Berlin. Nie war es so einfach, die Welt aus der Vogelperspektive zu erleben. Die Redaktion hat drei Kamera-Drohnen getestet.

Die Kamera schwebt wenige Zentimeter über dem Boden, gleitet wie auf Schienen den Feldweg entlang – nur um sich kurz darauf rasant zu erheben und ein majestätisches Panorama auf die umliegenden Felder freizugeben. Noch vor wenigen Jahren hätten solche Videoaufnahmen nur mit Helikopter und hollywood­reifem Budget umgesetzt werden können – heute kann jeder aus luftiger Höhe auf sich selbst hinabschauen: durch die künstlichen Augen einer Kameradrohne.

Multicopter, wie die Fluggeräte wegen ihrer vier oder mehr Rotoren genannt werden, sind in den vergangenen Jahren nicht nur technisch ausgereift, sie sind auch für jedermann erschwinglich geworden. Wir haben drei Drohnen mit Videokamera auf ihre Einsteigerfreundlichkeit hin getestet.

Hubsan X4 Cam Plus

Hubsan X$ Cam Plus zeichnet Bilder wackelig auf
Hubsan X$ Cam Plus zeichnet Bilder wackelig auf

Der Multicopter von Hubsan für etwa 100 Euro ist der kleinste und günstigste Vertreter in diesem Vergleich: Er passt auf eine Handfläche und lässt sich – mit etwas Vorsicht – mit der mitgelieferten Fernsteuerung auch innerhalb der Wohnung fliegen. Die fest verbaute Kamera zeichnet mit einer Auflösung von 1280 x 720 Pixeln auf und bietet ein ordentliches Bild. Auf Videostabilisierung muss man allerdings verzichten: So wie das kleine Fluggerät schwankt, so schwankt auch das Videobild.

Rechtliche Regeln für Hobby-Piloten

Überhaupt scheitern die Flugversuche im Test zunächst. Nennenswerte Hilfe leistet die auf Englisch verfasste Anleitung nicht. Nach einigen Versuchen aber pilotieren wir die Drohne recht sicher, allerdings erfordert sie ständige Aufmerksamkeit, da sie leicht driftet. Immerhin: Die diversen Abstürze und Kollisionen verkraftete sie gut. Nach sechs bis sieben Minuten Flugzeit muss der Akku für rund 40 Minuten geladen werden. Ein spannendes Spielzeug; wegen des geringen Gewichts entfällt hier vermutlich auch die Versicherungspflicht. Wirklich ruhige Aufnahmen gelingen damit aber nicht.

Parrot Bebop Drone

Die Parrot Bebop Drohne stabilisiert ihre Bilder digital
Die Parrot Bebop Drohne stabilisiert ihre Bilder digital © BM | Parrot

Die Drohne des französischen Herstellers Parrot für etwa 400 Euro ist deutlich größer als Hubsans Winzling. Mitgeliefert werden neben zwei Akkus auch Rotorschützer für Inneneinsätze. Ihr volles Potenzial entfaltet die Drohne aber draußen. Für ihren Betrieb sind zwingend Smartphone oder Tablet erforderlich. Sie dienen als Live-Monitor für die Kamera und als Steuergerät.

Gleich nach dem Start fällt auf: Kein Vergleich zu Hubsans Mini: Die Bebop reagiert exakt auf die Steuereingaben. Gibt man keinen Steuerbefehl, bleibt sie in der Luft stehen. Allerdings ist die Steuerung via Smartphone etwas hakelig. Wirklich beeindruckend ist die digitale Bildstabilisierung: Denn obwohl die Full-HD-Kamera fest mit der Drohne verbunden ist, sieht man auf dem Video kein Wackeln. Die Kamerafahrten sind butterweich. Sie nutzt ein weitwinkliges Fish­eye-Objektiv, die dabei typischen Verzerrungen werden herausgerechnet. Die Bildkorrektur macht sich zwar ein klein wenig in der Schärfe bemerkbar, das stört aber nicht. Darüber hinaus beherrscht die Bebop auch erweiterte Navigationsfunktionen und kehrt auf Wunsch automatisch an ihren Startort zurück. Spätestens nach zwölf Minuten ist der Akku dann leer. Für Anfänger ist die Bebop gut geeignet. Wer die Reichweite erhöhen möchte und darüber hinaus eine präzisere Steuerung wünscht, kann nachträglich den „Skycontroller“ für rund 500 Euro kaufen.

DJI Phantom 3 Standard

Diese Drohne für etwa 820 Euro bewegt sich in einer anderen Klasse: Sie ist noch einmal deutlich größer und mit etwa 1,2 Kilo Gewicht rund dreimal so schwer wie Parrots Bebop. Nach dem Auspacken müssen noch die Rotoren angeschraubt werden, ansonsten ist die Phantom 3 fertig montiert. Sind Akku und Fernsteuerung aufgeladen, werden sie mit dem Smartphone verbunden, das als Display und Werkzeug für erweiterte Einstellungen dient. Diese Drohne ist nicht für Flüge innerhalb der Wohnung geeignet. Dafür gefällt sie unter freiem Himmel um so mehr: Per Fernsteuerung lässt sie sich leicht und präzise durch die Luft pilotieren.

Die Kamera zeichnet mit 2,7K-Auflösung sogar höher als der Full-HD-Standard auf und ist in einer mechanischen Aufhängung zur Bildstabilisierung gelagert, um ungewollte Kamerabewegungen auszugleichen. Sie macht gute, und im Vergleich zur Bebop deutlich schärfere Bilder. Per Fernbedienung lässt sich außerdem der Blickwinkel vertikal um 120 Grad frei verstellen. Der mitgelieferte Akku reicht locker für 20 Minuten Flugzeit und hat dann noch genügend Reserve, um die Drohne wieder zum Startpunkt zurückkehren zu lassen.

Darüber hinaus bietet die Drohne automatische Flugmodi: Sie kann einen bestimmten Punkt umkreisen oder auch selbstständig dem Piloten folgen. Im direkten Vergleich ist die Phantom 3 Standard klar die stärkste Drohne. Für einige Hundert Euro mehr gibt es die Advanced- und die Professional-Version, die erhöhte Funkreichweite (zwei Kilometer statt 500 Meter) oder sogar 4K-Videoauflösung bieten. Grundsätzlich ließ sich auch die Phantom 3 Standard gut ohne Vorkenntnisse in Betrieb nehmen und fliegen.