Bonn. Experten warnen: Bei jungen Patienten können codeinhaltige Medikamente zu schweren bis tödlichen Atemlähmungen führen.

Besonders Kleinkinder werden häufig von Reizhusten geplagt. Codein gilt als effektiver Wirkstoff gegen den unangenehmen Reiz. Doch bei jungen Patienten können codeinhaltige Medikamente zu schweren bis tödlichen Atemlähmungen führen. Seit April sind sie für Kinder unter zwölf Jahren deshalb verboten. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat jetzt das erste codeinhaltige Hustenmedikament komplett aus dem Verkehr genommen.

Das Mittel „Codeinsaft-CT 5 mg/5 ml“ darf ab sofort nicht mehr abgegeben werden, teilte das BfArM am Montag mit. Der Schritt erfolgte im Rahmen eines europäischen Risikobewertungsverfahrens. Demnach sorgten codeinhaltige Arzneien bei Kindern in mehreren Fällen für lebensbedrohliche Atemlähmungen, auch ein Todesfall ist bekannt. Grund: Im Körper einiger Kinder wird Codein sehr schnell in Morphin, das als Betäubungsmittel eingesetzt wird, umgewandelt. Der hohe Morphingehalt sorgt für schwerwiegende Nebenwirkungen, unter anderem eingeschränkte Atmung. Bei welchen Kindern diese schnelle Umwandlung auftritt, lässt sich nicht vorab prüfen. Auch Erwachsene können in sehr seltenen Fällen von den Nebenwirkungen betroffen sein. Entsprechende Hinweise, etwa speziell für Patienten mit Atemproblemen, fehlten jedoch bisher. Die Anbieter sind jetzt in der Pflicht, die aktuellen Informationen auf Verpackung und Beipackzettel anzupassen. Geschieht das nicht, könnten weitere Präparate verboten werden. Flüssige Arzneimittel, die Codein enthalten, dürfen zudem künftig nur noch in kindersicheren Verpackungen verkauft werden.

Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest raten Erwachsenen, Husten­mittel mit Codein nur kurz­fristig bei trockenem Reizhusten einzusetzen. Für Kinder könne sich auch rezept­freier Saft mit Spitzwegerich eignen. Weitere Alternativen sollten Eltern mit dem Hausarzt besprechen. Bei schleimigem Husten sollten Kranke zu Hustenlösern, etwa mit Ambroxol, Efeu oder Thymian greifen, rät die Stiftung. Wichtig: Für Kinder sollte es immer die alkoholfreie Variante sein.