Junge Mädchen fragen sich: Was passiert da in meinem Körper? Wie ist das mit der ersten Regelblutung? Diese Fragen führen zur ersten Sprechstunde bei Gynäkologen.

Die erste Regel, der erste Kuss, der erste Liebeskummer auf der Schwelle zum Erwachsenwerden - der Wandel zur Frau stürzt viele junge Mädchen in Verunsicherung. Sie fragen sich, ob die Veränderungen in ihrem Körper normal sind, ob sie zu dick, zu dünn und der Busen zu klein ist. "Das sind häufig auch Sorgen, die sie dazu bewegen, erstmals in ihrem Leben zu einem Gynäkologen zu gehen", sagt Dr. Annette Loeck, niedergelassene Fachärztin für Frauenheilkunde in Hamburg, die sich auf Jugendgynäkologie spezialisiert hat.

Wichtig sei es, die jungen Mädchen gut zu beraten. "Denn das Durchschnittsalter beim Einsetzen der Regelblutung liegt heute bereits bei zwölf bis 13 Jahren. Und viele Informationsquellen sind nicht auf die Bedürfnisse junger Mädchen zugeschnitten, sodass teilweise eine große Unsicherheit bezüglich der körperlichen Veränderungen besteht." Wenn ein junges Mädchen zu ihr kommt, oft in Begleitung der Mutter, nimmt Annette Loeck, selber Mutter von drei Kindern, sich viel Zeit. "Ich frage sie, ob sie schon ihre Regelblutung haben, ob dabei Schmerzen auftreten, ob der Zyklus regelmäßig ist und wann das Brustwachstum begonnen hat. In den meisten Fällen kann ich dann die Mädchen beruhigen, dass alles normal ist", sagt die Gynäkologin.

Genauer untersucht werden müssen Mädchen, die bis zum 14. Lebensjahr keine Pubertätszeichen haben, bei denen bis zum 15. bis 16. Lebensjahr keine Regelblutung eingesetzt hat oder wenn nach dem Einsetzen eines relativ regelmäßigen Zyklus plötzlich Pausen von drei bis sechs Monaten auftreten. "Störungen der Menstruation können auf andere Krankheiten hindeuten. Auch eine starke Gewichtsabnahme (Diät, Leistungssport) oder eine zu starke Gewichtszunahme können zu Störungen im Hormonhaushalt und damit zu langwierigen Störungen des menstruellen Zyklus führen", betont Loeck.

Die Tochter zum Arzt begleiten

Sehr junge Mädchen gehen auch zum Frauenarzt, um sich gegen Papillomaviren, die für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind, impfen zu lassen Diese Impfung wird für Mädchen ab zwölf Jahren empfohlen und von den Krankenkassen bezahlt.

Beim ersten Besuch ist eine Untersuchung auf dem gynäkologischen Stuhl noch nicht nötig. "Meist reicht eine Ultraschalluntersuchung des Unterbauches aus. Wenn sich eine vaginale Untersuchung nicht vermeiden lässt, etwa bei starken Regelblutungen oder Schmerzen, gehe ich sehr behutsam vor. Bei Mädchen ab dem 16. Lebensjahr ist eine vaginale Untersuchung meist unproblematisch", berichtet die Frauenärztin aus ihrer Praxis. Hilfreich kann es sein, wenn die Mutter ihre Tochter auf den Arztbesuch vorbereitet und sie begleitet. "Die Mutter kann der Tochter beim ersten Kontakt beistehen, ihr ein wenig die Angst nehmen und Fragen zu Erkrankungen in der Familie beantworten. Die Tochter sollte wissen, wann sie ihre erste Regelblutung bekommen hat, wie häufig sie auftritt und wann zuletzt. Es sollte auf jeden Fall vermieden werden, eigene negative Erfahrungen oder Ängste an die Töchter weiterzugeben", so Loeck.

Sind die Mädchen schon etwas älter, geht es auch darum, Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. "Bereits zehn Prozent der 17-Jährigen sexuell aktiven Mädchen haben eine Chlamydieninfektion. Sie verursacht zwar nur leichte Symptome wie Ausfluss, leichte Unterbauchbeschwerden oder Brennen beim Wasserlassen. Aber eine chronische Chlamydieninfektion ist die Hauptursache für infektionsbedingte Sterilität", betont Loeck.

Ein großes Thema ist für junge Mädchen auch die Verhütung. "Am meisten gefragt wird nach der Pille, die nach wie vor den zuverlässigsten Schutz bietet, meistens von Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren", sagt Loeck. Mädchen ab 16 dürfen die Ärzte die Pille ohne Zustimmung der Eltern verschreiben. "Im Alter zwischen 14 und 16 machen wir uns ein Bild von der Reife und Einsichtsfähigkeit des Mädchens. Wenn wir den Eindruck haben, dass die Jugendliche die Bedeutung und Tragweite ihrer Entscheidungen überblickt, kann ihr die Pille verschrieben werden", sagt Loeck. Bei Mädchen unter 14 Jahren sollten die Eltern der Verschreibung zustimmen.

Auch wenn Verhütung unter Jugendlichen ein Thema ist, kommt es doch immer wieder zu ungewollten Schwangerschaften. "130 bis 170 Schwangerschaften pro Jahr werden in Hamburg von Jugendlichen unter 18 Jahren ausgetragen", sagt Dr. Manuela Lotz, Oberärztin in der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Eppendorf. Mit ihrer Kollegin, der Assistenzärztin Dr. Cornelia Homrighausen, betreut sie schwangere Teenager im Rahmen einer Sprechstunde, die jetzt eingerichtet wurde.

Die Mädchen haben ihren ersten Freund, machen ihre ersten Erfahrungen mit Sexualität, und plötzlich sind sie schwanger. "Das ist für sie ein Schock. Sie wissen nicht, mit wem sie darüber reden können, fragen sich, was aus der Schule wird, aus ihrem Leben, ihren Plänen. In dieser Unsicherheit wollen wir mit unserer Sprechstunde die Mädchen auffangen, begleiten und bei den vielen Entscheidungen, die sie treffen müssen, unterstützen", sagt Lotz.

Risiko für Frühgeburten

Neben den sozialen Problemen geht es auch darum, körperliche Risiken für die Mutter und das Ungeborene so weit wie möglich zu senken. "Viele Mädchen ernähren sich sehr ungesund. Deswegen muss man ihnen erst mal vermitteln, wie sie sich in der Schwangerschaft ernähren und worauf sie besonders achten müssen. Wenn die Mädchen rauchen, ist das ein Risikofaktor für Frühgeburten und Störungen in der Plazenta, sodass das Kind unterversorgt ist. Aufgrund der körperlichen Konstitution kann es bei schlanken jungen Mädchen eher zu vorzeitigen Wehen und Frühgeburten kommen", erklärt Dr. Homrighausen. All das müsse man untersuchen und die Schwangeren entsprechend beraten. "Außerdem haben wir die Hoffnung, dass wir mit einer zentralen Sprechstunde für schwangere Jugendliche ein besseres Netzwerk erreichen können, mit allen Disziplinen, die an der Betreuung beteiligt sind, also Gynäkologen, Sozialarbeitern, Jugendamt, Kinder- und Jugendpsychologen und Hebammen. Wir wollen auch die Schulen anschreiben, sodass jeder Lehrer weiß, wohin er ein Mädchen schicken kann, das ihm ein solches Problem anvertraut", sagt Lotz.

Schwerpunkt der Sprechstunde ist die Betreuung von Mädchen, die ihre Schwangerschaft austragen wollen. Dort arbeiten auch Hebammen, die zusammen mit den Ärztinnen die jungen werdenden Mütter auf die Geburt vorbereiten. Aber auch schwangere Mädchen, die sich noch nicht entschieden haben oder einen Schwangerschaftsabbruch möchten, können sich an die Ärztinnen wenden und werden dann an entsprechende Einrichtungen weitervermittelt. Die Sprechstunde findet jeden ersten und dritten Montag im Monat, 14-16 Uhr, in der UKE-Frauenklinik statt.

"Das Durchschnittsalter beim Einsetzen der Regelblutung liegt heute bereits bei zwölf bis 13 Jahren."

DR. ANNETTE LOECK

Infos und Termine werden vergeben unter 428032518 oder per E-Mail: v.i.p.-sprechstunde@uke.uni-hamburg.de

Informationen im Internet: www.maedchensprechstunde.de des Berufsverbandes der Frauenärzte