Experten streiten über die Risiken von Tonerpartikeln aus Druckern. Doch anderer Feinststaub aus den Geräten ist vielleicht gefährlicher.

Kopierer und Laserdrucker spucken täglich Millionen bedruckter Seiten in deutschen Büros und Haushalten aus. Außerdem erzeugen sie ein weiteres, unsichtbares Produkt: Staub. Seit Jahren diskutieren Fachleute, ob von diesen Teilchen Gesundheitsrisiken ausgehen. Der Staub sei gefährlich, meint zum Beispiel Hans-Joachim Stelting von der Stiftung nano-Control. Der ehemalige Kriminalbeamte ist selbst Betroffener. Er und einige Kollegen erkrankten plötzlich an Asthma: "Nachdem wir alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen hatten, blieb nur noch eine Erklärung: der neue Drucker."

Ähnlich wie ihm geht es vielen Menschen. Sie haben Asthma, Kopfschmerzen oder Hautausschläge, und als Ursache vermuten sie Tonerstäube. Etwa 2000 Verdachtsfälle hat nano-Control bereits gesammelt, in 177 Fällen erwies sich laut Stelting Staub aus Druckern oder Kopierern als eindeutige Ursache. Allerdings sei es schwierig, Ärzte zu finden, die sich des Problems annehmen: "Ärzte und Berufsgenossenschaften sind nicht gewillt, diese Vermutung fachlich zu überprüfen. Wenn solch eine Überprüfung durchgeführt wird, dann zeigt sich, dass der Verdacht nur in unter zehn Prozent der Fälle falsch ist."

Dass Tonerstaub selbst ein Gefahrstoff ist, darüber besteht weitgehend Einigkeit. Die Landesgewerbeanstalt Bayern fand in einigen Tonern krebserregendes Benzol, Nickel und zinnorganische Verbindungen. In einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin verursachten die feinen Teilchen bei Ratten Lungentumore. Auch in menschlichen Lungenzellen schädigt Tonerstaub laut einer aktuellen Studie das Erbgut, und in Tumorgewebe eines an Lungenkrebs gestorbenen Technikers fanden Rostocker Forscher Tonerpartikel.

Unklar ist aber, ob im Druckerstaub überhaupt Tonerteilchen enthalten sind. Mehrere Studien sprechen dagegen. "Wir haben bei elektronenmikroskopischen Untersuchungen nur wenige vermutliche Tonerbestandteile in der Innenraumluft einfangen können", sagt zum Beispiel Volker Mersch-Sundermann von der Uniklinik Freiburg. Der Mediziner leitete die "Toner-Studie" der Bundesanstalt für Risikobewertung (BfR), die im Herbst vorgestellt wurde. Demnach stießen die Drucker und Kopierer andere, kleinere Partikel aus. Die seien viel bedeutsamer als der Toner selbst, so Mersch-Sundermann, weil sie zu Beginn jedes Druckvorgangs massenhaft entstünden.

Auch sein Kollege Tunga Salthammer vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI in Braunschweig sieht das eigentliche Problem nicht beim Tonerstaub, sondern bei den hundertfach kleineren Teilchen, die beim Bedrucken des Papiers entstehen. Tonerpartikel bestehen aus einem Kunstharz, in das ein Farbstoff eingebettet ist. Sie werden auf die Bildtrommel und von dieser auf das Papier übertragen. Dort bindet sie der Drucker mithilfe einer beheizbaren Walze, durch deren Hitze das Harz anschmilzt und den Farbstoff auf dem Papier festklebt. Bei diesem Prozess verdampfen Chemikalien und ballen sich in der Luft zu extrem feinen Staubkörnern zusammen. Salthammer: "Wir haben festgestellt, dass diese Teilchen Bestandteile der Tonerpartikel sind, aber auch Wachse aus dem Papier und sogar den Schmierstoffen im Drucker enthalten."

Solche Teilchen erzeugen die Geräte teilweise in großen Mengen. Sie sind so klein, dass sie mit der Atemluft tief in die Lunge gelangen. Australische Wissenschaftler spürten die ultrafeinen Teilchen bei nahezu einem Drittel aller von ihnen untersuchten Geräte auf. Die Forscher stellten bei Messungen in einem Großraumbüro fest, dass sich die Konzentration von ultrafeinen Stäuben in der Büroluft gegenüber der Nacht fast verfünffacht. Die Studie zeigt auch: Allgemeingültige Aussagen über einzelne Geräte und Hersteller sind nicht möglich. Ein und derselbe Drucker pustet einmal große Mengen Teilchen in die Luft - und arbeitet unter etwas anderen Bedingungen nahezu staubfrei.

Volker Mersch-Sundermann rät jedenfalls, die Risiken durch Tonerstaub nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und umgehend zu erforschen: "Bei einer Massentechnologie, die nicht nur in Büros, sondern auch in privaten Haushalten und Kinderzimmern steht, sollte eine belastbare Abschätzung der gesundheitlichen Technikfolgen stattfinden." Auch sei die Industrie gefordert, entsprechende Studien aktiv zu unterstützen.

Bis dahin gilt: Drucker und Kopierer in separaten, gut gelüfteten Räumen unterbringen. Denn was auch immer die Geräte ausstoßen: Gesünder ist es, wenn man möglichst wenig davon einatmet.


Die Stiftung nano-Control zeigt am Sonnabend, 24.1., den Film "Vorsicht Toner-Feinstaub": 11 Uhr, Paritätischer Wohlfahrtsverband Hamburg, Wandsbeker Chaussee 8.