Berlin. Forscher aus dem Ausland zieht es vor allem an die großen Unis in Berlin und München, aber auch kleinere Städte sind beliebt. Das zeigt ein neues Hochschulranking. Doch Corona ändert auch hier vieles.

Ausländische Wissenschaftler kommen für Forschungsaufenthalte weiterhin am liebsten nach Berlin oder München. Das geht aus dem neuen Hochschulranking der Alexander von Humboldt-Stiftung hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Wie schon bei den Vorgängerstudien 2014 und 2017 landeten die Universitäten der Bundes- und der bayerischen Landeshauptstadt in der gleichen Reihenfolge ganz vorn: Die Freie Universität Berlin auf Platz eins, die Humboldt-Universität (Berlin) auf Platz zwei und die Ludwig-Maximilians-Universität München auf Platz drei. Dahinter folgen die Technischen Universitäten in Berlin und München.

Gut im Wettbewerb um die Gastwissenschaftler schneiden außerdem Göttingen, Bremen, Bonn, Potsdam und Konstanz auf den Plätzen sechs bis zehn ab. Insgesamt sind 83 Hochschulen in dem Ranking gelistet. Die größten Sprünge nach vorn im Vergleich zu 2017 machten die Universität Konstanz (von 16 auf 10), die Tierärztliche Hochschule Hannover (von 38 auf 12) und die Universitäten Würzburg (von 22 auf 14) und Regensburg (von 24 auf 15).

"Neben den großen Universitäten in den Metropolen sind auch viele kleinere Einrichtungen international sichtbar und attraktiv", sagte Stiftungspräsident Hans-Christian Pape. "Diese verteilte Exzellenz ist eine wirkliche Stärke der deutschen Wissenschaft."

Die Humboldt-Stiftung ermöglicht nach eigenen Angaben jedes Jahr mehr als 2000 Forschern aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. Die Bewerber wählen das Forschungsvorhaben und ihre Gastgeberhochschule in Deutschland selbst aus. Die Stiftung fördert dann den Aufenthalt mit dem Stipendium. Für die Rangliste wird ausgewertet, wieviele von der Stiftung geförderte ausländische Forscher in den letzten fünf Jahren an welcher Hochschule waren. Um einen Vergleich trotz unterschiedlicher Hochschulgröße zu ermöglichen, wird der Anteil ausländischer Wissenschaftler ins Verhältnis zur dortigen Zahl Professoren gesetzt.

Die Corona-Pandemie wirkt sich aber auch auf den internationalen Austausch in der Wissenschaft aus. Aktuell seien Änderungen der Mobilität zu verzeichnen, die internationale Kooperationen und Wissensstrukturen nachhaltig verändern dürften, sagte Pape. "Hieraus resultieren Herausforderungen, aber auch Chancen, neue Konzepte für internationale Kooperationen, Austausch und Begegnungen zu finden. Es wäre fatal für den Forschungsstandort Deutschland und die Wissenschaft an sich, wenn wir verlernen, über Landesgrenzen hinauszudenken."

Neben dem Gesamt-Ranking wurden auch Ranglisten nach Wissenschaftsbereichen erstellt. Bei den Ingenieurwissenschaften führt demnach Köln, in den Naturwissenschaften zieht es Gastwissenschaftler nach Regensburg, bei den Geisteswissenschaften liegt Berlin vorn. Zudem wurden außeruniversitäre Einrichtungen verglichen. Hier liegen nach Angaben der Stiftung wie schon im letzten Ranking von 2017 Max-Planck-Institute an der Spitze: Das Fritz-Haber-Institut in Berlin, das Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz und das Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf.

Von 2015 bis 2019 absolvierten den Angaben zufolge insgesamt 4602 "Humboldtianerinnen und Humboldtianer" einen Gastaufenthalt an einer Hochschule in Deutschland. Weil die Wissenschaftler sich ihre Forschungsstätte selbst aussuchen, wertet die Stiftung einen Spitzenplatz in dem Ranking als Anzeichen für internationale Kontakte und Ruf einer Einrichtung.

© dpa-infocom, dpa:201016-99-964583/2