Kieler und Hamburger Wissenschaftler werden Mitte Dezember zur ersten Expedition mit Ziel Mittelatlantischer Rücken aufbrechen

Wilhelmshaven. Am Freitag und Sonnabend werden interessierte Hamburger die Gelegenheit haben, Deutschland jüngstes Forschungsschiff an der Überseebrücke zu besichtigen: Die „Sonne“ wurde am Montag in Wilhelmshaven offiziell an die Wissenschaft übergeben. Es handle sich um das weltweit modernste Schiff seiner Art, erklärte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) anlässlich des feierlichen Aktes. Die „Sonne“ sei ein „Hightech-Schiff“, das „höchsten Ansprüchen“ genüge.

Am Donnerstag um 10 Uhr ist in Hamburg die Einlaufparade der schwimmenden Forschungsplattform geplant. Aus Bremen kommend, wird das 116 Meter lange Schiff gegenüber der „Cap San Diego“ festmachen. Hamburg ist die dritte von fünf Stationen entlang der Küste, mit der das Forschungsministerium die „Sonne“ der Öffentlichkeit präsentieren wird. Neben der Schiffstechnik geht es um die Meeresforschung. Eine Ausstellung informiert über Schwerpunktthemen, etwa Leben in der Tiefsee, Rohstoffe am Meeresgrund oder die Berechnung von Meeresströmen.

Die Besucher bekommen Forschungsgeräte zu sehen wie das „Golden Eye“ (Goldenes Auge), das Erzvorkommen am Meeresboden aufspüren kann. Sie können eine echte Manganknolle oder metallische Krusten aus der Tiefsee ansehen und -fassen, Filme über die Arbeit an Bord anschauen und sich interaktiv Meerwissen aneignen.

Relativ große Wohnräume, Aufenthaltsräume, Bibliothek und Besprechungszimmer sollen das Leben der bis zu 40 Wissenschaftler auf den wochenlangen, arbeitsintensiven Fahrten so angenehm wie möglich machen. Die erste Forschungsreise beginnt am 15. Dezember unter Leitung des Meeresbodenexperten Prof. Colin Devey vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Ziel ist der Mittelatlantische Rücken auf halbem Wege zwischen Afrika und Amerika. „Wir wollen herausfinden, wie Meeresböden entstehen. Ist die Entwicklung homogen oder eher sprunghaft? Das Gebiet ist für solche Untersuchungen sehr gut geeignet, da hier die Trennlinie der Kontinente Amerika und Afrika ist, die sich immer noch voneinander wegbewegen“, sagt Devey.

Auch Hamburger Forscher werden während der sechswöchigen Fahrt an Bord sein und unter Leitung von Prof. Angelika Brandt, Zoologin an der Universität Hamburg, erkunden, ob sich die Zusammensetzung der Meerestiere und -pflanzen östlich und westlich des Mittelatlantischen Rückens unterscheidet. Devey: „An Land sind zum Beispiel die Alpen ein Migrationshindernis, das die Verbreitung von Tieren und Pflanzen über den Gebirgskamm hinweg erschwert. Die Kollegen wollen untersuchen, wie sich Gebirge am Meeresgrund auswirken.“

Zunächst wird das Schiff in Kiel ausgerüstet. Auf dem Weg nach Las Palmas (Gran Canaria) wird die „Sonne“ dann ihre erste Probefahrt mit der Forschungsinfrastruktur absolvieren, bevor die erste Expedition beginnt.