Der Stammzellforscher Prof. Wolfgang-Michael Franz vom Klinikum Großhadern der Universität München sieht in diesem Experiment keinerlei Sinn. Er könne die Arbeit ethisch und moralisch nicht nachvollziehen.


Ist die Technik in Ihren Augen eine Alternative zu "rein menschlichen" embryonalen Stammzellen?

Prof. Franz:

Ich bin entsetzt darüber. Ich sehe in den Versuchen keinerlei Sinn. Das ist ganz klar überhaupt keine Alternative. Ich wüsste nicht, wofür diese Zellen relevant sind. In Deutschland sind solche Versuche ohnehin seit dem Embryonenschutzgesetz von 1990 nicht denkbar. Diese Arbeit kann ich ethisch und moralisch nicht mehr nachvollziehen und habe immer gesagt, dass wir solche Versuche nicht brauchen.



Was bedeutet die Arbeit für die deutsche Forschung?

Prof. Franz:

Das ist für uns ein Kuckucksei zehn Tage vor der entscheidenden Bundestagsdebatte um das Stammzellgesetz. Die britische Arbeit gefährdet die gerade gefundene Sachlichkeit in dieser Diskussion. Es steckt schon eine gewisse Polemik darin, wenn die Engländer gerade jetzt in der sensiblen Phase diese Ergebnisse bekannt geben und nun deutsche Forscher ausgebremst werden könnten, falls die Forschungsbedingungen hierzulande nun nicht erleichtert werden sollten.



Warum benötigen deutsche Forscher menschliche embryonale Stammzellen?

Prof. Franz:

Wir brauchen diesen Goldstandard als Vergleich, um andere Methoden wie adulte Stammzellen oder zurückprogrammierte Zellen (iPS) weiterzuentwickeln.



Haben die britischen Mischzellen angesichts des tierischen Anteils überhaupt einen praktischen Nutzen in der Therapie?

Prof. Franz:

Diese Zellen können nicht in der Medizin eingesetzt werden. Sie sind nicht notwendig.



Ist es denn ein neues Verfahren?

Prof. Franz:

Nein, auch andere Forscher haben schon vor Jahren Erbmaterial in Eizellen von Tieren eingefügt und Embryonen gewonnen. Sie bringen keinen wesentlichen Neuigkeitswert.