Hamburg. In den lauen Sommernächten im August 2015 dürfen sich Sternengucker auf besonders viele Sternschnuppen freuen.

Sie haben noch Wünsche? Wunderbar, denn jetzt kommen Sternschnuppen zuhauf! Der Volksmund sagt ja, man solle sich beim Aufleuchten einer Sternschnuppe etwas wünschen. Die Beobachtungsbedingungen für dieses Spektakel sind recht günstig, denn unsere Sonne sinkt nun bereits früher und tiefer unter den Horizont als in den beiden vergangenen Monaten – um Mitternacht ist der helle Dämmerschein am Nordhorizont verschwunden. Auch das Mondlicht geht in der ersten Monatshälfte zurück. Zwar ist der Mond zu Monatsbeginn fast noch ein Vollmond, erreicht aber bereits am 7. August die Halbmondstellung und zieht sich dann als abnehmende Sichel auf den Morgenhimmel zurück, bis er am 14. August, kurz nach dem Maximum der Sternschnuppen, als Neumond ganz von der nächtlichen Himmelsbühne verschwindet. Wir haben somit rund um den 13. August gute Voraussetzungen, die vielen Sternenschnuppen ungestört sehen zu können!

Mondschein stellt sich abends erst vom 20. August an wieder ein: Der zunehmende Mond wird am 22. August zum Halbmond, am 29. August leuchtet der Vollmond im Sternbild Wassermann die ganze Nacht am Himmel.

Der Ringplanet Saturn hat an den Abenden einen Soloauftritt

Auf den hellen „Abendstern“, den Planeten Venus, müssen wir verzichten – wir hatten uns so daran gewöhnt, dass in der Dämmerung über dem Westhorizont stets dieser helle Lichtpunkt zu sehen war … Nun ist er zusammen mit Jupiter im Glanz der Sonne verschwunden.

Dafür bieten die Abende im August einen „Soloauftritt“ des Planeten Saturn. Der Ringplanet ist am Ende der Abenddämmerung über dem Südwesthorizont als hellster Lichtpunkt zu finden und fällt uns durch sein ruhiges, gelbliches Leuchten auf. Saturn glänzt im recht unscheinbaren Tierkreissternbild Waage, nahe der Grenze zum Skorpion. Die Sterne des Skorpions funkeln knapp links neben ihm. Saturn ist nur noch bis gegen Mitternacht über dem Horizont. Besonders leicht zu finden ist er in den Nächten vom 21. bis 23. August, wenn der zunehmende Halbmond an ihm vorbeizieht.

Ein Markenzeichen des Sommerhimmels ist das „Sommerdreieck“. Es prangt hoch im Süden. Über unseren Köpfen funkelt Wega im Sternbild Leier, der hellste Stern des Dreiecks. Fast ebenso hoch wie Wega steht links (östlich) von ihr der Stern Deneb im Schwan, während unterhalb der beiden der etwas schwächere Stern Atair die Südspitze des Sommerdreiecks markiert. Dieses große Sternendreieck wird uns zwar abends bis in den Dezember begleiten, es ist jedoch nur in den Sommernächten die ganze Nacht über zu sehen – daher sein Name.

Die drei Sterne sind wie alle Sterne ferne Geschwister unserer Sonne, und sie besitzen nahezu vergleichbare Farben und Oberflächentemperatur (etwa 8000 Grad). Es sind heiß glühende Gasbälle, die viele Millionen Kilometer durchmessen, uns aber aus vielen Lichtjahren Distanz Millionen Mal kleiner als unsere Sonne erscheinen.

Westlich, rechts der Wega, zeigt sich abends eine eher unscheinbare Sternregion, die bei den Babyloniern als Gilgamesch, der am Anfang der Welt das Chaos besiegt hatte, gedeutet wurde. Bei den Griechen war es Herakles, den die Römer Herkules nannten. Der Sage nach war Herakles der uneheliche Sohn des Göttervaters Zeus und wurde von ihm heimlich an die Brust seiner schlafenden Göttergattin Hera gelegt. Doch saugte er so heftig die göttliche Kraft spendende Milch, dass Hera erwachte und ihn wegstieß. So spritzte die Göttermilch über den ganzen Himmel – und ist als „Milchstraße“ noch heute östlich von Herakles zu sehen.

Nahe dem Nordosthorizont sind die ersten Vorboten des Herbstes zu finden, darunter Pegasus, das „Herbstviereck“. Wie eine überdimensionale Vorfahrtstafel steht es zu Beginn der Nacht über dem Osthorizont. In den Stunden nach Mitternacht ist unser Blick zum Himmel zunehmend in Flugrichtung der Erde um die Sonne gerichtet. Wir haben die Logensitze für eines der großartigsten Schauspiele, das uns die Natur bietet: den Meteorschauer der Perseiden! Es sind verglühende Trümmer eines Kometen. Die Erde kreuzt bei ihrem Umlauf um die Sonne jedes Jahr um den 11. bis 13. August die Bahn des Kometen Swift-Tuttle und pflügt durch die von ihm zurückgelassene Querstraße aus Staubteilchen, die typischerweise die Größe von Sandkörnern besitzen. Sie prasseln auf die Erdatmosphäre über uns und erzeugen einen leuchtenden Schlauch ionisierter Luft. Einige der verglühenden Partikel werden hell genug, um auch über der Großstadt sichtbar zu werden.

Dieses alljährliche Sternschnuppenschauspiel ist schon seit langer Zeit beobachtet worden. Katholiken brachten es mit dem heiligen Laurentius in Verbindung. Dieser Märtyrer war am 10. August des Jahres 258 in Rom hingerichtet worden. Seine Tränen aus Feuer fallen der Sage nach daher jedes Jahr vom Himmel um diese Zeit.

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Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazugehörenden Sternen-Podcast heruntergeladen werden unter: www.abendblatt.de/sterne