Berlin. Trans-Fettsäuren erhöhen das Risiko eines Herzinfarkts deutlich. Doch in Deutschland gibt es keine Grenzwerte.

Sie lauern in Donuts, Croissants und Pommes frites: Trans-Fettsäuren. Schon fünf Gramm am Tag können laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Risiko für einen Herzinfarkt um 23 Prozent steigern – deutsche Männer verzehren Studien zufolge zum Teil bis zu 19 Gramm täglich. Die USA haben die ungesunden Fette jetzt mit einem radikalen Verbot verbannt. In der Europäischen Union wird seit Jahren diskutiert, wie sich Trans-Fettsäuren reduzieren lassen. Bisher haben sich nur drei Mitglieder und insgesamt sechs Länder zu festgelegten Höchstmengen entschlossen. Deutschland ist nicht darunter.

Wie Trans-Fettsäuren

der Gesundheit schaden

„Trans-Fettsäuren sind unerwünschte Bestandteile unserer Nahrung“, sagt Martina Junk, Sprecherin des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. In Mengen beeinflussen sie die Cholesterinwerte im Blut negativ. Sie können den Gehalt an schlechtem Cholesterin, sogenanntes Low Density Lipoprotein (LDL), in die Höhe treiben. Gleichzeitig senken sie den Gehalt an gutem Cholesterin, das wissenschaftlich korrekt High Density Lipoprotein (HDL) heißt. Verstopfte Gefäße und oder ein Herzinfarkt können die Folge sein.

So gelangen

die ungesunden Fette in Lebensmittel

Trans-Fettsäuren entstehen als Nebenprodukt bei der industriellen Verarbeitung von Pflanzenölen. Durch einen chemischen Prozess werden die flüssigen Öle gehärtet. So entstehen haltbare, halbfeste Fette, die etwa beim Braten, Kochen, Backen oder Frittieren zum Einsatz kommen und auch in vielen Lebensmitteln stecken. „Beispielsweise Blätterteig, frittierte Speisen, Kartoffelchips oder andere Snacks enthalten oft Trans-Fettsäuren“, sagt Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Auch Fertiggerichte und Tütensuppen können die riskanten Fette enthalten.

Verbraucher können jedoch nicht erkennen, ob und wie viele Trans-Fettsäuren in ihren Lebensmitteln stecken. Denn in Deutschland müssen sie auf Lebensmittelverpackungen nicht gekennzeichnet werden.

Wer gefährdet ist

„Wer hohe Blutfettwerte oder Herz-Kreislauf-Probleme hat, sollte vorsichtig sein“, warnt Professor Christian Weber, Chefarzt im Bereich Kardiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Aber auch „ein nennenswerter Anteil vor allem junger Menschen verzehrt mehr Trans-Fettsäuren als empfohlen“, schreibt das Bundesministerium für Verbraucherschutz.

Eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung zeigte 2013, dass besonders junge Männer zwischen 14 und 34 Jahren zur Risikogruppe zählen. Der Spitzenwert einiger Studienteilnehmer lag bei 19 Gramm Trans-Fettsäuren pro Tag, als unbedenklich gilt für Männer ein Wert von etwa 2,6 Gramm pro Tag. Bei Frauen gelten durchschnittlich zwei und bei Kindern etwa 1,4 Gramm als ungefährlich. Insgesamt verzehren der Studie zufolge rund zehn Prozent der Deutschen mehr Trans-Fettsäuren als empfohlen. Zur Einordnung: Laut DGE können 100 Gramm Kartoffelchips, je nach verwendetem Fett, bis zu sieben Gramm Transfette enthalten.

Was andere Länder

gegen die Fette unternehmen

Die USA haben in diesem Jahr als erstes Land der Welt gehärtete Fette in Lebensmitteln verboten. Sie gelten als die Hauptquelle von Trans-Fettsäuren. Die Hersteller haben nun drei Jahre Zeit, ihre Produkte umzustellen. Schon seit 2006 müssen sie den Trans-Fettgehalt auf der Verpackung kennzeichnen.

Auch einige EU-Staaten haben den Trans-Fettsäuren den Kampf angesagt. Dänemark war 2003 das erste Land, das eine Höchstgrenze von zwei Gramm Trans-Fettsäuren pro 100 Gramm für Lebensmittel einführte. Seither verzeichnen die Dänen einen Rückgang von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Auch Österreich, Ungarn, Island, Norwegen und die Schweiz haben vergleichbare Höchstmengen für die ungesunden Fette gesetzlich festgelegt.

Wie Deutschland

das Problem angeht

Bis dato gibt es in Deutschland keine gesetzlich geregelten Höchstmengen für Trans-Fettsäuren. Einzig für Babynahrung und Olivenöl gelten Grenzwerte, die durch die EU festgelegt wurden.

Zwar startete das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Initiative mit der Lebensmittelwirtschaft, um die schädlichen Fette zu minimieren. Die gemeinsam verfassten Leitlinien sind für in Deutschland verkaufte Lebensmittel aber nicht bindend.

Dabei wären verpflichtende Höchstmengen für Trans-Fettsäuren durchaus sinnvoll, findet Professor Weber von der Ludwig-Maximilians-Universität: „Aus meiner Sicht besteht der Bedarf. Das wäre hilfreich für diejenigen, die nicht sicher sind, welche Arten von Fetten ungesund und in welchen Lebensmitteln sie enthalten sind.“