Infektion: Experten beraten in Hamburg über Diagnose und Therapie.

Zahlreiche düstere Geschichten ranken sich um die Lepra, eine Infektionskrankheit, die schon im Altertum die Menschen in Angst und Schrecken versetzte und noch im Mittelalter als "Strafe Gottes" bezeichnet wurde. Heute spielt die Infektionskrankheit in Europa zwar keine Rolle mehr, doch weltweit erkranken immer noch jedes Jahr 700 000 Menschen neu an der Lepra.

Deswegen hat das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut (BNI) für Tropenmedizin in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Bundeswehrkrankenhaus ein Symposium für Tropendermatologie und Reisemedizin organisiert, das heute in Hamburg beginnt.

130 Experten aus Afrika, Asien, Südamerika und aus dem gesamten deutschsprachigen Raum diskutieren im Tropeninstitut über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten der Infektion und über die Situation der Leprakranken in Westafrika, Südostasien und im Amazonasgebiet in Südamerika.

"Es gibt Verbesserungen bei der Diagnostik. So werden heute zum Beispiel auch molekularbiologische Methoden eingesetzt. Außerdem hat sich die Therapie in den Anfangsstadien der Krankheit geändert", sagt Prof. Gerd Burchard, Chefarzt der Klinik am BNI und wissenschaftlicher Leiter der Tagung.

Eine Standardtherapie mit Antibiotika dauert sechs bis zwölf Monate. "Die Heilung ist im Vergleich zu anderen bakteriellen Infektionen sehr langsam. Das hängt damit zusammen, dass sich die Leprabakterien sehr langsam vermehren. Das Problem bei der Lepra ist, dass sie neben der Haut auch die Nerven betrifft. Und die Nervenschädigungen führen zu Empfindungsstörungen und zu Lähmungserscheinungen, es treten oft Komplikationen auf, die zu Verstümmelungen führen können. Wenn man die Lepra entdeckt, bevor Verstümmelungen auftreten, ist die Krankheit heilbar", erklärt der Tropenmediziner.

Deshalb ist es wichtig, die Krankheit in einem möglichst frühen Stadium zu entdecken. "Die Lepra zeigt sich anfangs durch Hautveränderungen, zum Beispiel helle Flecken. Um solche Patienten frühzeitig zu erfassen, muss man beispielsweise Screening-Untersuchungen in den Dörfern machen. "Doch das ist häufig ein Problem, weil die Voraussetzung dafür ein intaktes Basisgesundheitssystem ist, das in vielen Ländern auf Grund der politischen Verhältnisse nicht gegeben ist", so Burchard.

Die schlechte medizinische Versorgung ist auch ein Grund dafür, warum es der Weltgesundheitsorganisation trotz aller Bemühungen bisher nicht gelungen ist, die Lepra auszurotten.

"Da eine Impfung gegen die Krankheit nicht möglich ist, kann man sie nur ausrotten, wenn man die Betroffenen möglichst früh erfasst und behandelt, um dann eine weitere Ansteckung anderer Menschen zu verhindern", sagt Burchard. Übertragen werde die Infektion durch engen Kontakt mit anderen Menschen, zum Beispiel wenn sie in einem Haushalt zusammenleben.

Informationen im Internet : Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe: www.dahw.de