Campus: Die Stadt wirbt verstärkt um ausländische Studenten. Wissenschaftssenator Dräger lädt heute erstmals 200 zum Empfang ins Rathaus

Wir wollen die besten Köpfe aus aller Welt nach Hamburg holen. Leistung und Internationalität sollen den Studienstandort Deutschland prägen", sagt Hamburgs Wissenschaftssenator Jörg Dräger. Aus diesem Grund lädt er heute erstmals über 200 ausländische Studenten zu einem Senatsempfang ins Hamburger Rathaus. "Der Senator möchte ein Zeichen setzen, daß Hamburg als weltoffene Stadt auf ausländische Studenten angewiesen ist", sagt Sabine Neumann, Sprecherin der Wissenschaftsbehörde.

Eine von 9300 internationalen Studenten in der Hansestadt ist Naida Mehmedbegovic (28) aus Bosnien-Herzegowina. "Ob ich nach meiner Promotion in Deutschland bleibe oder in meine Heimat zurückkehre, weiß ich noch nicht. Als Ausländerin wird es einem hier nicht leicht gemacht", sagt sie. Vor neun Jahren kam sie aus dem kriegsgeschüttelten Sarajewo hierher und studierte Anglistik, Romanistik und Psychologie an der Universität. Von 2002 bis 2003 absolvierte sie den Studiengang Master of Peace and Security Studies am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Hamburg. Seit 2003 arbeitet sie an ihrer Promotion über wechselnde Eliten in Bosnien-Herzegowina.

Dräger wird heute beim Empfang betonen, daß die Uni Hamburg im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe steht - ausländische Studenten sind da unverzichtbar. Durch das neue Hochschulzulassungsgesetz sollen deutsche und internationale Studenten gleichgestellt werden. Eignung und Motivation der Bewerber sollen bei der Vergabe der Studienplätze im Vordergrund stehen. Der stetig steigenden Zahl ausländischer Studenten wird mit einer höheren Zulassungsquote Rechnung getragen. Wurden bisher acht bis zehn Prozent aller Studienplätze in Hamburg für Ausländer reserviert, werden vom Sommersemester 2005 an 15 Prozent für internationale Bewerber freigehalten. Hamburger Hochschulen liegen derzeit mit 13 Prozent Ausländeranteil leicht über dem Bundesschnitt von zwölf Prozent.

Sory Phillipe Ketoure (38) studierte von 1987 bis 1989 an der Universität Abidjan (Elfenbeinküste) Jura. Nach einem Intensiv-Sprachkurs Deutsch am dortigen Goethe-Institut, wechselte er 1994 nach Hamburg. "Die meisten aus meinem Land gehen nach Frankreich. Ich wollte etwas neues probieren. In Hamburg hatte ich bereits Freunde", sagt Ketoure. Leicht war es für ihn dennoch nicht.

"Ich mußte ins kalte Wasser springen und mir alles erkämpfen. Und ich mußte mich anpassen, besonders an das Wetter. Heute fühle ich mich wie ein Hamburger." Seine Erfahrungen gibt er jetzt an ausländische Studienanfänger weiter.

Bei seinem Wechsel nach Hamburg hat Ketoure von Jura auf Politikwissenschaften gewechselt. Im Juni 2003 bestand er sein Examen. Jetzt arbeitet er an seiner Promotion. "Ich möchte später wieder zurück an die Elfenbeinküste und als Dozent Politik unterrichten."

Es gibt viele engagierte Studenten wie Naida Mehmedbegovic oder Sory Phillipe Ketoure an den Universitäten Hamburgs. Stellvertretend für sie wird Stefan Kolev (23) aus Bulgarien auf dem Senatsempfang sprechen. Auch das musikalische Rahmenprogramm wird von zwei ausländischen Absolventen gestaltet. Für das internationale Flair sorgen die Studenten gleich zu Beginn der Veranstaltung: Sie begrüßen alle Gäste in ihrer jeweiligen Landessprache.