Der Einsatz der Präimplantationsdiagnostik (PID) wird nicht begrenzt, wenn die Bundestagsabgeordneten den Empfehlungen der Mehrheit des Nationalen Ethikrates folgen, die vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurden. Davon ist die stellvertretende Vorsitzende des Nationalen Ethikrates, die Hamburger Professorin Dr. Regine Kollek, überzeugt. "Bislang ist immer von etwa 100 Paaren die Rede, denen mit der PID zu einem gesunden Kinde verholfen werden soll. Aber bis zu 12 000 Paare jährlich können die PID nutzen, wenn die Bundestagsabgeordneten dem Vorschlag der Mehrheit des Nationalen Ethikrates folgen, dass PID auch jenen unfruchtbaren Paaren erlaubt sein soll, bei denen sich die künstliche Befruchtung schwierig gestaltet", sagt Regine Kollek. Von einer Begrenzung kann dann keine Rede mehr sein. "Die Erfahrungen mit den Untersuchungen von Embryonen in der Schwangerschaft, der Pränataldiagnostik, zeigen außerdem, dass deren Einsatz ständig ausgeweitet wurde. Ursprünglich wurde sie eingeführt, um Paaren mit einem Risiko für schwere Erbkrankheiten zu helfen. Heute sind sie zu einem Routineangebot geworden. Noch spricht die aufwendige Technik dagegen, dass die PID im Rahmen der künstlichen Befruchtung zum Routineangebot wird. Doch das kann sich bald ändern." Die PID ist für die Reproduktionsmedizin deshalb attraktiv, weil sie verspricht, deren Behandlungseffizienz zu verbessern. Gleichzeitig steigert sie die Zahl der Paare, die die Techniken der künstlichen Befruchtung nutzen werden. Damit wächst die Anzahl der so genannten überzähligen Embryonen - schon jetzt ein begehrter Rohstoff, weil aus ihnen embryonale Stammzellen gewonnen werden. "Wir brauchen ein umfassendes Fortpflanzungsmedizingesetz. Es sollte von einer Enquete-Kommission des Bundestages vorbereitet werden", rät die Wissenschaftlerin, die mehrfach wissenschaftliche Beraterin des Bundestages war.