Hamburg. Am Himmel über Hamburg im Dezember verglühen in der Monatsmitte Staubteilchen des Asteroiden Phaeton.

Abwärts ging es in den vergangenen Monaten mit unserer Sonne und dem Tageslicht. Der „Tiefpunkt“ der Sonne wird bei uns am 21.Dezember um 17.28 Uhr Mitteleuropäischer Zeit erreicht. Danach strebt sie wieder aufwärts. Während auf der Südhalbkugel der Erde der Sommer anbricht, beginnt dann bei uns der Winter mit langen Nächten, die uns viel Zeit bieten für den Blick in eine funkelnde Sternenpracht.

Helle Planeten suchen wir abends jedoch vergeblich – dafür grüßt uns der Mond zu Monatsbeginn und an den Weihnachtstagen am Abendhimmel. Bereits am 3. Dezember leuchtet er als Vollmond im Stier die ganze Nacht. Bis zum 6. Dezember zieht er durch das Wintersechseck, das von den hell funkelnden Sternen rund um den Orion aufgespannt wird und bis zur hellen Capella im Fuhrmann hoch in den Himmel reicht. Dieses rund um der Milchstraße funkelnde Sternenoval fällt uns bereits abends über dem Südosthorizont auf, selbst bei hellem Mondschein.

Auffälligste Sternfigur des Himmels

Am 2. und 3. Dezember steht der Mond noch neben Aldebaran (Alpha Tauri), dem rötlichen Auge des Stiers, wandert dann als Vollmond über dem Orion weiter in die Zwillinge und leuchtet am Nikolaustag abends unterhalb von Kastor und Pollux. Rechts darunter grüßt uns am Osthorizont Prokyon, der „kleine Hundsstern“. Nur wenig später, gegen 22 Uhr, taucht auch Sirius, der „Große Hundsstern“, hellstrahlend am Südosthorizont auf. Er funkelt und flackert dann besonders stark, da sein Licht in Horizontnähe einen langen Weg durch die Erdatmosphäre zurücklegt und von den Dichteschwankungen der Luft, der „Luftunruhe“, besonders in Mitleidenschaft gezogen wird.

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Wir können den Aufgangspunkt des Sirius gut anpeilen, wenn wir die Dreierkette der Gürtelsterne des Orion verwenden und Richtung Horizont verlängern. Das Sternbild Orion ist die wohl auffälligste Sternfigur des ganzen Himmels. Jeweils zwei helle Sterne über und unter dem Gürtel bilden Schultern und Füße dieses „Himmelsjägers“, der manchen auch wie ein überdimensionaler „Schmetterling“ erscheint. Hoch über dem Orion erreicht der Gürtel der Tierkreissternbilder seinen Gipfelpunkt, an der Grenze vom Stier zu den Zwillingen.

Verfolgungsjagd zweier Planeten

Rund um den 13. und 14. Dezember ist aus dem Sternbild Zwillinge (lateinisch „Gemini“) ein Ansturm von Sternschnuppen zu erwarten: das Maximum der „Geminiden“, eines der stärksten Meteorschauer des Jahres. Staubteilchen des auseinanderbrechenden Asteroiden Phaeton verglühen dabei in unserer Lufthülle. Kein Mondlicht stört dabei rund um Mitternacht. Charakteristisch für den Winter ist der Aufstieg der sieben Sterne des „Große Wagens“ im Nordosten: Mit den Kastensternen voran und einer immer steiler zum Horizont gerichteten Wagendeichsel klettert diese Sternenfigur bis in die Morgenstunden immer höher. Nach Mitternacht erscheinen im Osten auch bereits die typischen Frühlingssternbilder Löwe und Jungfrau, während im Westen das markante Herbstviereck zum Horizont sinkt.

Die Bühne ist nun bereitet für die Verfolgungsjagd zweier Planeten. Da ist zunächst Mars, unser äußerer Nachbarplanet. Er betritt kurz nach 4 Uhr morgens am Ostsüdosthorizont die Himmelsbühne. Anfang Dezember leuchtet er nur drei Grad über Spica, dem hellsten Stern in der Jungfrau. Der bläulich funkelnde Stern bildet einen schönen Kontrast zu Mars, der ein ruhiges, röt­liches Leuchten zeigt. Etwa zwei Stunden später folgt zu Monatsbeginn der Auftritt des Jupiters. Doch der viel heller als Mars leuchtende Riesenplanet schließt diese Lücke im Laufe des Monats: Ende Dezember geht Jupiter nur wenige Minuten nach Mars auf.

Tatsächlich ist die Ursache die schnelle Bewegung des Mars, die ihn von Spica jeden Tag weiter nach Osten Richtung Jupiter führt. Die Verfolgungsjagd zwischen Mars und Jupiter wird auch noch durch unseren Mond bereichert. Am 13. Dezember steht der Mond zwischen Mars und Spica in der Jungfrau. Am nächsten Morgen tritt er zwischen Jupiter und Mars, am 15. ist der Sichelmond dann an Jupiter in der Waage vorbeigezogen. Am 21. Dezember erreicht auch Mars die Waage und rückt bis Jahresende immer näher an Jupiter heran. Am Silvestermorgen sind sie noch etwa drei Grad voneinander entfernt, und genau zwischen den beiden Planeten funkelt auch noch der Alpha-stern der Waage, der „Zubenelgenubi“. Dieser Name stammt, wie viele Sternnamen, aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie „südliche Zange (des Skorpions)“, da man diese Himmelsregion ursprünglich noch zum Skorpion zählte.

Alpha Librae ist ein Doppelstern

Betrachten Sie das Ganze mal mit einem Fernglas. Dabei erkennen Sie, dass der Stern Alpha Librae tatsächlich ein Doppelstern ist, zwei Sonnen, die sich gemeinsam durch den Raum bewegen, 77 Lichtjahre von uns entfernt. Diese Sterne sind daher millionenfach weiter entfernt als die scheinbar „daneben“ stehenden Planeten: Mars und Jupiter stehen ganz nah im Vordergrund, sozusagen „vor unserer Haustür“: Denn Jupiter ist 50 und Mars „nur“ 16 Lichtminuten von uns entfernt – das sind aber immer noch fast 900 Millionen Kilometer bis zu Jupiter und fast 300 Millionen Kilometer bis zum Mars.

Venus hat ihre Rolle als „Morgenstern“ zu Ende gespielt. Aber ab 24. Dezember bietet uns der winzige Planet Merkur einen bescheidenen Auftritt in der Morgendämmerung: Zwischen sieben und halb acht Uhr kann man versuchen, Merkur nur wenige Grad über dem Südosthorizont zu sehen, bevor die helle Dämmerung ihn verschluckt.

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© Katja Frauenkron/Planetarium Hamburg