausgepackt und ab in den Mund. Da gibt's kein Ritual wie bei Rauchern mit ihren Zigaretten, die ihr gutes Stück erst auf Tisch- oder Handrücken klopfen, es in den Mundwinkel schieben und erwartungsvolle Minuten verstreichen lassen, bis sie ihr Kultobjekt dem wahren Zweck zuführen.

Das Kaugummi (der Duden erlaubt auch d e r) trotzt allen Kieferkräften. Auf Straßenpflaster überdauert es fünf Jahre. Beides liegt an seiner Struktur, den verzweigten Molekülketten.

Die Zähigkeit läßt Politiker über eine Kaugummisteuer nachdenken. Statistisch schiebt sich jeder Deutsche 100 Kaugummis im Jahr in den Mund, die Amerikaner sogar 179. Und gleich setzen gebetsmühlenartig Bewegungen ein. Sie fördern die Konzentration, die Gesichtsmuskeln entspannen sich. Der Kau-Reflex hält manchmal Stunden, bis man sich wundert, warum die Muskeln im Kiefer so verrenkt sind.

Wen stört's? An Kaugummikauern klebt der Ruf von lässigen, coolen Typen, vorausgesetzt, sie nehmen das Ding schnell und unauffällig aus dem Mund, bevor sie beim Chef reinschauen oder sich der Liebsten (dem Liebsten) nähern. Und da ist der gesundheitliche Nutzen. Kaugummis, zumal die zuckerfreien - das sind 80 Prozent - erhöhen die Speichelmenge. Und der spült Speisereste weg und sorgt für kariesfeindlichen pH-Wert in der Mundflora. Beste Voraussetzungen, um weiter kräftig kauen zu können.