Ihre Mission ist riskant, kompliziert und erfordert viel Fingerspitzengefühl. Sieben US-Astronauten sollen das Weltraumteleskop auf Vordermann bringen und mit neuen Instrumenten ausstatten. Keine leichte Aufgabe, in Schwerelosigkeit und mit dickem Raumanzug mit winzigen Schrauben zu hantieren ...

Washington. Die Mission der sieben US-Astronauten zur Reparatur des Weltraumteleskops "Hubble" ist riskant, kompliziert und erfordert überaus großes Fingerspitzengefühl. "Es handelt sich eher um eine Gehirnoperation als um einen Einsatz auf dem Bau", beschreibt einer der NASA-Männer die Arbeit. Während es die Astronauten ansonsten meist mit der Installation riesiger Sonnensegel an der Weltraumstation ISS zu tun haben, müssen sie bei "Hubble" eher diffizile Geräte warten, bei denen bis zu 100 Schrauben zu wechseln sind. "Eine echte Geschicklichkeitsaufgabe" - vor allem in der Schwerelosigkeit. Am 12. Mai ist es soweit - der US-Shuttle "Atlantis" startet zum fünften und letzten Wartungsflug für "Hubble".

Viel steht auf dem Spiel: Schaffen die sechs Männer und eine Frau alle geplanten Arbeiten, wäre nicht nur die Weiterarbeit des 13 Meter langen und elf Tonnen schweren Teleskops bis mindestens zum Jahr 2015 gewährleistet. "Hubble" wird dann nach Angaben der US-Weltraumbehörde NASA sogar noch viel spektakulärere Bilder über kollidierende Galaxien, Gasnebel und Schwarze Löcher zur Erde senden können. Klappt alles wie geplant, "wird die Effektivität des Teleskops zehn- bis siebzigmal verbessert".

Insgesamt elf Tage dauert die Reise der Raumfähre "Atlantis", fünf Außeneinsätze der Astronauten sind vorgesehen, jeder dürfte fast sieben Stunden dauern - selten sind Shuttle-Einsätze derartige Schwerarbeit. Viel ist zu tun. Mit der Installation zweier neuer Instrumente sollen Kommandant Scott Altman und seine Mannschaft "Hubbles" Sehkraft schärfen. Die "Wide Field Camera 3" schaut noch weiter in die Frühzeit des Universums. Und der "Cosmic Origins Spectrograph" soll bisher unerreichte Blicke auf schwach glimmende kosmische Objekte im Bereich der ultravioletten (UV) Strahlung ermöglichen.

Am meisten Fingerspitzengefühl erfordert die Reparatur des "Space Telescope Imaging Spectrographs", der seit 2004 nicht mehr funktioniert. Die Astronauten müssen unter anderem mit rund 100 kleinen Schrauben hantieren. Gehen diese verloren, könnten sie in das Teleskop fliegen und Schaden anrichten.

Schon jetzt hat "Hubble", das 1990 ins All gebracht wurde, das Bild der Menschheit von der Weite des Weltraums revolutioniert. Nach ersten Kinderkrankheiten samt unscharfen Bildern hat das Teleskop sensationelle Aufnahmen mit unerreichtem Detailreichtum geliefert. So hat "Hubble" etwa in seinem berühmten "Ultra Deep Field" auf einen Schlag rund zehntausend Galaxien in Milliarden Lichtjahren Entfernung aufgenommen - und das in einem Himmelsausschnitt, der noch 50-mal kleiner ist als der Vollmond am irdischen Firmament.

Zu den Sternstunden gehört auch der Blick in die Anfänge unseres Universums. "Wir haben in der Tat Objekte sehen können, die ihr Licht vor 13 Milliarden Jahren ausgesandt haben", sagt einer der NASA-Verantwortlichen, Dave Leckrone. Der Blick in die Tiefe des Raums sei daher zugleich ein Blick in das "Säuglingsalter des Universums".